Meine Eltern

Jan Albrecht, der Polizist und Henni Lorenz

Ihre Kinder:

Ich und noch einer von dem zwei RA`s unabhängig von einander sagten, er entwickelt eine hohe kriminelle Energie.


Ariernachweis meines Vaters

Oben von links: Meine Mutter - Tante Manni - Tante Grete. Warum Onkel Gustav hier nicht auf dem Bild mit seinen Geschwistern zusammen zu sehen ist, kann ich nicht sagen. Gelebt hat er zum Zeitpunkt der Aufnahme aber schon. Wahrscheinlich liegt es an den Schleifen, die Dreifaltigkeit oder so ähnlich, womit mein Onkel sich eventuell nicht fotografieren lassen wollte.

Als meine Mutter geboren wurde, kam mein Großvater gerade von See und war mit seinem Kutter, HF 181 Fortuna, auf dem Weg zum Fischmarkt Altona dicht unterm Deich vorbei gefahren, um einen Bekannten am Deich zu fragen, was es denn diesmal geworden ist. Die Antwort: "Dat is wedder 'n Grasmieger worn, (also wieder ein Mädchen)". Das Wort Grasmieger sagt aus, dass die Mädchen beim Wasserlassen sich so tief hinhocken, dass der Hintern fast das Gras berührt oder er sogar darin verschwindet. Was man nicht auf dem Bild sehen kann, meine Mutter konnte oder wollte nicht stillsitzen. Sie hat, wie sie mir selbst sagte, immer mit ihren Beinen gewackelt. Sie hat nicht nur den Fotografen, sondern in erster Linie wohl ihre Geschwister oder Mutter foppen wollen. Vielleicht auch ihren Bruder, der aus diesem Grund seine Teilnahme verweigerte.

Der Urkunde nach war mein Vater ein 5-Monatskind und hat sich trotzdem, wie man auf den Fotos sehen kann, sehr gut entwickelt. Es gibt weitere Bilder, auf denen er ebenfalls mit einem Kleid abgebildet ist. Es muss wohl eine Marotte meiner Großmutter, Oma Auedeich, gewesen sein. Ich glaube nicht, dass es meinem Großvater immer recht gewesen ist. Das Bild oben daneben scheint seine Konfirmation gewesen zu sein. Die Steine auf denen er hier an der Hausecke seiner Eltern am Auehauptdeich 130 steht, sind irgendwann Gehwegplatten gewichen, die im Winter permanent hochgefrohren sind. Mit einer Fliege habe ich ihn nur noch einmal vor dem Haus von Oma Lorenz gesehen. Wegen der Haartracht nehme ich an, dass die Aufnahme links, zweite Reihe, während des Krieges entstanden ist. Meine Mutter dagegen hat ihre 'Wolle' bis zuletzt behalten. Es ist möglich, dass diese Aufnahme im Haus seiner Schwiegermutter entstanden ist, weil er auf einem Stuhl sitzt, den ich jetzt habe. Die Form der Armlehne deutet daraufhin, dass es einer der beiden Sessel aus der Stube von Oma Lorenz ist. Vielleicht sogar der, den ich von Tante Manni bekam, als sie von Harsefeld nach Scharbeutz ins Altenheim gekommen ist. Nach diesen Bildern muss es ihm gut gegangen sein, weil er doch recht rund im Gesicht war. Bei der Uniform oben handelt es sich um die Ausgehuniform des Heeres in der Grundausbildung. Der Kragenspiegel (weiß), deutet auf den Militärmusikdienst hin. Die Zahl auf dem Schulterstück ist die Nummer des 47. Infanterie Regimentes. In der Knopfleiste ist das EK II für Verdienste im rückwärtigen Raum. Er war in einer Militärpolizeimusikkapelle und spielte auf einem Blasinstrument. Der Orden der über der Brusttasche steckt, lässt sich nicht eindeutig zuordnen, weil die Farben nicht zu erkennen sind. Es scheint auf Einsätze im polnischen Raum hinzuweisen, wo er ja auch war. Auf der Brusttasche ist das Reichssportabzeichen zu sehen. Diese Auskünfte über die Rangabzeichen habe ich von meinem Nachbarn.


Das Foto oben muss in der Tschechei, in der Nähen von Prag aufgenommen worden sein. Es zeigt ihn mit zwei seiner Leute vor der Unterkunft. Das Bild muss nach seiner Zwangsübernahme in die SS entstanden sein. Mit seiner Entnazifizierung hatte er deshalb keine Probleme, wie er des öfteren erzählte. Vorher war er bei der Polizei in einer Musikkapelle. Er war auch, wie er sagte, bei der Begrüßungsmannschaft dabei, als der Himmler zu „Besuch“ nach Prag kam. Ich weiß noch , wie er mal erzählte, dass der getreue Heinrich dabei ganz schön Bammel gehabt haben muss. Er trat mit einer Leibgarde auf, die sich hinter den römischen Prätorianern nicht zu verstecken brauchte.

