Fortsetzung von Albrecht Lorenz
Silberhochzeit in Weihe.
Opa Albrecht , Tante Erika , (Groß-) Onkel Otto und Onkel Ewald Prumbaum.
Mein Vorwort zur Goldene Hochzeit in Weihe.
Erst wollte ich gar nichts machen; aber dann sagte meine Allerwerteste: Das kannst du deinen Eltern nicht antun. Also machte ich mich, gehorsam wie ich nun mal bin, an die Arbeit. Nicht nur das, sonder auf der Arbeit an die Arbeit. Und das habe ich über ein halbes Jahr vor der Goldenen Hochzeit begonnen. Fast den ganzen Tag über habe ich „geschrieben“ und „gelayoutet“. Den Rest des Tages habe ich dann unsere HauptAbteilungsLeiter-Sekretärin Frau S. M. um Korrekturlesen gebeten. Sie hat es gerne gemacht, denn unser Chef J. A.. W. hat während der Arbeitszeit mit ihrer Hilfe fast nichts anderes als solche Dinge gemacht. Sie hat bei mir einige Fehler gefunden, die ich am nächsten Tag erst mal beheben musste, bevor ich weiter schreiben konnte. Da ich für meine alltägliche Arbeit nicht nur genug Routine, sondern auch ‚Narrenfreiheit‘ und dazu ein eigenes Büro hatte, direkt neben dem Chef, war ich weitgehend ungestört, solche Nebentätigkeiten zu Verrichten. Einen Computer hatte ich selbstverständlich auch und auf unseren Kopiermitarbeiter, der einen unserer Profikopierer bediente, hatte ich jederzeit Zugriff und auch Vorrang. Mein Konzept war, dass ich nicht die üblichen Hochzeitszeitungen anderer kopieren wollte, in denen die Gäste mit mehr oder weniger geistreichen Sätzen vorgestellt wurden, sonder ich wollte einen kleinen Rückblick aus meiner Sicht auf die vergangenen 50 Jahre werfen. Jedenfalls soweit es mit so wenigen Worten gelingen kann. Mein Bruder hat sich diesem Konzept angeschlossen und dann auch seinen Teil dazu beigetragen. Zum Schwitze gebracht habe ich einige Gäste damit, dass ich auf meinem letzten Blatt um ihren Beitrag gebeten habe. Sie sollten sich ja auch verewigen. Das war vollkommen neu und manche wussten nicht, was sie so schnell von sich geben sollten. Helle Aufregung bei einigen Gästen, während ich einen inneren Reichsparteitag hatte. Ich bin mir aber sicher, dass das letztendlich doch eine Bereicherung für die Hochzeitszeitung und für meine Eltern war. Einige Personen habe ich in dieser Hochzeitszeitung zu ihrem Schutz und zu meiner Abwehr von Rechtsanwälten weitgehend unkenntlich gemacht, teilweise mit Kopf ab.
Festgruß.
Seid
gegrüßt, Ihr lieben Goldeinhochzeitsgäste,
Ihr aus der Heide
und von der Küste.
Willkommen Euch, Ihr Onkel und Ihr
Tanten,
Ihr Freunde und all Ihr lieben Anverwandten.
Lasst
uns den Alltag mal vergessen,
mit seinen Sorgen und
stattdessen
lasst uns fröhlich sein und heiter,
ein
Sprösschen unserer Lebensleiter,
ohne Umschauen höher
steigen.
Drum sei's beim Trinken und beim Futtern
fühlt
Euch gemütlich wie bei Muttern.
Und wenn Ihr dann ein Liedchen
singt,
auch weiterhin das Tanzbein schwingt.
Ob Ihr im
lustigen Männerbunde,
genehmigt Euch die nächste Runde,
ob
Ihr nach alter Frauensitte,
ganz leise tuschelt über Dritte.
Stets
lasst uns daran denken,
dem Feste heut nur das Beste zu
schenken.
Wenn wir heut Goldene Hochzeit feiern,
ist es
allen sonnenklar,
man, braucht es gar nicht zu beteuern,
im
Mittelpunkt steht unser Goldenes Paar!
Goldene Hochzeit! Welch
froher Klang.
Beisammen 50 Jahre lang!
Zusammenleben in
Lieb' und Frieden,
dies glückliche Los ist nicht jedem
beschieden.
Besinnlich denkt man dann gern zurück,
an
Stunden der Freude und Stunden voll Glück.
Lasst einiges in
bunten Bildern
aus dieser Zeit der Erinnerung schildern.
Und
sollt sein nicht alles wahrheitsgetreu,
Verzeiht uns, wir waren
nicht immer dabei.
Meine
Erinnerungen an "Damals"
aus dem Blickwinkel eines
Heranwachsenden.
Aufgeschrieben im Februar 1990
Vor 50
Jahren, als meine Eltern heirateten, war ich noch nicht dabei. Meine
Erinnerung setzt später ein und beschränkte sich erst einmal auf
meine Mutter. Da waren wir aber schon in Bomlitz, wie ich später
erfuhr. Mein Vater - ja, der war in der ersten Zeit meiner Erinnerung
nicht da, bis jedoch plötzlich ein junger Krieger auftauchte, der
dann auch ebenso schnell wieder verschwand. Kurze Zeit später wurde
mein Bruder im 'Haus am Walde' geboren. Diese Zusammenhänge habe ich
erst viel später begriffen. Auch in der nächsten Zeit blieben meine
Erinnerungen weiter bei meiner Mutter, bei der Familie Freudentahl,
den Tieffliegern, dem Bunker, dem „Pulverfass“ Wolff, dem Erdloch
als Bunkerersatz im Garten des Nachbarn und bei dem großen Staunen,
als ich zum ersten mal englische Soldaten mit ihren Panzern sah. Aber
auch die „schönen Böhme“ mit ihrem typischen Geruch habe ich
noch in Erinnerung. Die Erwachsenen haben den kleinen Fluss Böhme
gemeint, während ich Bäume verstanden habe. Abgesehen davon, dass
es sich um den 2. Weltkrieg handelte, hatte ich im Großen und Ganzen
eine unbeschwerte Zeit. Es fehlte halt nur der starke Arm, mit dem
ich dann später noch oft, ja zu oft, schmerzhafte Bekanntschaft
machen sollte. Auch meine „Kriegsverletzungen“ hielten sich in
Grenzen. Sie beschränkten sich im Wesentlichen auf einen
schmerzenden Finger, an dem mich meine Mutter vor einem Tiefflieger
in Sicherheit brachte und einer Kopfverletzung, die mir ein
Nachbarsohn mit einer Harke beibrachte, mit der wir Äpfel vom
Nachbarbaum geklaut haben. Die Schmerzen hatte ich schon längst
vergessen, als die Entscheidung immer noch ausstand, ob Arztbesuch
oder nicht. Meine Erleichterung, nicht zum Arzt zu müssen, konnte
keiner ermessen. Die Erinnerungen an Bomlitz enden in einem
übervollen Personenzug nach Hamburg und dem dringenden Bedürfnis,
einmal zu 'müssen'. Nach einem langen gemeinsamen Kampf mit den
vielen Beinen und dem Gepäck unserer Nachbarn verging mir das
Bedürfnis, als ich die Schwellen unter mir vorbeihuschen sah
.Unverrichteter Dinge kämpften meine Mutter und ich uns zurück.
