Fortsetzung von Albrecht Lorenz


Silberhochzeit in Weihe.

Opa Albrecht , Tante Erika , (Groß-) Onkel Otto und Onkel Ewald Prumbaum.

Mein Vorwort zur Goldene Hochzeit in Weihe.

Erst wollte ich gar nichts machen; aber dann sagte meine Allerwerteste: Das kannst du deinen Eltern nicht antun. Also machte ich mich, gehorsam wie ich nun mal bin, an die Arbeit. Nicht nur das, sonder auf der Arbeit an die Arbeit. Und das habe ich über ein halbes Jahr vor der Goldenen Hochzeit begonnen. Fast den ganzen Tag über habe ich „geschrieben“ und „gelayoutet“. Den Rest des Tages habe ich dann unsere HauptAbteilungsLeiter-Sekretärin Frau S. M. um Korrekturlesen gebeten. Sie hat es gerne gemacht, denn unser Chef J. A.. W. hat während der Arbeitszeit mit ihrer Hilfe fast nichts anderes als solche Dinge gemacht. Sie hat bei mir einige Fehler gefunden, die ich am nächsten Tag erst mal beheben musste, bevor ich weiter schreiben konnte. Da ich für meine alltägliche Arbeit nicht nur genug Routine, sondern auch ‚Narrenfreiheit‘ und dazu ein eigenes Büro hatte, direkt neben dem Chef, war ich weitgehend ungestört, solche Nebentätigkeiten zu Verrichten. Einen Computer hatte ich selbstverständlich auch und auf unseren Kopiermitarbeiter, der einen unserer Profikopierer bediente, hatte ich jederzeit Zugriff und auch Vorrang. Mein Konzept war, dass ich nicht die üblichen Hochzeitszeitungen anderer kopieren wollte, in denen die Gäste mit mehr oder weniger geistreichen Sätzen vorgestellt wurden, sonder ich wollte einen kleinen Rückblick aus meiner Sicht auf die vergangenen 50 Jahre werfen. Jedenfalls soweit es mit so wenigen Worten gelingen kann. Mein Bruder hat sich diesem Konzept angeschlossen und dann auch seinen Teil dazu beigetragen. Zum Schwitze gebracht habe ich einige Gäste damit, dass ich auf meinem letzten Blatt um ihren Beitrag gebeten habe. Sie sollten sich ja auch verewigen. Das war vollkommen neu und manche wussten nicht, was sie so schnell von sich geben sollten. Helle Aufregung bei einigen Gästen, während ich einen inneren Reichsparteitag hatte. Ich bin mir aber sicher, dass das letztendlich doch eine Bereicherung für die Hochzeitszeitung und für meine Eltern war. Einige Personen habe ich in dieser Hochzeitszeitung zu ihrem Schutz und zu meiner Abwehr von Rechtsanwälten weitgehend unkenntlich gemacht, teilweise mit Kopf ab.

Festgruß.
Seid gegrüßt, Ihr lieben Goldeinhochzeitsgäste,
Ihr aus der Heide und von der Küste.
Willkommen Euch, Ihr Onkel und Ihr Tanten,
Ihr Freunde und all Ihr lieben Anverwandten.
Lasst uns den Alltag mal vergessen,
mit seinen Sorgen und stattdessen
lasst uns fröhlich sein und heiter,
ein Sprösschen unserer Lebensleiter,
ohne Umschauen höher steigen.
Drum sei's beim Trinken und beim Futtern
fühlt Euch gemütlich wie bei Muttern.
Und wenn Ihr dann ein Liedchen singt,
auch weiterhin das Tanzbein schwingt.
Ob Ihr im lustigen Männerbunde,
genehmigt Euch die nächste Runde,
ob Ihr nach alter Frauensitte,
ganz leise tuschelt über Dritte.

Stets lasst uns daran denken,
dem Feste heut nur das Beste zu schenken.
Wenn wir heut Goldene Hochzeit feiern,
ist es allen sonnenklar,
man, braucht es gar nicht zu beteuern,
im Mittelpunkt steht unser Goldenes Paar!
Goldene Hochzeit! Welch froher Klang.
Beisammen 50 Jahre lang!
Zusammenleben in Lieb' und Frieden,
dies glückliche Los ist nicht jedem beschieden.
Besinnlich denkt man dann gern zurück,
an Stunden der Freude und Stunden voll Glück.
Lasst einiges in bunten Bildern
aus dieser Zeit der Erinnerung schildern.
Und sollt sein nicht alles wahrheitsgetreu,
Verzeiht uns, wir waren nicht immer dabei.