Später war er im Schützengraben an der Ostfront im Bereich Polen/Russland. Einmal haben sie nur zum Spaß morgens eine Milchkanne auf den Rand des Schützengrabens gestellt. Abends war sie vollkommen durchlöchert. Beim Rückzug mussten sie einmal einen Fluss durchqueren, ich glaube es war die Memel. Dabei sind einige ertrunken. Auch mein Vater war so erschöpft, dass er es beinahe nicht geschafft hätte. Er hatte keine Kraft mehr und wollte aufgeben. Als er unterging, spürte er den Grund des Flusses unter seinen Füßen und gab sich noch einen Ruck. Im weiteren Verlauf hat es ihn dann doch noch erwischt. Ein verirrter Splitter hatte ihn an dem Handrücken seiner rechten Hand im Bereich des Mittelfingers erwischt. Es sah so aus, dass er die Hand nicht mehr zum Schießen gebrauchen konnte. Daraufhin hat er einen geordneten Rückzug, zuerst durch die Schützengräben, später dann querfeldein, angetreten. Dabei kam er ganz überraschend einem Kettenhund in die Quere, der ihn auch prompt anhielt. Als er die Verletzung sah, ließ er meinen Vater ziehen. Es kann auch daran gelegen haben, dass der Kettenhund seine MP noch über der Schulter hängen hatte, während mein Vater seine im Anschlag hatte! Das muss den Kettenhund „beeindruckt“ haben. Im Lazarett angekommen, wurde er dem Arzt vorgeführt. Der besah sich die Hand, nahm eine Pinzette und hielt meinen Vater den Splitter unter die Nase. Es war so viel Zeit vergangen, dass sich die „Angelegenheit“ fast von alleine erledigt hatte. Trotzdem bekam er einen Verband und wurde in den Schlafsaal geschickt. Dort wollte er sich gerade ins Bett legen, als die Tür aufging. Es waren der Arzt und einige Leute, die für Rücktransport mit der Eisenbahn zuständig waren. Sie haben meinen Vater auf der Bettkante sitzen sehen als er sich gerade hinlegen wollte und riefen ihm zu:“Wenn Sie noch sitzen können, dann sehen sie zu, dass Sie in den Zug kommen". Es war der letzte Zug, der in die Heimat ging. Es gab nur noch einen Platz im Sitzen!!! Später, lange nach dem Krieg, hat er uns auch seine Narbe im Oberschenkel gezeigt und gesagt, dass es ein Granatsplitter war , der dort eingeschlagen ist und dort bleiben durfte.
Aber zwischendurch gab es eine Kriegstrauung im Haus
Müggenburg 6. Dazu fand man auch einen Grund, den Pastor ins Haus zu holen. Beide Bilder sind hinterm Haus Müggenburg 6 entstanden. Auch die beiden nachfolgenden Bilder sind im Krieg entstanden; da muss ich ca. 2 Jahre gewesen sein (April 41 geboren und Kriegsende war März 45). Die wenigen Haare auf dem linken Bild wurden damit begründet, dass er sich mit seinem Musikinstrument die Haare weg geblasen hat (hahaha). Später bekam der Stahlhelm die Schuld, obwohl er auf einem Bild weiter oben auch schon kaum Haare hatte.

Auf dem Bild unten hat meine Mutter den Hintergrund ausgeschnitten: er muss ihr aus irgendeinen Grund nicht gefallen haben. Es sieht fast so aus, als wenn es die gleichen Grashalme vom Auehauptdeichschlickgebirge sind vor dem sich seine Eltern zur Goldenen Hochzeit fotografieren lassen haben.

Unten und Jahre später auf einer Feier in der Nachbarschaft irgendwo bei Nachbarn im Jeverländerweg.

Unten achtern Huus von Oma Lorenz, Müggenburg 6.

Unsere kleine Nerzfarm hinterm Haus von Müggenburg 6. Irgendwann glaubte mein Vater, man könne durch eine Nerzzucht reich werden. Seine Vorbilder waren unter anderem auch Max Schmeling, der, wie man in eingeweihten Kreisen erzählte, sogar einen Kutter in der Ostsee gechartert hatte, der nur für ihn fuhr. Auch Paul Wehr, der hinter seinem Haus, letztes Haus vor dem Tuun am Auedeich außendeichs auf der linken Seite, also noch Hamburger Seite, eine Zucht hatte. Von dem wollte mein Vater 3 Feen abkaufen. Erstmal mussten dafür aber die Ställe aus Dachlatten und Karnickeldraht sowie ein Schutzdach gebaut werden. Die Ställe hatten einen Verschlag, den man mit einem Schieber verschließen konnte, in den die Nerze gescheucht wurden, wenn man das Futter reinlegen wollte oder die Viecher mit einer Falle aus dem Stall holen wollte, wenn es Zeit war, dass sie ihr Fell abgeben sollten.Von dem Tag an, als die äußerst bissigen Viecher da waren, mussten wir jeden zweiten Tag zum Fischmarkt und sogenannten "Gammelfisch" von den Großhändlern preisgünstig holen. Der Fisch war genauso frisch, nur nicht so groß, wie der der an die Einzelhändler abgegeben wurde. Wenn auf See schlechtes Wetter war, sind wir auch oftmals umsonst mit dem Dampfer nach Altona gefahren. Aber wir haben auch für uns manchmal die besten Fische noch herausgesucht. Das waren meine Beschäftigungen während meiner Urlaube als Lehrling.

Einmal ist eine Feh beim Füttern ausgebüxt. Mann war das eine Aufregung! Es war Winter und die Gräben hatten schon Eis. Das Nerzchen konnte über das Eis, nur mein Vater nicht, so dick war es, das Eis, dann doch noch nicht. Er musste immer einen Umweg machen und Brücken oder Stege benutzen. Zuletzt sauste sie unter die Hundehütte von Heinz zum Feldes Hund. Der hatte das gar nicht mitbekommen, so schnell ging es und dann noch bei so viel Aufregung am Deich und Kehrwieder. An den Hund (Dänische Dogge im besten Hundealter) kam aber nur sein Herrchen ran, so bissig war er. Dorto müss he ut sin Grönhökerloden holt warn. Dann erst konnte mein Vater die Hundehütte an einer Ecke anheben und blind tastend suchen. Er bekam die äußerste Schwanzspitze zu fassen, zog es unter raus und wurde prompt in die Hand gebissen. So gelenkig war das Tierchen. Zum Glück ging es so aus, den andernfalls hätten die Hühner in der Nachbarschaft ziemlich alt ausgesehen!

Zum Fell abgeben hat mein Vater sie zu Paul Wehr am Thun gebracht, der auch Tiere hatte, die soweit waren. Dort wurde extra ein Scharfrichter beschäftigt, der seine Erfahrung damit hatte, damit das Fell auch unbeschädigt blieb. Ums Leben gekommen sind sie in einer geschlossenen kleinen Holzkiste, wo ein Wattebausch mit Äther rein kam. Beim Fell abziehen gab es bis auf den Schwanz keine großen Probleme. Da aber der Schwanz relativ dünn und lang war, konnte es vorkommen, dass er abriss und ein Teil, also die Schwanzspitze, im Fell stecken blieb. Der Vollstrecker war jedes mal erleichter, wenn alles klar ging. Einmal hat er jedoch gesagt:"So, denn heb dick butten". Darauf eine Frauenstimme aus dem Hintergrund:"Un annere freit sik, wenn se em bin hebt"! Da mein Vater zu so einer Äußerung aus innerer Einstellung keine Miene verzogen hat, habe ich wegen eventueller Sanktionen es vorgezogen, es auch zu überhören. Es kann aber auch sein, dass das eventuell extra wegen meinem Vater gesagt wurde, weil sie ihn und seine Einstellung dazu kannten.