Damit war das Problem aber noch lange nicht gelöst. Also noch einmal
das Ganze von vorne. Ob dieses mal mit Erfolg - ich habe es
vergessen.
Vor Bomlitz kann ich mich noch ganz schwach an den
U-Bootsbunker in Finkenwerder erinnern, dass ich den Kopf durch ein
Gittertor steckte und Schwierigkeiten hatte, ihn wieder
herauszubekommen als das Tor geöffnet werden sollte. Außerdem ist
mir noch das dunkle Wasser mit den U-Booten aufgefallen. Dass ich mit
meiner Mutter und Tanten auch in Kalbe an der Saale war, ist ebenso
verblasst, wie auch die schmerzhaften Erlebnisse beim Getragen
werden. Die Art des Getragen werden, auf der damals noch vorhandenen
Hüfte, genauer gesagt Hüftknochen, meiner Tante, hatte sich nur bei
ihren Töchtern bewährt. Abgesehen davon, konnte ich bei dieser
Fortbewegungsart die Umgebung ungestört genießen und die Bäume
betrachten, wenn die Böhme gemeint war.
Auf
den nächsten Bildern erscheint dann auch mein Vater zum ersten Mal
deutlich, entweder in Uniform oder in Arbeitszeug. Und das trug er
auch, als im Jeverländerweg eine Mauer das „Laufen" lernte.
Mit diesem Phänomen haben sich später auch noch Gutachter befasst.
Sie kamen zu keinem Ergebnis. In dieser Zeit hatte ich nicht nur mein
Idealgewicht, nein, ich hatte es sogar deutlich unterschritten. Was
sollte man auch anderes machen, wenn es kein Brot gab und auch die
Frage nach einer Steckrübenscheibe verneint werden musste. Später,
als es wieder alles zu kaufen gab, haben meine Eltern, als wir
zusammen in Hamburg waren, drei gekochte Krebse mitgebracht. Der
größte war natürlich für den Chef des Hauses. Er war verdorben.
Meine Schadenfreude hielt nicht lange an, denn jetzt hieß es
"teilen"!
Fische haben wir sowieso viel gegessen.
Mindestens dreimal die Woche. Es waren auch Fische darunter, die es
heute nicht mehr gibt. Das eine Mal, als wir die Fische direkt vom
Kutter geholt haben, kletterte ich auf das Ruderhaus, wo eine Windbö
meine Mütze erfasste. Sie verschwand auf Nimmerwiedersehen im
Rüschkanal. Diesmal hatte mein Vater Verständnis, aber als ich
meine neue Baskenmütze verlor, war es umgekehrt. Aber das war nicht
das einzige Malheur. Einmal, als mein Bruder und ich draußen
herumtobten, hatte ich plötzlich den Ärmel von seinem Mantel in der
Hand. Dass wir nur ganz vorsichtig gespielt hatten, glaubte unsere
Mutter nur halbherzig, als sie sagte: Naja, es ist ja auch ein alter
Marinestoff, aus dem ich den Mantel genäht habe. Es kann durchaus
noch ein Rest vom Ersten WK gewesen sein. Mit dem Einschlafen hatten
wir im Jeverländerweg keine Schwierigkeiten. Abgesehen davon, dass
es kalt war, konnten wir als Schäfchenersatz die Tropfen zählen,
die von der Decke in die verschiedenen Behälter fielen. Einmal waren
es 13 oder 14 Behälter, die aufgestellt werden mussten. Nachdem die
Tropfsteinhöhle saniert war, mussten wir wieder auf die Schäfchen
zurückgreifen.
Nach der 'Mauerwanderung' konnten meine Eltern
auch wieder ans Vergnügen denken. Ich sehe noch, wie meine Mutter
die Karnevalskostüme genäht hat. Ganz raffiniert hat es ein Nachbar
gemacht. Es muss entweder Hans Prophet oder Kalli Schmidt gewesen
sein, der kurz vor dem Eingang unter einem Vorwand verschwand und das
Kostüm nochmals wechselte. Nicht einmal seine Ehefrau hat ihn
erkannt. Eine andere Art des Amüsieren muss der Genuss von
verfaulten Äpfeln gewesen sein. Sie lagerten in einer Balje, und ich
konnte täglich den fortschreitenden Reifegrad verfolgen. Was nach
dem Faulungsprozess damit gemacht wurde, entzog sich meiner Kenntnis,
aber es roch sehr stark. Zur gleichen Zeit habe ich mir ernsthafte
Gedanken um den Fortbestand der Menschheit gemacht und konnte nicht
verstehen, dass meine Eltern dabei noch so lustig sein konnten. Sie
sprachen dauernd davon, dass am 30. Mai die Welt untergehen sollte.