Meine Erinnerungen an "Damals"
aus dem Blickwinkel eines Heranwachsenden.
Aufgeschrieben im Februar 1990

Vor 50 Jahren, als meine Eltern heirateten, war ich noch nicht dabei. Meine Erinnerung setzt später ein und beschränkte sich erst einmal auf meine Mutter. Da waren wir aber schon in Bomlitz, wie ich später erfuhr. Mein Vater - ja, der war in der ersten Zeit meiner Erinnerung nicht da, bis jedoch plötzlich ein junger Krieger auftauchte, der dann auch ebenso schnell wieder verschwand. Kurze Zeit später wurde mein Bruder im 'Haus am Walde' geboren. Diese Zusammenhänge habe ich erst viel später begriffen. Auch in der nächsten Zeit blieben meine Erinnerungen weiter bei meiner Mutter, bei der Familie Freudentahl, den Tieffliegern, dem Bunker, dem „Pulverfass“ Wolff, dem Erdloch als Bunkerersatz im Garten des Nachbarn und bei dem großen Staunen, als ich zum ersten mal englische Soldaten mit ihren Panzern sah. Aber auch die „schönen Böhme“ mit ihrem typischen Geruch habe ich noch in Erinnerung. Die Erwachsenen haben den kleinen Fluss Böhme gemeint, während ich Bäume verstanden habe. Abgesehen davon, dass es sich um den 2. Weltkrieg handelte, hatte ich im Großen und Ganzen eine unbeschwerte Zeit. Es fehlte halt nur der starke Arm, mit dem ich dann später noch oft, ja zu oft, schmerzhafte Bekanntschaft machen sollte. Auch meine „Kriegsverletzungen“ hielten sich in Grenzen. Sie beschränkten sich im Wesentlichen auf einen schmerzenden Finger, an dem mich meine Mutter vor einem Tiefflieger in Sicherheit brachte und einer Kopfverletzung, die mir ein Nachbarsohn mit einer Harke beibrachte, mit der wir Äpfel vom Nachbarbaum geklaut haben. Die Schmerzen hatte ich schon längst vergessen, als die Entscheidung immer noch ausstand, ob Arztbesuch oder nicht. Meine Erleichterung, nicht zum Arzt zu müssen, konnte keiner ermessen. Die Erinnerungen an Bomlitz enden in einem übervollen Personenzug nach Hamburg und dem dringenden Bedürfnis, einmal zu 'müssen'. Nach einem langen gemeinsamen Kampf mit den vielen Beinen und dem Gepäck unserer Nachbarn verging mir das Bedürfnis, als ich die Schwellen unter mir vorbeihuschen sah .Unverrichteter Dinge kämpften meine Mutter und ich uns zurück. Damit war das Problem aber noch lange nicht gelöst. Also noch einmal das Ganze von vorne. Ob dieses mal mit Erfolg - ich habe es vergessen.
Vor Bomlitz kann ich mich noch ganz schwach an den U-Bootsbunker in Finkenwerder erinnern, dass ich den Kopf durch ein Gittertor steckte und Schwierigkeiten hatte, ihn wieder herauszubekommen als das Tor geöffnet werden sollte. Außerdem ist mir noch das dunkle Wasser mit den U-Booten aufgefallen. Dass ich mit meiner Mutter und Tanten auch in Kalbe an der Saale war, ist ebenso verblasst, wie auch die schmerzhaften Erlebnisse beim Getragen werden. Die Art des Getragen werden, auf der damals noch vorhandenen Hüfte, genauer gesagt Hüftknochen, meiner Tante, hatte sich nur bei ihren Töchtern bewährt. Abgesehen davon, konnte ich bei dieser Fortbewegungsart die Umgebung ungestört genießen und die Bäume betrachten, wenn die Böhme gemeint war.