Sehr schnell haben meine Eltern eingesehen, dass mit der Nerzzucht keine Reichtümer zu erwerben sind und haben alles eingestellt. Das war aber noch deutlich bevor die selbsternannten Tierschützer auf der Bildfläche erschienen, die die Zuchtstationen stürmten, um die Nerze freizulassen. Dabei haben diese selbsternannten Experten übersehen, dass die Nerze gar keine Nerze sind, mit denen gezüchtet wird. Es sind die aus Amerika eingeführten Mink, die deutlich größer als unsere einheimischen Nerze sind und sich hier nun in unserer Flora breit machen und die Popularität unserer einheimischen Nerze bedrohen, indem sie ihnen den Lebensraum streitig machen und das natürliche Futter wegfressen!

Zwischen den Nerzkäfigen liefen auch unsere Hühner ungehindert herum und obwohl wir keinen Hahn hatten, ein kleiner Reimel dazu.


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Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist. Kräht der Hahn auf dem Huhn, hat es mit dem Wetter nichts zu tun.


Und noch einer, wenn die Kutter wegen Schietwedder keinen Fisch anlanden konnten. Kackt die Möwe waagerecht, wird schon bald das Wetter schlecht.


Auf einer Versammlung von gleichgesinnten selbst ernannten Tierschützern prahlt eine Blondine, dass sie neulich in einem Zooladen 25 Goldfische erworben und diese im Wald in Freiheit ausgesetzt hat!

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Das Haus in Weihe

Wie meine Eltern an das Grundstück gekommen sind, kann ich nicht sagen. Mit einem mal war auch von Bauen die Rede. Aber vorher wollten meine Eltern noch eine richtige Urlaubsreise bis nach Venedig machen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich auch bereits meinen Führerschein, aber die meiste Zeit hat mein Vater gefahren. Es war eine Reise von einem Campingplatz zum Nächsten, ausgearbeitet vom ADAC. Die einzelnen Stationen habe ich nun als alter Mann bereits vergessen. Der Aufenthalt am Königssee ist noch in Erinnerung, weil mein Vater dort beim Kacken im Häuschen mit dem Herzen seine Brieftasche aus der Hose unbemerkt verloren hat. Sie, nicht die Hose, sondern die Brieftasche mit der ganzen Kriegskasse wurde zum Glück vor dem Brett mit dem Loch und nicht in dem Loch gefunden. Als mein Vater bereits wieder im oder vor dem Zelt bei uns war, kam eine Lautsprecherdurchsagen, mit der mein Vater aufgefordert wurde, sich beim Platzwart zu melden. Erst dort hat er den Verlust bemerkt. Der ehrliche Finder hat sie so abgegeben ohne hinein zu gucken. Erst an der Rezeption hat man den Namen auf dem Ausweis gelesen. Ob es heute auch noch so ehrlich zugegangen wäre? Wenn die Brieftasche nicht gefunden worden wäre, wäre die Reise bereits am Königssee zu ende gewesen.


Immer wenn ich an den Aufenthalt am Königssee denke, fällt mir Nachfolgender Spruch ein:

Wie war denn der Urlaub mit deinem neuen Freund am Königssee? Hat er dir auch das Echo und den Watzmann gezeigt?“ „Ja, den Watzmann hat er mir gleich auf einem Rastplatz noch vor Hannover gezeigt!“


Nach dieser Reise haben wir uns intensiv um das Grundstück gekümmert und und sind mehrfach nur so zu Spaß oder schon fast aus Gewohnheit mal mit und mal ohne Bekannte dorthin gefahren. Das Benzin kostete damals doch nur 39 Pfennige pro Liter. Zu dem Zeitpunkt war unser Grundstück noch ein schmales Handtuch von, ich glaube etwa 19 X 101 Metern. Zum Schluss waren es dann durch Zukauf 3000 m². Gleich nebenan, bevor wir auch das Grundstück kauften, wohnte dort das kinderlose Ehepaar Langhans in einem Holzhaus zur Miete. Die hatte neben Ihrem Häuschen einen genderneutralen Donnerbalken, wie wir ihn noch auf einigen Campingplätzen auf unserer Urlaubsreise nach Italien vorgefunden haben.

Es, das Donnerhäuschen, war genau in südlicher Richtung, also zur Sonne ausgerichtet, also auch genau auf unser Grundstück zu. Und da das ganze etwa 50 Meter von der Straße entfernt war, war es dort recht ruhig, idyllisch und ungestört. So nach dem Motto: Hab Sonne im Herzen und Zwiebeln im Bauch, dann kannst du gut Furzen und die Erleichterung bringt es auch! Und da das Ganze von Bäumen und Büschen umgeben

war, hat man bei Sonnenschein auch schon mal die Tür aufgelassen. Und dann kamen wir und für die Benutzerin natürlich ganz unerwartet! Da sie im Sitzen die Tür, die ganz aufgeklappt war, so nicht erreichen konnte, saß sie da, wie auf einem Präsentierteller. Sie war ein junges Mädchen im interessanten Alter und zu Besuch bei ihren Verwandten. Wir alle haben so getan, als wenn wir nichts gesehen haben (ha ha ha).

Zuerst haben wir den Bauplatz ausgeschachtet. Meine Mutter oben auf dem Sandhügel, Jan Koch mit der Rückenansicht und ich mit der Schubkarre. Dann haben wir, unser Nachbar in Weihe, Wilhelm Rademacher, mein Vater und ich den Brunnen gebohrt. Erst trocken mit einem Spiralbohrer, danach, als wir in 13 Metern auf Wasser stießen, mit einem Rohrstück, welches unten eine Rückschlagklappe aus starkem Gummi hatte. Dieses Rohrstück haben wir ruckartig auf und runter bewegt und dabei den Sand im Wasser aufgewühlt. Dabei füllte sich das Rohr mit dem Sandwassergemisch. Der Sand blieb drinnen und wurde dann, wenn wir das Gefühl hatten, dass das Rohr voll war, nach oben geholt.

Zum Glück sind wir auf keinen Stein gestoßen. Bei 18 Metern haben wir Schluss gemacht. Der Schmied , unten links im unterem Bild, aus dem Dorf Holm, dem auch die Bohranlage gehörte, hat die Wasserader mit einer Wünschelrute aus einer frisch geschnittenen Eichenastgabel gefunden. Wir haben es ihm nachgemacht. Meine Mutter und ich konnten es, mein Vater und mein Bruder nicht. Das erste Wasser war ein bisschen spärlich und auch etwas trübe.