Und draußen war ja auch eine richtige Untergangsstimmung; es war
nasskalt, regnerisch und auch recht dunkel. Mindestens ebenso viele
Sorgen machte mir eine Äußerung meiner Mutter meinem Vater
gegenüber. Sie sagte: Der Junge bekommt ja eine Gänsehaut. Ich war
schockiert. Was sollte ich machen, so kurz vor Weihnachten. Ich
konnte doch nicht mit Federn unter dem Weihnachtsbaum sitzen. Wie
groß mögen sie dann wohl sein und tut es weh, wenn man sich die
Federn kurz vorher heimlich herauszieht? Das waren alles Fragen, die
ich nie gestellt habe. Ich hatte Angst vor den Antworten und ich
beruhigte mich erst etwas, als ein Lichtstrahl ins Kinderzimmer fiel
und ich verstohlen meinen Arm unter der Wolldecke, in der ich wegen
der Kälte unter der Bettdecke zusätzlich eingewickelt war,
betrachtete. Aber was ist, wenn es sich nur um eine vorübergehende
Besserung handelte, dachte ich. Es konnte ja am nächsten Tag
wiederkommen und dann schon schlimmer. Vielleicht konnte man dann
schon die Federn sehen? Ganz klein vielleicht? Aber mir war nicht
immer kalt. Einmal war mir sogar recht warm und das kam
folgendermaßen: Aus irgendeinem Grund gelangte ich in den Besitz von
Wunderkerzen. Meine Kumpane behaupteten, dass die Dinger auch ohne
Luft brennen. Das war unglaubwürdig und musste geprüft werden. Das
Experiment fand in der Toilette statt. Auf einem Schrank stand eine
Dose. Ich konnte zwar nicht hineinsehen, aber die brennende
Wunderkerze hineinstecken und die Dose mit den Händen zu halten, das
konnte ich. Mit zusammengebissenen Zähnen und Tränen in den Augen
hielt ich der zunehmenden Hitze stand, bis die Dose durch eine
Reflexbewegung herunterfiel Zum Glück nicht über meinen Kopf. In
der Dose befand sich ein Rest Leinöl. Der erfolgreiche Löschvorgang
durch meine Mutter tangierte mich nur peripher, meine Hände
beschäftigten mich viel zu sehr. Aber ich hatte auf dieser Toilette
auch Erfolgserlebnisse. Das, was man jetzt denken kann, sowieso, aber
dieses ging noch darüber hinaus. Auf einer meiner ausgedehnten
Sitzungen fiel mir ein Karton ins Auge. Da er in Reichweite war,
griff ich zu. Es waren die Lohntüten meines Vaters, bevor er bei der
Polizei anfing. Ich hatte ja viel Zeit und fing eine Nachlese an. Die
Ausdauer wurde belohnt. Ich fand tatsächlich noch einen Pfennig und
durfte ihn auch noch behalten. Schmerzlicher verlief dagegen meine
Ungeduld, als meine Mutter einmal ein ganzes Backblech voller
Karamellbonbons machte. Ich konnte die Zeit nicht abwarten und
schwupp war mein Finger in der braunen Masse, bevor meine Mutter es
verhindern konnte. Mit einem Aufschrei fand ich mich in einer Ecke
sitzend wieder und betrachtete meinen Finger. Er hatte ein richtiges
kleines Hütchen auf. Nach einer weiteren Schrecksekunde bedurfte es
keiner weiteren Überlegung - das Ding musste bestraft werden und
wurde ohne weitere Ansprache aufgegessen. Eine weitere schmerzhafte
Erfahrung fing ganz harmlos an. Das kam so: Ich saß barfuß vorne
auf dem Rad bei meiner Mutter und berührte mit dem großen Zeh die
Speichen. Es kitzelte so schön. Das ging solange gut, bis der Zeh
zwischen Speiche und Gabel das Vorderrad blockierte. Die Landung war
hart und die Betreuung hinterher recht aufwendig. Ich wurde zu Hause
sofort hingelegt und bekam mein Lieblingsessen - ein stark
gezuckertes gerührtes Eigelb - und auch sonst sehr viel
Aufmerksamkeit. Die Anteilnahme verblasste allerdings etwas, als ich
erzählte, wie es zu dieser Landung kam. Es war nicht ganz
ungefährlich, denn meine Mutter flog im hohen Bogen über mich
hinweg. Ihre Landung war bestimmt nicht sanfter als meine und ihre
Sorge, auf mich zu fallen, war groß. Aber ich ging nicht immer
barfuß - im Sommer natürlich, nein, ich hatte sogar einmal richtige
Knobelbecher und die waren sogar maßgeschneidert. Ich weiß nicht,
warum ich diese Stiefel bekam, aber ich habe sie mit Stolz und Würde
getragen, auch wenn meine Füße vor Wärme glühten. Ein weiterer
Punkt, unter dem ich sehr zu leiden hatte, waren die ständigen
Ermahnungen, alles so zu hinterlassen, wie ich es vorgefunden habe.
So auch den Garten, den wir im Jeverländerweg direkt unter dem
Fenster von Ernst Marxen hatten. Der abgeerntete Teil bot
ausgezeichnete Möglichkeiten zum Bau von Burgen. Wir haben auch die
tollsten Hügel aufgeschüttet. Ja, und wenn man dann nach einem so
anstrengenden Tag seinen wohlverdienten Feierabend genießen wollte,
dann konnte die Aufforderung, den Garten in einem ordentlichen
Zustand zu bringen, recht unangenehm sein und brachte ein gutes Stück
Arbeit mit sich, da die Kumpels alle schon zu Hause waren. Geangelt
haben wir auch. Zuerst mit einem umgebogenen Draht und später mit
richtigen Haken. Einen entsprechenden Vorrat an Regenwürmern fand
meine Mutter des Öfteren lose in meiner Hosentasche. Auch die
Abwaschschüssel war des Öfteren blockiert. Entweder mit Froschlaich
und Kaulquappen oder mit Stichlingen. Zur gleichen Zeit hatten wir
einen kleinen Garten mit Hühnerstall, direkt an der Bahn. Auf dem
Weg dorthin, habe ich meinen Vater oft zu einem Wettlauf
aufgefordert. Es war mir unbegreiflich, aber ich verlor jedes Mal.
Doch wie es so ist, man tröstet sich, indem man Fußball spielt und
zwar mit allem, was man findet. Darunter war auch eine Dose, und was
ich nicht wusste, es befand sich die gesamte Tagesproduktion der
Hühner darin. Das Abendessen wurde um diesen Beitrag ärmer aber den
unvermittelt einsetzenden Wettlauf gewann ich! Gleichzeitig begann
unsere 'Vormotorisierung', sprich Fahrradzeit. Damit konnten wir nun
endlich auch die entfernt liegenden Strände des Flugplatzes
erreichen, wo wir oft mit der ganzen Familie zum Baden hinfuhren. Das
Schwimmen jedoch lernte ich bei meiner Tante Manni. Die Fahrten zum
Flugplatz waren recht abenteuerlich. Es ging über eine lange Strecke
auf einer Panzerspur, wie auf einer Berg- und Tal Bahn. Anfangs
vorbei an Flugzeugwracks verschiedener Größen und auch an
Übungsbomben aus Zement. Aber nicht nur zum Flugplatz, nein, auch
nach Bomlitz führte eine Radtour. Diesmal mit Onkel, Tante und
Cousinen. Wir schafften die Strecke an einem Tag! Ja, und dann hatten
wir auch Nerze. Es fing damit an, dass mein Vater aus Dachlatten,
Maschendraht und Brettern im Keller im Wittmunderweg bestimmt ein
Dutzend Ställe baute. Die Ställe wurden bei unserer Großmutter
hinter dem Deich aufgestellt. Dazu wurde im Anschluss an den alten
Schuppen ein neuer Stall mit Gehege errichtet und überdacht.