Auf den nächsten Bildern erscheint dann auch mein Vater zum ersten Mal deutlich, entweder in Uniform oder in Arbeitszeug. Und das trug er auch, als im Jeverländerweg eine Mauer das „Laufen" lernte. Mit diesem Phänomen haben sich später auch noch Gutachter befasst. Sie kamen zu keinem Ergebnis. In dieser Zeit hatte ich nicht nur mein Idealgewicht, nein, ich hatte es sogar deutlich unterschritten. Was sollte man auch anderes machen, wenn es kein Brot gab und auch die Frage nach einer Steckrübenscheibe verneint werden musste. Später, als es wieder alles zu kaufen gab, haben meine Eltern, als wir zusammen in Hamburg waren, drei gekochte Krebse mitgebracht. Der größte war natürlich für den Chef des Hauses. Er war verdorben. Meine Schadenfreude hielt nicht lange an, denn jetzt hieß es "teilen"!
Fische haben wir sowieso viel gegessen. Mindestens dreimal die Woche. Es waren auch Fische darunter, die es heute nicht mehr gibt. Das eine Mal, als wir die Fische direkt vom Kutter geholt haben, kletterte ich auf das Ruderhaus, wo eine Windbö meine Mütze erfasste. Sie verschwand auf Nimmerwiedersehen im Rüschkanal. Diesmal hatte mein Vater Verständnis, aber als ich meine neue Baskenmütze verlor, war es umgekehrt. Aber das war nicht das einzige Malheur. Einmal, als mein Bruder und ich draußen herumtobten, hatte ich plötzlich den Ärmel von seinem Mantel in der Hand. Dass wir nur ganz vorsichtig gespielt hatten, glaubte unsere Mutter nur halbherzig, als sie sagte: Naja, es ist ja auch ein alter Marinestoff, aus dem ich den Mantel genäht habe. Es kann durchaus noch ein Rest vom Ersten WK gewesen sein. Mit dem Einschlafen hatten wir im Jeverländerweg keine Schwierigkeiten. Abgesehen davon, dass es kalt war, konnten wir als Schäfchenersatz die Tropfen zählen, die von der Decke in die verschiedenen Behälter fielen. Einmal waren es 13 oder 14 Behälter, die aufgestellt werden mussten. Nachdem die Tropfsteinhöhle saniert war, mussten wir wieder auf die Schäfchen zurückgreifen.
Nach der 'Mauerwanderung' konnten meine Eltern auch wieder ans Vergnügen denken. Ich sehe noch, wie meine Mutter die Karnevalskostüme genäht hat. Ganz raffiniert hat es ein Nachbar gemacht. Es muss entweder Hans Prophet oder Kalli Schmidt gewesen sein, der kurz vor dem Eingang unter einem Vorwand verschwand und das Kostüm nochmals wechselte. Nicht einmal seine Ehefrau hat ihn erkannt. Eine andere Art des Amüsieren muss der Genuss von verfaulten Äpfeln gewesen sein. Sie lagerten in einer Balje, und ich konnte täglich den fortschreitenden Reifegrad verfolgen. Was nach dem Faulungsprozess damit gemacht wurde, entzog sich meiner Kenntnis, aber es roch sehr stark. Zur gleichen Zeit habe ich mir ernsthafte Gedanken um den Fortbestand der Menschheit gemacht und konnte nicht verstehen, dass meine Eltern dabei noch so lustig sein konnten. Sie sprachen dauernd davon, dass am 30. Mai die Welt untergehen sollte. Und draußen war ja auch eine richtige Untergangsstimmung; es war nasskalt, regnerisch und auch recht dunkel. Mindestens ebenso viele Sorgen machte mir eine Äußerung meiner Mutter meinem Vater gegenüber. Sie sagte: Der Junge bekommt ja eine Gänsehaut. Ich war schockiert. Was sollte ich machen, so kurz vor Weihnachten. Ich konnte doch nicht mit Federn unter dem Weihnachtsbaum sitzen. Wie groß mögen sie dann wohl sein und tut es weh, wenn man sich die Federn kurz vorher heimlich herauszieht? Das waren alles Fragen, die ich nie gestellt habe. Ich hatte Angst vor den Antworten und ich beruhigte mich erst etwas, als ein Lichtstrahl ins Kinderzimmer fiel und ich verstohlen meinen Arm unter der Wolldecke, in der ich wegen der Kälte unter der Bettdecke zusätzlich eingewickelt war, betrachtete. Aber was ist, wenn es sich nur um eine vorübergehende