Der Schmied, ich weiß seinen Namen nicht mehr, beruhigte uns und meinte, der unterirdische Fluss muss erst in Gange kommen, dann habt ihr genug und auch klares Wasser. Er war schon lange im Ruhestand und machte das nur noch uns zum Gefallen. Er beherrschte auch noch das Feuerschweißen. Beispiele davon habe ich noch an der Wand seiner Schmiede bewundern können. Zu Spitzenzeiten hatte er mit seiner Schmiede über 100 000.- DM Umsatz im Jahr. Das war für damalige Verhältnisse beachtenswert hoch. Außerdem war er auch noch ein Lebemann. Auf seinem Grundstück hatte er noch ein Haus für seine Geliebte gebaut, mit der er darin wohnte, während seine altangetraute im Haupthaus wohnte. Ob und wie oft er des Nachts zwischen den Häusern pendelte, kann ich nicht sagen.

Hier stehe ich an der Mischmaschine und kurbele die Trommel in Richtung meines Großvaters, der sie mit Sand und Zement befüllt. Später, beim Decken schütten, ging der Motor kaputt. Das Kurbellager war ausgeschlagen und der Kolben hämmerte von unten gegen die Zündkerze, so dass kein Funke mehr überspringen konnte. Zuerst habe ich die nötige Distanz noch durch eine zusätzliche Unterlegscheibe, die ich unter die Zündkerze legte, hinbekommen. Aber kurze Zeit später gab das Kurbellager endgültig seinen Geist auf. Wilhelm Rademacher besorgte dann kurzerhand bei seiner Firma in Jesteburg, eine andere Maschine. Abends haben wir sie wieder zurück gebracht. Bei dem Wilhelm war ich gut angesehen. Ich hatte an dem Neubau von seiner Tochter mal ein Kellertreppengeländer gebaut und angebracht. Eines seiner Enkelkinder war da mal runter gefallen, weil es sich nicht festhalten konnte. Auch bei einem Bolzenschneider, den er leihweise bei sich benutzte und überlastet hatte, konnte ich helfen. Der Bolzen war durch die rohe Kraft so verbogen, dass die Schneiden nicht mehr zusammen kamen. Ich wollte schon kapitulieren, als ich den Bolzen herausnahm und um 90° versetzt wieder einbaute. Das funktionierte und ich habe selten einen so glücklichen Mann gesehen.

Der erste Stein.

Zwischen den einzelnen Bauabschnitten, haben wir uns, wenn es gerade passte, durch Zielübungen abgelenkt. Dabei hat der Schwiegersohn von Wilhelm auch auf die freilaufenden Hühner seines Schwiegervaters geschossen. Es war ein wesentlich kleineres Luftgewehr als meines, aber es hat gereicht. Die Hühner flatterten wie wild umher und lagen am nächsten Morgen tot im Stall. Jeder, auch Wilhelm, hat gesehen, dass ich es nicht war!

Das Holzhaus im Hintergrund gehörte dem Nachbarn Langhans, der später selbst ein Haus baute.

Das Haus oben im Hintergrund hat sich ein Architekt gebaut. Zu dem Zeitpunkt war er der einzige weit und breit da oben. Dann sah er uns und schrieb, er würde uns den oberen Teil unseres Grundstückes abkaufen und es würde doch genügen, wenn wir unser Häuschen (!) innerhalb der 50 Meter von der Straße bauen würden.

Dieses Haus haben wir, meine Eltern, sowie Walter Richter, der auch das Haus neben Oma Lorenz alleine gemauert hat , ohne weitere Hilfe gemauert. Er ist auf dem Bild rechts zu sehen. Zeitweise haben auch Bernd Körner und andere Kumpels von mir geholfen. Ich mit Elvistolle.

Neben Walter Richter steht der Enkel von Wilhelm Rademacher. Leider ist er sehr früh mit seinem Auto in Lüllau, fast vor der Haustür, verunglückt. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, ob Walter in seinem Urlaub, als er uns in Weihe geholfen hat, auch dort geschlafen hat, oder wir ihn jeden Tag aus Finkenwerder abgeholt haben. Ich weiß nur noch, dass wir alle 2 Stunden gegessen haben. Also normal gefrühstückt gegen 10 Uhr dann das Zweite Frühstück. Gegen 12.30 Mittagessen und dann im entsprechendem Abstand Kaffee und danach gab es auch noch etwas zu Abend. Wir haben aber nicht nur gegessen. In den Zwischenzeiten haben wir auch ordentlich rangeklotzt.

Als er, der Igler, dann sah, wie groß unser Häuschen“ wurde, hat er schnell noch einen Anbau bei sich gemacht.

Zuerst war unser Grundstück 19 X 101 Meter groß. Dann war das Stück hinten links zu Verkaufen. Ich habe so lange gedibbert, bis mein Vater zuschlug. Das Geld habe ich ihm vorgestreckt. Ich stellte klar, dass ich entweder das Grundstück bezahle oder mir ein Auto kaufe. Das Auto habe ich dann später gekauft.

Dann baute Herr Langhans, unser Nachbar aus dem kleinen Holzhaus, auf dem Bild oben, selbst ein Haus und auch dieses Grundstück wurde frei. Von Herrn Langhans hatte ich die Adresse des Besitzers aus Hamburg. Da ich in der Nähe zur Berufsschule ging, habe ich ihn penetrant mehrfach aufgesucht und bearbeitet. Er war ein selbständiger Tischlermeister. Er hat sich lange gewunden und rumgedruckst, bis er endlich damit heraus kam, dass er das Grundstück gleich nach dem Krieg einer damals schon älteren Dame für „einen Apfel und Ei“ abgekauft hatte. Es dauerte noch etliche Besuche bei ihm, bis er mit dem Namen und der Adresse der nun deutlich älter geworden Dame herausrückte.

Uns machte sie die Tür nur einen Spalt auf und war sehr verunsichert, als sie uns, zwei wildfremde Männer sah. Endlich, nach mehreren Besuchen bei ihr im Reseedenweg in Hamburg, gelang es uns, ihr klar zu machen, dass sie immer noch die Besitzerin des Grundstücks war, da der Tischler seinerzeit vergessen hatte, sich im Grundbuch eintragen zu lassen. Meiner Einschätzung nach, hat die Dame gar nicht realisiert, dass ihr das Grundstück immer noch gehörte und sie nun mit einem mal um 15 000,- DM reicher war. So kam es, dass aus dem schmalen „Handtuch“ ein Grundstück von 29 X 101 Metern wurde. Also nach Adam den Riesen währen es dann 2929 m².