Ausgerechnet als mein Vater Korrekturen am Dach vornahm und dabei die
Pfannen "gegen den Strich" legen musste, hatten wir auch
Zaungäste. Ich höre ihn noch heute ärgerlich knurren: "
Ausgerechnet der muss jetzt zugucken". Es war ein Dachdecker,
der uns beobachtete. Die Futterbeschaffung für die Nerze war recht
abenteuerlich. Fast jeden zweiten Tag mussten Fische vom Fischmarkt
Altona geholt werden. Auch in meinem ersten Urlaub als Lehrling bin
ich gefahren. Meine Mutter hatte einmal sogar eine Fischvergiftung,
und gebissen wurde sie auch. Der Eckzahn steckte noch in der Hand,
als sie zu Hause ankam. Aber richtig spannend wurde es erst, als eine
Feh sich selbstständig machte und auf "Wanderschaft" ging.
Das war eine aufregende Jagd. Sie ging über zugefrorene Gräben,
durch die Gärten, an Hühnerställen vorbei, bis unter den Stall von
Walter zum Feldes Hund. Der bissigste aus der ganzen Umgebung. Der
Hund hatte keinen blassen Schimmer, weshalb mit einem Mal so viele
Menschen um ihn herumstanden. Die Verfolger und besonders die
Zuschauergruppe waren inzwischen deutlich angewachsen. Der Hund muss
an eine Invasion geglaubt haben, und seine Reaktion war entsprechend.
Es verging eine Weile, bis Walter seinen Hund von der Kette nehmen
konnte. Dann kam für meinen Vater der aufregendste Teil der Jagd.
Die Hütte wurde etwas zur Seite gekippt, und mein Vater musste mit
der bloßen Hand nach der Feh greifen. Das war schmerzhaft, und
getanzt hat er dann auch noch mit ihr. Immer im Kreis und dabei das
Tier an der äußersten Schwanzspitze festhaltend. Trotzdem schnellte
es hoch und biss ihn in die Hand. So nahm die Jagd dann doch noch ein
gutes Ende, besonders für die vielen Hühner, Gänse und Enten.
Einmal fand meine Mutter ein Junges, ungefähr so groß wie ein
kleiner Finger. Es war aus dem Nest gefallen und schon ganz steif
gefroren. Meine Mutter nahm es mit nach Hause. Unterwegs fing das
Junge, weil meine Mutter es in der Hand wärmte, jämmerlich an zu
piepen. Die Leute guckten ganz verwundert, weil sie nur meine Mutter
sehen konnten.
Außen am Gehege rankten auch Pflanzen, und als
ich einmal aufgefordert wurde, Blumen als Tischdekoration zu
besorgen, erschienen sie mir gerade richtig. Dass es sich dabei, wie
man mir später sagte, um Bohnenblüten handelte, tat ihrer Schönheit
keinen Abbruch, und letztlich wurden sie dann doch als Dekoration
akzeptiert. Als kleiner Junge bin ich mit meinem Vater sogar mit dem
Feuerlöschboot gefahren. Es war aber keine Vergnügungsfahrt,
sondern meine erste Reise ins Altonaer Krankenhaus. Eine Bootsfahrt
mit der Familie, Onkel und Tanten, Cousine und Oma nach Schweinesand
war viel aufregender. Wir hatten auf der Hinfahrt ein großes Segel
gesetzt. Es hatte die Form eines Wikingersegels. Ich wurde vor den
Mast gesetzt und sollte alle Hindernisse „nach achtern"
melden. Den Schlepper, der unseren Weg aus Richtung Siestas kreuzte,
betrachtete ich mit großem Interesse, bis ich „von achtern"
an meine Pflicht als Ausguck erinnert wurde. Auf der Rückreise
mussten wir rudern. Am Ness, bei der REME (B&V), kamen wir nicht
mehr gegen die Strömung an und mussten zur anderen Seite rüber, wo
wir das Boot schieben konnten. Wir haben noch viele Fahrten gemacht,
dabei haben wir auch große Steine für den Steingarten und lange
Äste für die Bohnen herangeschleppt.
Im Wittmunderweg hatten wir eine Uhr, sie stand auf dem Schrank. Die Uhr hatte den Glockenschlag vom Big Ben. Eines Nachts muss irgendetwas an der Uhr kaputtgegangen sein. Sie spielte ununterbrochen und riss uns aus dem Schlaf. Unser Vater musste die Uhr reparieren, sprich anhalten, während mein Bruder und ich laut lachten. Wir lachten aber nicht über die Uhr, sondern über das eh schon kurze Nachthemd unseres Vaters, das durch das Recken noch höher rutschte und den Mond hell erstrahlen ließ. Mit einem kräftigen Donnerwetter wurden wir wieder ins Bett gejagt. Nach unserer Fahrradzeit begann die Motorisierung, und meine Eltern kauften sich einen VW. Es war der erste VW mit großer Heckscheibe auf Finkenwerder. Er hatte auch eine Garage. Es war ein Holzschuppen neben der alten Gastwirtschaft von Walter Fock, ungefähr dort, wo sich jetzt die neue Post befindet. Nach der Probefahrt herrschte etwas Aufregung. Ich glaube, es ging um ein bisschen Schuppenfarbe, die am Auto haften blieb. Mit dem Wagen haben wir auch große und schöne Reisen gemacht, über die mein Bruder eine Ausarbeitung für die Schule machte. Später, als das Auto unten bei Mandus Ritter im Haus stand, wurde es dort beinahe von der Flut überrascht. Es war sehr stürmisch, und das Wasser drückte genau in die Elbe. Die Sirene haben wir im Sturm nicht gehört, aber als meine Mutter von den Kirchenglocken aufwachte, sagte sie sofort: „Finkwarder lopt vull“. Als erster sprang mein Vater in sein Zeug und brachte das Auto zum Steendiek. Ich folgte, so schnell ich konnte. Als ich bei der Garage ankam, war das Auto schon weg, ich konnte nur noch die Tür schließen und wollte dann zu meinen Großeltern.