Besserung handelte, dachte ich. Es konnte ja am nächsten Tag wiederkommen und dann schon schlimmer. Vielleicht konnte man dann schon die Federn sehen? Ganz klein vielleicht? Aber mir war nicht immer kalt. Einmal war mir sogar recht warm und das kam folgendermaßen: Aus irgendeinem Grund gelangte ich in den Besitz von Wunderkerzen. Meine Kumpane behaupteten, dass die Dinger auch ohne Luft brennen. Das war unglaubwürdig und musste geprüft werden. Das Experiment fand in der Toilette statt. Auf einem Schrank stand eine Dose. Ich konnte zwar nicht hineinsehen, aber die brennende Wunderkerze hineinstecken und die Dose mit den Händen zu halten, das konnte ich. Mit zusammengebissenen Zähnen und Tränen in den Augen hielt ich der zunehmenden Hitze stand, bis die Dose durch eine Reflexbewegung herunterfiel Zum Glück nicht über meinen Kopf. In der Dose befand sich ein Rest Leinöl. Der erfolgreiche Löschvorgang durch meine Mutter tangierte mich nur peripher, meine Hände beschäftigten mich viel zu sehr. Aber ich hatte auf dieser Toilette auch Erfolgserlebnisse. Das, was man jetzt denken kann, sowieso, aber dieses ging noch darüber hinaus. Auf einer meiner ausgedehnten Sitzungen fiel mir ein Karton ins Auge. Da er in Reichweite war, griff ich zu. Es waren die Lohntüten meines Vaters, bevor er bei der Polizei anfing. Ich hatte ja viel Zeit und fing eine Nachlese an. Die Ausdauer wurde belohnt. Ich fand tatsächlich noch einen Pfennig und durfte ihn auch noch behalten. Schmerzlicher verlief dagegen meine Ungeduld, als meine Mutter einmal ein ganzes Backblech voller Karamellbonbons machte. Ich konnte die Zeit nicht abwarten und schwupp war mein Finger in der braunen Masse, bevor meine Mutter es verhindern konnte. Mit einem Aufschrei fand ich mich in einer Ecke sitzend wieder und betrachtete meinen Finger. Er hatte ein richtiges kleines Hütchen auf. Nach einer weiteren Schrecksekunde bedurfte es keiner weiteren Überlegung - das Ding musste bestraft werden und wurde ohne weitere Ansprache aufgegessen. Eine weitere schmerzhafte Erfahrung fing ganz harmlos an. Das kam so: Ich saß barfuß vorne auf dem Rad bei meiner Mutter und berührte mit dem großen Zeh die Speichen. Es kitzelte so schön. Das ging solange gut, bis der Zeh zwischen Speiche und Gabel das Vorderrad blockierte. Die Landung war hart und die Betreuung hinterher recht aufwendig. Ich wurde zu Hause sofort hingelegt und bekam mein Lieblingsessen - ein stark gezuckertes gerührtes Eigelb - und auch sonst sehr viel Aufmerksamkeit. Die Anteilnahme verblasste allerdings etwas, als ich erzählte, wie es zu dieser Landung kam. Es war nicht ganz ungefährlich, denn meine Mutter flog im hohen Bogen über mich hinweg. Ihre Landung war bestimmt nicht sanfter als meine und ihre Sorge, auf mich zu fallen, war groß. Aber ich ging nicht immer barfuß - im Sommer natürlich, nein, ich hatte sogar einmal richtige Knobelbecher und die waren sogar maßgeschneidert. Ich weiß nicht, warum ich diese Stiefel bekam, aber ich habe sie mit Stolz und Würde getragen, auch wenn meine Füße vor Wärme glühten. Ein weiterer Punkt, unter dem ich sehr zu leiden hatte, waren die ständigen Ermahnungen, alles so zu hinterlassen, wie ich es vorgefunden habe. So auch den Garten, den wir im Jeverländerweg direkt unter dem Fenster von Ernst Marxen hatten. Der abgeerntete Teil bot ausgezeichnete Möglichkeiten zum Bau von Burgen. Wir haben auch die tollsten Hügel aufgeschüttet. Ja, und wenn man dann nach einem so anstrengenden Tag seinen wohlverdienten Feierabend genießen wollte, dann konnte die Aufforderung, den Garten in einem ordentlichen Zustand zu bringen, recht unangenehm sein und brachte ein gutes Stück Arbeit mit sich, da die Kumpels alle schon zu Hause waren. Geangelt haben wir