Beim Richtfest, glaube ich war es, hatte Onkel Ewald ein Erlebnis der besonderen Art. Nach dieser recht feuchtfröhlichen Feier wachte er morgens in einem Bett im Haus der Rademachers auf. Wie er da hinkam, wusste er nicht. Sehr schnell bemerkte er auch, dass er keinen Pyjama anhatte, genauer gesagt, er hatte gar nichts an. Weder Wilhelm noch sein Schwiegersohn oder Tante Manni, die in der von Helmut gleich nebenan gebauten Holzhütte geschlafen hatte, haben Onkel Ewald „Bettfertig“ gemacht. Wir waren es auch nicht! In Frage kommen konnten nur Berta Rademacher, die Frau von Wilhelm oder deren Töchter. Es war ein ergiebiges Thema an nächsten Morgen und wurde auch von Allen entsprechend bunt ausgeschmückt. Mein Vater war dabei mal wieder der Zurückhaltendste.

Das Baugerüst hat mein Vater bei einer Schiffsabwrackfirma im Freihafen gleich hinter der Köhlbrandbrücke für lau besorgt. Unter Anderem Deckplanken und Bohlen von Laderaumabschottungen. Nach Weihe gebracht hat es der Fuhrunternehmer Peter Tiemann aus der Emder Straße in Finkenwerder mit seinem Borgwardt-LKW. Borgwardt hatte ja sogar Hubschrauber gebaut. Er, Peter, hat nichts dafür genommen. Er hat das mit einem Besuch seines Grundstückes in Appel am See verbunden. Außerdem hat mein Vater auch schon für ihn gemauert, das Haus, wo sein Grünwarenladen drin war. Aufgefallen war er mir schon früher. Das war, als die Tina Onassis zu ihrer Jungfernreise ausgelaufen war. Wir standen an der Elbe im Gorch Fock-Park. Dabei stand ich direkt hinter Peter Tiemann und sah wie ein Hund sein rechtes Bein gegen das Linke von Peter richtete. Er merkte das, wenn auch zu spät. Die Luftreise, die der Hund daraufhin machte, war beachtlich. Es wurde auch erzählt, dass Peter und sein Cousin Ludwig in Altenwerder einmal einen Boxverein „auseinander“ genommen haben sollen. Beide verfügten über beachtliche Körperkräfte. Aber einmal wurde er gefragt, ob er einen Auftrag für 12 000,- DM fahren könne, soll seine Antwort gewesen sein: Das mache ich auch für 9 000.- DM. Ich habe es nie so richtig glauben können! Aber andererseits hat die Tochter von ihm zu mir gesagt, warum habt ihr eure Wohnung nicht uns überschrieben. Wir hätten deinen Eltern 5 000 .-DM Abstand gegeben. Wohnungsraum war damals noch knapp und meine Eltern hätten sie pro Forma als Nachfolgeberechtigte Untermieter eintragen lassen können. Obwohl meine Eltern das gleiche bereits mit meiner Cousine Sigrid Prumbaum gemacht haben. Die Wohnung im Haus meiner Großmutter war zu klein und behördlicherseits war unsere im Wittmunderweg zu groß, so dass sie offiziell nicht bei ihren Eltern, sondern bei uns wohnte. Wer hat da wohl ebenso gepennt? Das mit dem Geld, hat uns ein anderer Fuhrunternehmer erzählt, der es als Konkurrent wissen musste. Von dem habe ich auch noch einen Spruch bis heute behalten und wende ihn bei passender Gelegenheit auch gegen andere an, die meiner Meinung nach nicht fleißig genug sind. Er sagte damals scherzhaft zu mir, als ich noch zur Schule ging und bei einem Umzug schweißgebadet mit geholfen hatte: „Aber nicht weniger als einen Stuhl“. Mit Betonung auf einen.

Oben betätige ich mich wieder mal als Packesel. Ich war nachher so geübt, dass ich ohne schwere Last die Leiter freihändig herauf gegangen bin. Außerdem war ich gut in Form. So einen Sack Zement habe ich ohne abzusetzen aus dem Kofferraum gehoben, auf die Schulter gelegt und „nach oben“ gebracht.

Auf dem oberen Bild wollte ich im letzten Abendlicht dabei sein, wenn der letzte Stein im vorderen Giebel gesetzt wird.

Den vorderen Giebel habe ich, nachdem er verputzt war, an einem Tag geweißt. Beim Auftragen des Zierputzes mit einem Quast, konnte man genau sehen, wo die einzelnen Gerüstabschnitte waren. Dort war das Muster „in Reihe“ und dazwischen „kreuz und quer“, so wie es eigentlich sein sollte. Ich war das nicht, das war der Chef persönlich.

Nach 3jähriger Bauzeit sind wir hier 1962 eingezogen. Das Haus wurde sehr akkurat gebaut. Alle Fugen waren gleich dick, die Ecken im Winkel und die Wände perfekt senkrecht .... bis Walter Richter durch Zufall die Steine von den beiden Schornsteinen zählte. Dabei war er uns sogar im Nachteil; er hatte nämlich nur ein Auge, was man auf dem Foto nicht sehen kann. Ein Schornstein war eine Steinlage höher. Helle Aufregung!!! Es hat eine geraume Zeit gedauert, bis die Entscheidung viel. Er durfte höher bleiben! Dazu fällt mir gerade nachfolgender Spruch ein, der außer bei diesem einen Steinhöhenunterschied zwischen den beiden Schornsteinen, in keiner Weise auf das Haus zutrifft!


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Der Tischler arbeitet auf den Millimeter genau, der Zimmermann auf den Zentimeter und der Maurer muss aufpassen, dass er auf dem Grundstück bleibt.

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Dass meine Eltern einen Kamin in der Stube haben wollten, war klar und für uns alle auch selbstverständlich. Mein Vater mauerte ihn auch nach seinen Vorstellungen. Als er fertig war und ich ihn sah, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Er, der Kamin, war insgesamt nur etwa einen halben Meter hoch und das Feuerloch fast auf dem Fußboden. Man hätte das Feuer selbst kaum sehen könne, so klein war die Feueröffnung. Ich habe interveniert und konnte zuerst meine Mutter auf meine Seite ziehen. Gemeinsam gelang es uns auch meinen Vater zu überzeugen. Knurrend riss er das Gebilde wieder ab und baute ihn so auf, wie er auf dem Bild zu sehen ist. Dann habe ich noch mit langen Armen durch den Kamin hindurch am Schornsteineingang eine selbst gebaute Klappe aus Blech mit "Fernbedienung" eingebaut, damit, wenn er nicht in Betrieb ist, nicht die warme Stubenluft unerlaubter Weise sich heimlich durch den Schornstein unerlaubter Weise verdrückt. Dann erst habe ich meine auf der Werft gewonnene Heizerleidenschaft voll zur Geltung kommen lassen. Unten knie ich als „Heizer" vor dem Kamin. Das Birkenholz war manchmal so nass, dass das Birkenwasser herausquoll. Aufgefangen und in die Haare geschmiert haben wir es aber nicht. Gerade das Feuer zu sehen, ist doch fast wichtiger als Wärm damit zu erzeugen!