Als
ich auf dem schmalen Deich ging, strömte das Wasser knöchelhoch
darüber hinweg. Hochwasser hatten wir ja häufig, aber dies war ein
furchterregender Anblick, besonders, als dann auch noch überall das
Licht ausging. An der Innenkante hatte der Deich schon Auswaschungen,
und die Gehwegplatten waren auch schon unterspült. Ich drehte um,
als ich bei Mandus Ritter am Haus war und sagte mir, dass meine
Großeltern in der oberen Wohnung sicher aufgehoben waren. Sie zogen
es aber vor, zu uns zu kommen und hatten Glück, dass der Deich noch
hielt. Ein paar Häuser weiter wurde er weggespült. Mein Vater kam
nur kurz nach Hause, um seine Uniform anzuziehen, und verschwand dann
für die nächsten zwei Tage. Da wir nichts weiter machen konnten,
gingen wir noch etwas umher, bis es mir mit meinen nassen Füßen zu
ungemütlich wurde. Wo wir nicht dran gedacht haben war, dass unser
Keller auch voll laufen wird. Als wir es merkten, war es schon zu
spät, und so kam es, dass wir zwar hoch und trocken saßen, aber
weder an die Feuerung noch an die Kartoffeln herankamen. Onkel Otto
musste aushelfen. In diesem Keller stand auch eine große
Kartoffelkiste. Sie stand so, dass kein Licht hineinfallen konnte.
Jedes mal, und ich glaube, ich war der einzige, der Kartoffeln holen
musste, war ich heilfroh, wenn ich keine Maus oder ähnliches in die
Hand bekam. Trotzdem habe ich immer wieder in die Kartoffelkiste
hineingelangt. Ich war auch überzeugt, der Tapferste zu sein.
Schon
vor der Flut trugen sich meine Eltern mit dem Gedanken, ein Haus zu
bauen. Abgesehen von der Planung begann es mit einer riesigen Fuhre
Holz, die Peter Tiemann von der Abwrackwerft nach Weihe gefahren hat.
Das ganze Haus wurde exakt gemauert, nur als mein Vater und Walter
Richter, der kurzzeitig half, bei den Schornsteinen waren, wuchs ein
Schornstein um eine Steinlage höher. Er durfte gegen aller guten
Ordnung so bleiben. Mit dem Einzug 1963 waren die Arbeiten noch lange
nicht beendet. Es war für alle eine große Anstrengung und
Doppelbelastung. Wir haben aber auch viel Spaß gehabt, besonders
beim Richtfest. Bald nach dem Hausbau habe ich dann geheiratet, und
meine Erinnerungen richteten sich von dem Zeitpunkt an auf meine
eigene Familie. Und was es darüber zu berichten gibt, dass können
dann meine Nachkommen irgendwann einmal niederschreiben, wenn sie
denn wollen.
Nachtragen möchte ich noch, dass ich den Löffel und die Gabel immer noch habe und auch benutze
Meine weiteren Ausarbeitungen für die Hochzeitszeitung.
Festordnung
Um
einen geordneten Verlauf des heutigen Festes zu gewährleisten, hat
die Behörde für Inneres folgende Richtlinien erlassen:
1. Die
Feier beginnt mit dem Anfang.
2. Begrüßungen dürfen herzlich
geschehen, aber so, dass schwere Unfälle vermieden werden.
3.
Alle Gäste sprechen sowohl Platt- wie auch Hochdeutsch. Es besteht
also kein Grund, sich nicht miteinander zu unterhalten oder nicht
miteinander zu tanzen.
4. Auch bei größtem Andrang ist das
Betreten und Verlassen nur durch die Tür gestattet.
5. Aus
Gründen der Sittlichkeit, ist die Garderobe nur zum Teil abzulegen.
6. Wenn die Herren den Rock ablegen, haben die Damen das
gleiche Recht.
7. Es besteht Redefreiheit. Wer davon keinen
Gebrauch machen will, muss dass in Form eines längeren Vortrags
erklären.
8. Bei Meinungsverschiedenheiten haben die Herren
den Damen immer Recht zugeben.
9. Wer nach Mitternacht den Saal
für längere Zeit verlässt, muss beim Wiederbetreten seine
Erlebnisse unaufgefordert bekanntgeben.
10. Es ist untersagt,
als Erster nach Hause zu gehen. Jeder muss bis zum Schluss da
bleiben.
11. Die Feier ist beendet, wenn außer dem Wirt
weniger als eine Person im Saal ist.
12. Mitmachen kann die
Feier nur der, der auch erschienen ist.
13. Zerbrochene Gläser
oder Teller sind unauffällig unter dem Tisch zu werfen, denn hier
herrscht Ordnung.
14. Beim Herumreichen der Getränke und der
Speisen ist möglichst nicht die eigene Kleidung zu bekleckern.
15.
Die Kronleuchter sind bestenfalls zu vorgerückter Stunde als
Schaukel zu benutzen.
16. Fluchtversuch zwecklos. Währen der
Damenwahl sind alle Ausgänge und Fenster geschlossen.
17. Wer
am nächsten Tag beim Ausfegen gefunden wird, kann sich gleich beim
Identifizieren der Fundsachen wie Gebisse, Eheringe, Ehemänner usw.,
nützlich machen.
18. Sollte am Ende der Feier ein
Durcheinander entstehen und hierdurch jemand eine fremde Frau mit
nach Hause nehmen, so kann er sie innerhalb der nächsten 4 Wochen
dem Ehemann zurückzugeben
Bei Tisch bitte beachten
Hemmen Sie nicht den Ablauf des Essens. Nur blitzschnelles Zugreifen sichert Ihnen die besten Stücke.
Falsch! Die Kartoffel gehört auf die Gabel.
Sie sollten die Bratengabel unauffällig zurücklegen.
Beide Hände gehören auf den Tisch
Diese Geste bedeutet: Nein Danke
Als Mann von Welt dürfen Sie sich den Gürtel öffnen, wenn Sie sich schon vor der Rede den Magen überfüllt haben.
Dem Schüchternen hilft ein Tropfen Alkohol schnell zum erwünschten Kontakt mit den Zuhörern.
Scherzhafte Einlagen lassen Sie als Stimmungskanone erkennen.
Auf dem Tanzparkett
Bei der Partnerwahl steht Sympathie erst an zweiter Stelle. Auch wenn der links gezeigte Herr Ihnen gerne in die Augen sieht, er hat nicht so viel davon, wie Sie denken.
Der linke Herr macht einen Annäherungsversuch. Bei dem rechten Paar können wir davon ausgehen, dass sie sich bereits duzen.
Bei diesem Paar ist anzunehmen, dass der Herr keine kalten Ohren mehr hat und die Frau führen muss, weil er jeden Kontakt zu Außenwelt verloren hat.
Temperamentvolle Soloeinlagen lockern den Abend auf und machen Sie bald zum Mittelpunkt auf der Tanzfläche. Es ist anzuraten, Ihre Tanzpartnerin vorher von Ihrer Absicht zu informieren.
Dütt un Datt
Wat hett se seggt?
Scholl
ick 4 Bier drinken un Klock 12 no Hus gon?
Oder schull ich 12
Bier drinken un Klock 4 no Hus gon?
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Nur weil die
Frauen die meiste Zeit an der Theke stehen und anrüchige Lieder
singen,
müssen wir Männer so oft alleine am Tisch sitzen.
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Von Fischer un siene Froo
Mantje, Mantje
Timpe Tay Buttje, Buttje in de See
miene Froo de Ilse Bill,
will nich so as ick wohl will.
Na, wat will se denn?
Se
will jümmers so freu no Hus gon.
Go man wedder up dien Platz,
hüt bliv se solang as du seggst.
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Sie; "Mein
Horoskop sagt fürs nächste Jahr Erfüllung in Liebe und
Partnerschaft".
Er: "Kenne ich den Kerl?"
Er:
Mir hat die Wahrsagerin heute gesagt,
dass ich alt werde.
Sie:
Siehst du, die hat, es auch schon gemerkt!
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Sag
mal, ist deine Frau durch die Schlammpackung schöner geworden?
Anfangs ja, aber dann fing das Zeug an abzubröckeln.
--------
„Hör mal, du hast jetzt aber genug getrunken!"
"Woher
willst du den das wissen"?
"Das sieht man doch, dein
Gesicht ist schon ganz verschwommen."
--------
Er
bei einem Telefonat: "Immer wenn ich eine schöne Frau sehe,
werde ich rot“.
Erika Berger: "Sie müssen heiraten -
die Ehe lässt einen Mann erbleichen."
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Die
Frauen teilen unsere Leiden, Verdoppeln unsere Freuden
und
verdreifachen unsere Ausgaben
--------
"Seit fünf
Jahren ist Ihr Mann verschwunden, und erst jetzt geben Sie
eine
Vermisstenanzeige auf?" "Tja, wir haben nächste Woche
Hochzeitstag, und da hätte ich ihn gerne dabei“.
Eheliches
Glück
Während des ganzen Abendessens hatten die beiden
kein Wort gewechselt. Aber als er das Geschirr weggeräumt hatte und
sie in den bequemen Sesseln unter der Lampe saßen, verlor sein
Gesicht etwas von seiner Härte. Weißt du", unterbrach er das
Schweigen, "ich habe über unseren Streit nachgedacht".
"Und", sagte sie, ohne den Blick vom Fernseher zu wenden.
"Nun, ich habe mich zu deiner Meinung durchgerungen", sagte
er ganz bescheiden und kleinlaut. "Das wird dir aber gar nichts
nützen", sagte sie giftig. "Ich habe es mir inzwischen
anders überlegt.
Nich alle Dooch is Sünnenschien, een Regenschwuer mütt ook mol sien. Nich alle Dooch dat Glück die lacht, mol kommt dat anders as du dachst. Bloos Sünnenschien is nich good föert Land, un junges Glück bringt di ut Rand un Band. Mol Sünnschien, mol'n Regendach, un mienwegen ook mol'n Dünnerslach. Dat geiht mol goot, dat geiht mol slecht, so is't föert Land un Lüd groot recht!
Zu vorgerückter Stunde
Männer
So unnütz
wie Unkraut, wie Fliegen und Mücken,
so lästig wie Kopfweh
und Ziehen im Rücken,
so störend wie Bauchweh und stets ein
Tyrann,
das ist, dieser Halbmensch, sein Name ist Mann.
Er steht nur im Weg rum, zu
nichts zu gebrauchen,
ist immer am Meckern und ständig am
Fauchen.
Er ist auf der Erde, ich sag's ohne Hohn,
vom
Herrgott die größte Fehlkonstruktion.
Ein Mann wär doch ohne uns
Frauen verloren,
er wäre ja ohne uns nicht einmal geboren!
Erst durch unsere Hilfe wird mit viel Bedacht,
so
halbwegs ein Mensch aus diesem Wesen gemacht.
Ein Mann hält sich oft für
unwiderstehlich
und glaubt, schon ein Lächeln von ihm macht
uns selig.
Stolziert durch die Gegend wie'n Hahn auf dem Mist
und merkt dabei gar nicht, wie schusselig er ist.
Fühl ich mich unwohl und kann
kaum gehen,
weder sitzen, noch liegen oder stehen,
dann
sagt er: "Komm mach nicht so'n Wind
doch sitzt ihm
ein Pups quer, dann weint er wie‘n Kind!
Mit dem Mund sind sie stark, da
können sie prahlen,
doch wehe, der Zahnarzt-, bereitet mal
Qualen
dann sind sie doch alle - verzeiht den Vergleich –
wie ein Korb voller Fallobst, so faul und so weich.
Ein Mann ist ganz brauchbar,
solang er noch ledig,
da ist er oft schlank und sein Körper
athletisch,
da ist er voll Liebe und voller Elan
kaum ist
er verheiratet, wird nichts mehr getan.
Mit Gold und Brillanten tat er
dich beglücken,
das kriegt heut die Freundin, hinter dem
Rücken.
Und Du kriegst heut' nur noch, wenn er daran denkt,
zum Geburtstag 'nen Schnellkochtopf geschenkt.
Als Jüngling wollte er dauernd
kosen und küssen,
als Ehemann will er davon nichts mehr
wissen.
Verlangst Du Dein Recht, dann wird er gemein:
Er
gibt dir’s Gebiss und sagt:" Küss Dich allein."
Und pfeifen sie auch manchmal aus
dem allerletzten Loch –
darin sind wir uns einig -- wir
lieben sie doch!
Die sanfte Bewegung!
(Nach der Melodie "Am Golf von Biskaya.…")
Das Herz voller Sehnsucht
die Henni einst stand,
nach langem Suchen den Johann sie fand.