Als meine Eltern planten, ein Haus in Weihe zu bauen und auch noch bei unserem Einzug dort 1964, gab es in den Haushalten noch keine Telefone! Wozu auch, denn wenn man sich etwas zu sagen hatte, ging oder fuhr man hin. Zuerst mit dem Fahrrad und später, aber nur wenn es wirklich wichtig war, mit dem Auto. Briefe verschickt wurden nur, wenn die Entfernungen zu groß waren. Und das ging noch Jahre so! Wir zogen also richtig in den Outback und waren auf die Zuverlässigkeit unserer Fahrzeuge angewiesen, denn eine Busverbindung haben wir dort auch nicht gehabt. Lange Rede kurzer Sinn: Wir haben es überlebt! Aber einer, der irgendwann einmal aus der Dunkelheit mitten in der Nacht bei uns auf unserer Auffahrt auftauchte, tat mir denn doch etwas leid. Ich hatte zu einer Party mit Wissen meiner Eltern, die nicht da waren, eingeladen, als zu vorgerückter und leicht beschwipster Stunde eine der Deerns, die gerade zufällig aus dem Stubenfenster sah sagte, dass sich ein Mann auf unserer Auffahrt dem Haus näherte. Tapfer wie ich war und immer noch bin, habe ich den Mann auf unserem Parkplatz abgefangen. Er muss wohl in der Nacht in eine unangenehme Lage gekommen sein und fragte nur nach einem Telefon. Als ich diesen, seinen Wunsch, nicht erfüllen konnte, hatte er wohl kapituliert. Er drehte sich wortlos um und verließ zögerlich und ziemlich geknickt das Grundstück. Wer weiß, was er gerade durchgemacht hatte. Ich habe nichts wieder von oder über ihm gehört. Aber das war noch lange nicht das Ende der Telefonlosigkeit. Noch nach unserer Hochzeit im April 1969 hatten wir erst nach deutlichem Drängen einer einzelnen Dame in Finkenwerder einen Anschluss für unsere Wohnung oben am Auehauptdeich 130 beantragt und bekommen.


Irgendwann kam mein Vater freudestrahlend von seiner Schicht und berichtete, er müsse nach Harburg. Dort könne er mit einem Einkaufsausweis, den er über die Polizei bekommen hatte, verbilligt einkaufen. Immerhin 3% billiger. Der Laden war in unmittelbarer Nähe zum New York Gummicamp, wie wir dazu sagten. Seine spontane Freude wurde deutlich getrübt, als ich sagte, dass die diese 3% bestimmt vorher aufgeschlagen hätten. Als ich die Lampen dann anbaute, machten sie mir einen Eindruck, dass sie auch 30% billiger hätten sein könnten. Ich habe dazu aber nichts mehr gesagt. Mein Vater hätte mit Sicherheit sehr ungnädig darauf reagiert, gerade weil er sich bei meiner ersten Äußerung nur mit Mühe beherrschen und ein Knurren unterdrücken konnte.

Peinlich war mir in Erinnerung geblieben, als noch vor Weihnachten während der Bauzeit, einige Tannenbäume gefällt werden mussten. Bernd Körner und ein weiterer Kumpel kamen angefahren und haben sich die Besten davon ausgesucht. Bernd hatte seinen umsonst, weil er ja mitgeholfen hatte. Und als der andere, den ich ja auch gut kannte, seinen Baum mitnehmen wollte, sagte meine Mutter: "Einemarkfünfzig". Ich habe geglaubt, ich höre nicht richtig. Die Bäume währen sonst irgendwann mal auf einen Haufen geworfen und verbrannt worden.

Aber einmal war es meinem Vater recht peinlich, als wir noch bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück nach Jesteburg kamen, genauer gesagt durch Jesteburg bis zu einem komischen Bau. Wir, Herr und Frau Keller (unten) sowie meine Eltern, hielte an. Wir stiegen aus und sahen wie unter bäuerlicher Anleitung ein Zuchtbulle seine liebste Arbeit verrichtet hat und die sollte er noch einmal wiederholen. Zu diesem Zweck wurde der Bulle an einer starken Leine am Nasenring durch einen großen hohen Heuhaufen geführt. Das hat auch entsprechend gekitzelt und gewirkt und der Bulle war auch ein zweites mal mit Begeisterung bei der Sache. Kurt Keller, seine Frau und ich haben zugesehen, während besonders mein Vater in diesem Moment abseits ging, so dass er nichts sehen können brauchte und die Mauersteine von dem Bau gezählt hat. Wo genau meine Mutter stand, weiß ich nicht mehr, wahrscheinlich irgendwo in der Mitte. Er hat auch danach nichts gesagt aber ich habe genau bemerkt, dass er irgendwie stinksauer war. Seinem Chef konnte er ja nichts sagen und schon gar nicht anpflaumen, weil der Zugucken wollte und nicht wie mein Vater, am Liebsten weitergefahren wäre. Wieder ein innerer Reichsparteitag, dieses Mal für mich.

Revierführer von HH - Finkenwerder, Kurt Keller, mit seiner Frau 'Fite' zu Besuch in Weihe. Er war mein 'väterlicher Freund'. Er wurde der Nachfolger vom Revierführer G., der wegen seiner Nazivergangenheit seinen Stuhl in Finkenwerder räumen musste. Zu dieser Zeit war mein Vater Schichtführer und fuhr einen VW-Käfer neuester Bauart, der erste iauf Finkenwerder mit großer Heckscheibe, währen sein Chef einen Renault Daufine besaß, der einiges kleiner war aber noch Platz für deren Hund namens Lorbas hatte. So ein bischen Eifersüchtelei trat schon zu Tage. Als ich noch zu Hause wohnte, hat mir Herr Keller während eines Besuches einmal eine kleine Episode aus seinem Leben erzählt. Dabei ging es darum, dass er mit seiner Frau über den Fischmarkt in Hamburg ging und im Gedränge immer die Spitze einer langen Pflanze von einer vor ihm gehenden Frau ins Gesicht bekam und im Gedränge nicht ausweichen konnte. Irgendwann war es ihm zu viel und er sagte mit einer deutlichen erhobenen Stimme:'Nehmen Sie doch endlich mal ihren Kitzler aus meinem Gesicht!'. Wie es ausging hat er nicht berichtet, da mein Vater in die Stube kam, der für solche Stories absolut nichts übrig hatte. Er war eben etwas verklemmt.