Nachdem er dann stürmisch ihre Lippen geküsst,
hat sie
immer wieder ihn fröhlich begrüßt:
"Johann, mach noch
einmal die sanfte Bewegung,
Johann, ach das bringt mich ja so
in Erregung.
Ich fühle mich selig von der Erde entrückt,
nachdem du mich zärtlich an Dein Herze gedrückt."
Nach einigen Wochen, da war es
soweit,
zum Stande der Ehe waren beide bereit,
und kam
man dann abends bei ihnen vorbei,
dann hörte man singen ganz
leise die zwei:
"Johann, . . . "
Das Leben geht weiter, es
geht seinen Lauf,
die Liebe wurd größer, sie hörte nie auf.
Und war von der Arbeit der Johann auch müd',
hört Henni
er singen von weitem das Lied:
"Johann,…..
Und heute sind beide ein
"Goldenes Paar"
und denken zurück an vergangene Jahr,
und rüstig und rege, noch längst nicht betagt,
die
Henni den Johann ganz leise nun fragt:
"Johann, denkst Du
noch an die sanfte Bewegung?
Johann, ach die brachte mich so in
Erregung.
Ich wäre ganz selig von der Erde entrückt,
wenn
Du mich wie früher an Dein Herze mal drückst."
So ändern sich die Zeiten oder „Die Pfütze"
Vor der Hochzeit: "Komm, mein süßes Mäuschen, ich will Dich über die Pfütze tragen.
Als junges Paar: Komm, Liebling, ich helfe Dir."
Etwas später: "Schatz, Schatz, pass auf, es kommt eine Pfütze."
Noch später: "Du wirst gleich in die Pfütze treten."
Danach: "Froo, müss du denn allwedder in de Schiet rinpedden ?!"
So, wie meine Frau sich abplagt, müsste man ihr ja eigentlich helfen. Aber wen kann ich mal darum bitten!
Zu Allerletzt
Liebes
Brautpaar, liebe Gäste,
die Zeitung nähert sich nun dem Reste
wir fordern daher alle auf
für einen frohen Festverlauf
den Festausschuss zu unterstützen,
mit Frohsinn,
Heiterkeit und Witzen.
Dem Goldpaar wünschen wir zum Schluss
mit einem ganz besonderem Tusch,
mit Tasten, Pauke und
mit Tute,
von Herzen alles, alles Gute !
Nachtrag
Dem
Musikant und dem Personal,
die hier mit uns in diesem
Saal,
sagen wir ein Dankeschön,
denn ohne
Euch würd' gar nichts geh'n.
Endlich sind wir nun beim
letzten Blatt,
die Redaktion ist völlig matt.
Nach
dem Denken, das versteht sich,
hat man sehr viel Ruhe
und zu trinken nötig.
Habt heute keine Sorgen. ich komme ja erst morgen.
Für alle ,die sich auf dem Heimweg verlaufen haben.
Das
letzte Blatt, Ihr werdet es versteh'n,
ist für Euren Beitrag
vorgeseh'n.
Es sollt' nicht bleiben für immer leer,
so
schreibt doch bitte ein paar Zeilen her.
Es soll werden zu
unser aller Hochgenuss,
Euer Beitrag zu diesem Hochzeitsgruß.
Und zu Eurer aller Ehr',
tragt es dann dem Brautpaar her!
H D
(Diese Aufforderung hat bei einigen Gästen für
Hektik gesorgt)
Ende meines Beitrags zur Hochzeitszeitung
Das obere Foto ist vor dem Haus in Weihe. Das untere ist in Finkenwerder hinterm Haus von meiner Großmutter, Müggenburg 6, aufgenommen worden. Ich wurde beim Bauen verschwiegen.
Der Beitrag meines Bruders.
Vor
fünfzig Jahren war Hochzeit auf Finkenwerder. Und was für eine!
Welch eine Freude, als der Pastor wieder aus dem Haus war. Den ließ
Papa nämlich zur "Nottrauung" wegen "schwerer
Erkrankung" der Braut kommen. Für das anschließende
Hochzeitsfoto erholte sich die Braut schlagartig, nur der für das
Szenarium verantwortliche Bräutigam war sichtlich geschafft. Dazu
muss man wissen, dass der Pastor so wie der Arzt in Finkenwerder
geachtete Persönlichkeiten waren. Deren Dienste nahm man jedoch nur
in Anspruch, wenn dies unvermeidlich war. Dazu gehörte die Trauung
in der K i r c h e. Aber bereite 1762 schrieb der Pastor Evers an
seinen Vorgesetzten: Der Dünkel und Eigensinn, der schon vor sehr
alten Zeiten her die Insulaner überhaupt zum Spruchwort gemacht, ist
auch ihnen eigen, und ich stimme dem Urtheil meiner Vorweser bei,
dass diese Insel kein Aufenthalt für einen Prediger sein könnte,
wenn die Bewohner derselben nicht durch so öftere Unglücksfälle
bisweilen kirre gemacht würden. Papa, Du warst mit Leib und Seele
Polizist auf Finkenwerder. Eine Geschichte aus Deinem Berufsleben
kann hierbei nicht unerwähnt bleiben, und zwar die Geschichte, wie
Du Onkel Ewald und Onkel Gustav das Leben geschenkt hast: In den
vierziger Jahren war noch die Fußstreife üblich. Eines Nachts
hörtest Du am Müggenloch ein Sägen. War es Holzdiebstahl oder gar
Schlimmeres? Trotz oder gerade wegen Deiner
verbesserungsbedürftigen
Besoldung zogst Du die Pistole und ranntest los. "Hände hoch!""
Mensch, Jan, sei vernünftig, hier ist Ewald und hinterm Stamm liegt
Gustav!" Und nun musstest Du, wie so oft bei der Polizei,
blitzschnell überlegen: Onkel Ewald war für jede Unterhaltung gut.
Er ein paar Stunden in der Arrestzelle und die Nacht wäre gelaufen.
Aber was war mit dem Bettelstudenten, einem Mitläufer, weil die Säge
zwei Griffe hatte? Außerdem war der rhetorisch gut drauf. Das hätte
den Einsatzbericht verderben können. Erst verschwand die Pistole,
danach deren Träger. Es durfte weiter gesägt werden.
Einige
Erinnerungen (Jan-Eckehard)
Von der Radfahrt nach Bomlitz, wohl
etwa 1948, habe ich noch zwei Bruchstücke in Erinnerung. Das erste
Bruchstück habe ich noch vor Augen, weil ich wegen einer
entgegenkommenden Panzerkolonne bereits als Dreijähriger mein Leben
als beendet ansah. Der Ausruf "Die Briten kommen" war
damals für unsere Familie ein Schreckensruf und für Papa ist er
heute noch einer. Das zweite Bruchstück betrifft Onkel Emil aus
Bomlitz, der aus meiner Sicht ein Massenmörder war. Er bekämpfte
die Ameisen unter seinen Treppenstufen mit kochendem Wasser. Heute
hätte er dafür einen Umweltpreis bekommen können.
Im
Wittmunder Weg wohnte Lene Sehm neben uns. Lene war die
Namenspatronin meines Spielzeugpferdes, was sie mit Fassung ertrug.
Durch den Polizeischichtdienst müssten wir Kinder uns auch
tagsüber leise verhalten und wurden oftmals vor die Tür gesetzt. So
saß ich eines Tages im Treppenhaus und war beleidigt. Da kam Lene
und fragte nach meinem Problem und es entwickelte sich folgendes
Gespräch: "Warum sitzt du denn im Treppenhaus?" "Meine
Mutter lässt mich nicht rein!" "Die hat aber eine Brust"
"Ja“, und ich deutete dies mit den Händen an, “ die hat
solche Tittis!".
Unsere Nerzfarm warf kein Geld ab aber
allerhand Arbeit. Dazu gehörte der Fischkauf auf dem Altonaer
Fischmarkt. Ich begleitete hin und wieder Mama auf dem Weg mit der
Fähre dorthin.
Aus
Kostengründen war der Fisch stets 3. Wahl, also schon etwas
anrüchig. Auf dem Rückweg mussten wir deshalb auf der Fähre immer
draußen sitzen. Die Ertragslage war mau.
Im Rückblick ist es
erstaunlich, welchen wirtschaftlichen Aufschwung Ende der fünfziger
Jahre eine vierköpfige Familie mit nur einem Durchschnittsverdiener
nehmen konnte. 1957 kauften wir unser erstes Auto. 1958 machten wir
nach Italien unsere erste Auslandsreise. 1959 wurde das Grundstück
in Weihe gekauft und 1960 mit dem Hausbau begonnen.
Die
Italienreise war Inhalt meiner Jahresarbeit, die neben den
Schularbeiten zu erstellen war. Einen Tag habe ich hierbei
unterschlagen, und zwar den Tag der Erkenntnisse: Wir hatten unser
Zelt auf einem großen Campingplatz am Lido di Jeselo vor Venedig
aufgeschlagen. Eines Tages, Mama und Hans-Dieter waren gerade im
Wasser, Papa und ich hielten Stallwache am Zelt, kam ein Obsthändler
vorbei. Wir erstanden eine ganze Palette Pfirsiche, ca. 30 Stück.
Derartige Früchte hatten für uns damals noch einen besonderen
Stellenwert. Wir machten uns über die Pfirsiche her, ohne auf den
Rest der Familie zu warten.
Und so
kam uns die erste Erkenntnis: Bert Brecht hatte recht. Erst kommt das
Fressen, dann kommt die Moral. Danach folgte recht bald die zweite
Erkenntnis: Auch wir hatten recht, nämlich mit der Vermutung, die
Pfirsiche seien noch nicht ganz reif. Die dritte Erkenntnis war
bitter: Auch bekannte Wege können endlos erscheinen, wenn man es
eilig hat. Auf dem Rückweg zum verlassenen Zelt kam uns die vierte
Erkenntnis: Man soll sich auf niemanden verlassen, manchmal nicht
einmal auf sich selbst. Die fünfte Erkenntnis ist, manchmal geht es
auch zusammen nicht immer gut. Am Neß in Finkenwerder wa Ende seines
Beitraqgesr unser Badeplatz, der sinnvoll nur mit dem Rad zu
erreichen war. Das Baden war neben der bereits schlechten
Wasserqualität auch wegen der starken Strömung nicht ungefährlich.
Eines Tages brachte die Polizei mein Rad nach Haus. Das hast Du,
Mama, vom Wohnzimmerfenster aus gesehen. In diesen Minuten war für
Dich das Furchtbare geschehen, wovor Du uns stets ermahnt hattest.
Ich hatte mir aber "nur" das Bein beim Fußballspielen
gebrochen und war auf dem Weg ins Krankenhaus.
Vor unserem
Umzug in die Heide mussten wir noch die Sturmflut 1962 in
Finkenwerder erleben. Wir auf der "Fläche B" lagen hoch
genug, es lief nur der Keller voll. Die Großeltern waren jedoch hart
betroffen.Da in Finkenwerder - soweit ich es in Erinnerung habe -
keiner ums Leben kam, kann ich mir sicher erlauben, über ein
Kuriosum zu berichten, das nur das Leben schreiben kann: Um
Mitternacht lief bereits das Wasser über den Auedeich die Abfahrt
zum Köterdamm in Strömen hinunter. Man sah hier einen letzten
Autofahrer sich vergeblich bemühen, gegen das Wasser den Deich
hinaufzufahren. Statt schleunigst zu Fuß den rettenden Deich zu
erreichen, wendete der Fahrer und fuhr im Kamikaze-Stil quer durch
Finkenwerder, auf der Suche nach einer noch befahrbaren
Deichauffahrt, die tatsächlich noch am Norderdeich gefunden wurde.
Papa, Du hättest ruhig den Wagen rückwärts in die Fluten rollen
lassen können. Die Stadt tauschte anschließend alt gegen neu. Nicht
jeder erreichte den Deich. Helmuts Vater kam jedoch noch heil davon.
Bei diesen Erinnerungen möchte ich noch eine Merkwürdigkeit
erwähnen: In unserer gesamten Verwandtschaft wurde plattdeutsch
gesprochen. Hans-Dieter und ich antworteten stets auf hochdeutsch. Im
Rückblick gesehen ist dies sehr bedauerlich. Zur kleinen
Wiedergutmachung möchte ich jetzt noch einen Dialog auf platt
erzählen, wie er sich im alten Finkenwerder durchaus zugetragen
haben könnte: De Buer un de Knecht seten am Kökendisch un luert up
dat Middacheten. De Buer set jümmer in een weegen Löhnstohl un de
Knecht up de hadde Bank. Dor freug de Buer den Knecht: "Na
Knecht, siß ok god?" "Och Buer," sä de Knecht,"
bit Eten will ik giern hatt sitten, wenn ik man bi de Arbeit weeg
liggen kann."
Ende seines Beitrages
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