Als das Ehepaar Keller einmal bei uns in Weihe zu Besuch waren und wir alle einen Spaziergang in die nähere Umgebung machten, sind wir beim Bossard angekommen. Natürlich sind wir da hineingegangen. Ob wir Eintrittsgeld bezahlen mussten, kann ich nicht mehr sagen. Aber ich erinnere mich noch ganz genau, dass wir von der Frau Bossard herumgeführt wurden. Ihr Mann lebte zu dem Zeitpunkt nicht mehr und einige Figuren im Außenbereich hatten auch bereits unter den Witterungseinflüssen gelitten. Frau Bossard zeigte uns diese Blessuren an den Figuren, als Herr Keller dabei so ganz beiläufig erwähnte, Jan, du bist doch Maurer. Man konnte richtig sehen, wie die Augen der Frau Bossard hoffnungsvoll auf meinen Vater ruhten. Vergebens. Sie musste akzeptieren, dass mein Vater nicht wollte. Wie er sich herausredete, habe ich nicht mehr drauf. Nach unserem Rundgang dort, haben wir uns wieder auf den Rückweg nach Weihe gemacht und ich habe die Kunststätte für Jahre aus den Augen verloren. Erst Jahre später, als wir bereits das Haus in der Ferdinandstrasse hatten, haben wir noch einmal einen Spaziergang von Weihe aus, zum Bossard gemacht. Dort liefen einige junge Leute recht geschäftlich herum. Als wir aber Frau Bossard sahen, haben wir sie angesprochen. Sie war immer noch so, wie ich sie von damals in Erinnerung hatte. Überraschenderweise hat sie uns, obwohl wir ja fremd für sie waren, sogar noch auf ein Kaffee in ihre Küche in ihrem privatem Bereich eingeladen. Dort haben wir uns noch eine Zeitlang wirklich nett unterhalten. Erst als wir gingen, hat einer der jungen Leute uns gesehen und dabei erwähnt, das sie das von Frau Bossard nicht erwartet hatten und sie es auch gar nicht gerne gesehen hätten. Ich glaubte dadurch verstanden zu haben, dass die Kunststätte in andere Hände übergegangen ist und die Frau Bossard eigentlich nur noch geduldet war. Und noch später habe ich in einer regionalen Zeitung gelesen, dass der Künstler auch noch eine Nazivergangenheit gehabt haben soll. Davon habe ich aber bei meinen Besuchen nichts erkennen können. Danach bin ich nicht mehr dort gewesen.

Oben ist ein Ausschnitt aus der Bildzeitung vom 30.11.1977.

Ernst Wenger wiederum war ein Mitarbeiter von meinem Vater auf der Wache in Finkenwerder. Später war mein Vater sein Schichtleiter. Ich kannte Ernst Wenger und seine Frau gut. Sie hatten am Köterdamm ein schönes Haus. Einmal habe ich meinen Vater mit meinem Wagen zu den beiden gefahren. Es wurde ein lustiger Abend; für die beiden Männer. Ich musste (und wollte auch) nüchtern bleiben aber die Beiden.... Mit jeeden Grog meer un je loter de Obend wör, hebt se meer un meer `dumm Tüch ` snakt. Man, hebt de beidn sik good voston! Sin' Froo het feine Handarbeit mokt un ik heb tohört. Wür jo ok bannich interessant, wat se dor alns to snacken harren. Af un an hebt sin' Froo un ick öber dat wat se snagn den, uns mit ein Grintje int Gesicht ankeken. Aber, es muss eine große Liebe gewesen sein. Seine Frau hat seinen Tod nicht lange überlebt. Se is bi Nacht von Finkwarder Damper ut inne Ilf gon.

Meine Mutter dagegen hatte bei jeder passenden Gelegenheit mit dem Spruch gedroht, ins Wasser gehen zu wollen. Erst war es die Elbe, später die Seeve. Ob sie im Altenheim auch diese Sprüche verwendet hat, kann ich nicht sagen. Aber dort hätte sie dann die Badewanne nehmen müssen. Als Onkel Gustav (Bruder meiner Mutter) einmal zu Besuch in Weihe war, hat er ihr aus gegebenen Anlass gesagt, Henni wen du in de Seeve gon wull, den müs' du di warm antreggen, de Seeve is bannig kold und upn Buck müss du di ok legen, sons ward dat nix, denn so deep is se ok wedder nich. Das hatte gesessen und das gerade von ihrem „kleinen Bruder“. Sie hat große Augen gemacht und diesen Spruch nicht mehr gebracht. Noch ein innerer Reichsparteitag für mich.

Eines Tages kam mein Vater mit Arko bei uns in Weihe an. Er war ein reinrassiger Boxer, allerdings ohne Papiere. Sein Vater war ein ausgebildeter Polizist. Links im großen Bild hatte er noch seine Ohren und seinen Schwanz. Ich fand das kupieren von Schwanz und Ohren absolut nicht gut aber es musste sein, da das der damalige Trend war. Meine Einwände wurden nicht erhört. Er wurde sehr schnell mein bester Freund. Wir haben rund um Weihe an so manchen Tagen sehr lange Spaziergänge gemacht. Er wollte auch immer bei mir sein. Das ging so weit, dass er einmal schneller im Schlafzimmer war als ich und den Platz in meinem Bett nicht räumen wollte. Er wurde richtig ärgerlich und knurrte mich an. Das hat meine Mutter von unten gehört. Sie kam rauf und ihr gelang es erst ihn zum Verlassen meines Bettes zu bewegen. Leider ist er nicht alt geworden. Ich glaube 10 Jahre. Dann wurde er krank. Er bekam Anfälle und verlor zunehmend die Orientierung. Dabei stieß er immer öfter gegen Tisch und Stühle. Rechts hat meine Mutter seine letzten Tage dokumentiert. Er wurde am höchsten Punkt in Weihe beerdigt und bekam sogar eine Stein.

Bei einem Spaziergang mit Arco in der näheren Umgebung der Kunststätte Bossard habe ich ihn mit Stockwerfern in Bewegung halten wollen. Das klappte eigentlich immer ganz gut und er brachte ihn mir auch jedes mal zurück. Bis auf einmal, da blieb er mitten auf dem Weg stehen und schnüffelte dort auf einer Stelle stehend herum. Als ich bei ihm war sah ich, dass ich eine Kreuzotter genau auf dem Kopf getroffen hatte. Der Stock lag daneben aber Arco hat nicht im Entferntesten daran gedacht, ih mir zu bringen. Die gerade erlegte Schlange war ihm wichtiger. Die Kreuzotter tat mir aufrichtig leid aber ändern konnte ich es nun auch nicht mehr. Irgendwann hatte er genug geschnüffelt und folgte wieder meinen Beschäftigungsvorschlägen.Ein anderes mal hatte ich eine junge Kreuzotter direkt neben unserem Haus gesehen, wie sie aus einem kleinen Gestrüpphaufen herauskroch. Da mein Vater gerade in der Nähe war, habe ich ihn gerufen und was macht der. Da er gerade einen Spaten in der Hand hatte, hackte er sie mitten durch. Ich war entsetzt als ich das sah und erst recht, als ich sah, dass beide Hälften für sich noch herumzappelten. Erst als ich sagte, hau ihr wenigstens noch einen auf dem Kopf, hat sich zu mindestens diese Hälfte nicht mehr gerührt. Danach habe ich mir noch lange Vorwürfe gemacht, dass ich meinen Vater überhaupt hinzu gezogen habe. Ich hätte sie einfach kriechen lassen sollen!

Der Hund läuft nun sehr gut ohne Leine!“ „ Sehr gut, und wo ist er nun?“ „Keine Ahnung!“


Geburtstag in Weihe.

Ganz links Tante Manni, wem die Beine gehören, weiß ich nicht, Oma Auedeich, Opa Auedeich und unser Töchterchen Anja.

Oben meine Eltern in der Stube. Rechts meine Cousine Susanne, genannt Sanna, eine exzellente Klavierspielerin. Sie hat seinerzeit in einem Wettbewerb die hessische Landesmeisterschaft gewonnen. Hier mit ihrer Mutter, Tante Antje, eine Musiklehrerin.

Zu diesem Zeitpunkt haben wir bei meinen Großeltern auf dem Auedeich in Finkenwerder gewohnt. Gleichzeitig hat mein Bruder in Buchholz von der Stadt ein günstiges Grundstück erworben und ein großes Haus mit zwei Wohnungen errichtet. Den kompletten Rohbau hat mein Vater gemauert! Auch dabei habe ich mitgeholfen. Nicht viel, aber immerhin. Die Bäume auf dem Grundstück, überwiegend Tannen, habe ich sehr mühsam nach Finkenwerder geschafft und im Schuppen hinterm Haus deponiert. In der Küche hatten wir ja noch einen Kohleherd. Elisabeth machte mich irgendwann darauf aufmerksam, dass meine Großeltern das Holz verfeuerten. Ich habe nichts gesagt, da wir ja mietfrei oben wohnten - aber fragen hätten sie doch können. Kurz danach, als wir noch auf dem Auedeich wohnten, ist mein Großvater gestorben. Danach sind wir wegen ewiger Querelen mit meiner Großmutter und meinen Eltern im Hintergrund nach Buchholz gegangen. Irgendwann konnte meine Großmutter nicht mehr alleine auf dem Auedeich klarkommen und mein Vater hatte auch keine große Lust immer von Weihe nach Finkenwerder zu fahren, um dort nach dem Rechten zu sehen. Auch hatte er keine Lust, das Haus aufrecht zu halten und alles machen, wo meine Großmutter nicht mehr mit zurechtkam. Er hat also seine Mutter nach Weihe geholt und oben wohnen lassen. Es waren ja zwei Zimmer, Bad und Küche dort oben vorhanden. Das Haus in Finkenwerder hat er dann verkaufsfertig hergerichtet und verkauft. Nachdem was ich erfahren habe, hat er dafür 40 000,- DM erhalten. Das ist soweit in Ordnung, weil nur einige wenige m² Grundstück zum Haus gehörten. Was mir aber auffiel war, dass der Wert des Rohbaus meines Bruders ziemlich genau den gleichen Wert hatte. Irgendwann, nachdem ich mal gewagt hatte, etwas zu sagen, hat mein Vater dann eines seiner Konten aufgelöst und mir 12 000,- DM gegeben, die ich dringend in mein Haus stecken musste. Damit ist die Differenz zwar auf etwa 30 000,- DM geschrumpft, zeigt aber doch deutlich die Wertschätzung. Die 40 000,- DM hatte er ja noch irgendwo liegen, die er im Grunde genommen ja nicht brauchte. Als ich ihn einige Zeit später gebeten hatte, mir eine Wand in meinen Küchenanbau in Buchholz zu mauern, hat er sich auffallend gesträubt. Die Wand hat die Maße von 2,20 x2,20 mit einem Loch für die Tür darin. Die Tür habe ich natürlich eingebaut. Die zweite Wand im gleichen Küchenanbau habe ich danach selbst gemauert. Ich wollte es mir nicht noch einmal antun, zu fragen. Er und mein Bruder haben davor nur einmal bei mir mit angefasst. Das war, als ich mein Dach decken musste. Bei beiden war damals bereits eine große Unlust vorhanden. Erst als ich meinem Vater sagte, dass ich auf drei Pfannen eine DM sparen kann, weil ich sie über den Bauleiter unserer Firma einkaufen konnte, hatte er zugesagt. Mein Bruder war keine große Hilfe. Es war eher Sabotage, was er machte!!

Wilma Atlas aus Amerika, die Tochter von Oma Lorenz Schwester Emma Baer, Berta Rix aus Pinneberg, meine Mutter und Monika Rix neben meinem Vater besuchen meine Eltern in Weihe.

Berta Rix und Wilma Atlas bewundern das Haus von vorne.



Mein Vater ist am 24.4 2002 gestorben.


Alle anderen Urkunden und noch mehr, hat mein Bruder, mit dem ich nie wieder etwas zu tu haben will. Mein Bruder brauchte nicht mit anfassen, da er ja noch in der Ausbildung war. Bei mir war es egal, ob ich auf der DW in der Woche Überstunden gemacht hatte.... Auf jeden Fall hat es später geschafft das Haus an sich zu reißen, zu verkaufen und mich um einen Teil meines Erbes zu betrügen. Er hatte ja auch die entsprechende Ausbildung genossen, auf die meine Mutter so stolz war.


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