auch. Zuerst mit einem umgebogenen Draht und später mit richtigen Haken. Einen entsprechenden Vorrat an Regenwürmern fand meine Mutter des Öfteren lose in meiner Hosentasche. Auch die Abwaschschüssel war des Öfteren blockiert. Entweder mit Froschlaich und Kaulquappen oder mit Stichlingen. Zur gleichen Zeit hatten wir einen kleinen Garten mit Hühnerstall, direkt an der Bahn. Auf dem Weg dorthin, habe ich meinen Vater oft zu einem Wettlauf aufgefordert. Es war mir unbegreiflich, aber ich verlor jedes Mal. Doch wie es so ist, man tröstet sich, indem man Fußball spielt und zwar mit allem, was man findet. Darunter war auch eine Dose, und was ich nicht wusste, es befand sich die gesamte Tagesproduktion der Hühner darin. Das Abendessen wurde um diesen Beitrag ärmer aber den unvermittelt einsetzenden Wettlauf gewann ich! Gleichzeitig begann unsere 'Vormotorisierung', sprich Fahrradzeit. Damit konnten wir nun endlich auch die entfernt liegenden Strände des Flugplatzes erreichen, wo wir oft mit der ganzen Familie zum Baden hinfuhren. Das Schwimmen jedoch lernte ich bei meiner Tante Manni. Die Fahrten zum Flugplatz waren recht abenteuerlich. Es ging über eine lange Strecke auf einer Panzerspur, wie auf einer Berg- und Tal Bahn. Anfangs vorbei an Flugzeugwracks verschiedener Größen und auch an Übungsbomben aus Zement. Aber nicht nur zum Flugplatz, nein, auch nach Bomlitz führte eine Radtour. Diesmal mit Onkel, Tante und Cousinen. Wir schafften die Strecke an einem Tag! Ja, und dann hatten wir auch Nerze. Es fing damit an, dass mein Vater aus Dachlatten, Maschendraht und Brettern im Keller im Wittmunderweg bestimmt ein Dutzend Ställe baute. Die Ställe wurden bei unserer Großmutter hinter dem Deich aufgestellt. Dazu wurde im Anschluss an den alten Schuppen ein neuer Stall mit Gehege errichtet und überdacht. Ausgerechnet als mein Vater Korrekturen am Dach vornahm und dabei die Pfannen "gegen den Strich" legen musste, hatten wir auch Zaungäste. Ich höre ihn noch heute ärgerlich knurren: " Ausgerechnet der muss jetzt zugucken". Es war ein Dachdecker, der uns beobachtete. Die Futterbeschaffung für die Nerze war recht abenteuerlich. Fast jeden zweiten Tag mussten Fische vom Fischmarkt Altona geholt werden. Auch in meinem ersten Urlaub als Lehrling bin ich gefahren. Meine Mutter hatte einmal sogar eine Fischvergiftung, und gebissen wurde sie auch. Der Eckzahn steckte noch in der Hand, als sie zu Hause ankam. Aber richtig spannend wurde es erst, als eine Feh sich selbstständig machte und auf "Wanderschaft" ging. Das war eine aufregende Jagd. Sie ging über zugefrorene Gräben, durch die Gärten, an Hühnerställen vorbei, bis unter den Stall von Walter zum Feldes Hund. Der bissigste aus der ganzen Umgebung. Der Hund hatte keinen blassen Schimmer, weshalb mit einem Mal so viele Menschen um ihn herumstanden. Die Verfolger und besonders die Zuschauergruppe waren inzwischen deutlich angewachsen. Der Hund muss an eine Invasion geglaubt haben, und seine Reaktion war entsprechend. Es verging eine Weile, bis Walter seinen Hund von der Kette nehmen konnte. Dann kam für meinen Vater der aufregendste Teil der Jagd. Die Hütte wurde etwas zur Seite gekippt, und mein Vater musste mit der bloßen Hand nach der Feh greifen. Das war schmerzhaft, und getanzt hat er dann auch noch mit ihr. Immer im Kreis und dabei das Tier an der äußersten Schwanzspitze festhaltend. Trotzdem schnellte es hoch und biss ihn in die Hand. So nahm die Jagd dann doch noch ein gutes Ende, besonders für die vielen Hühner, Gänse und Enten. Einmal fand meine Mutter ein Junges, ungefähr so groß wie ein kleiner Finger. Es war aus dem Nest gefallen und schon ganz steif gefroren. Meine Mutter nahm es mit nach Hause. Unterwegs fing das Junge, weil meine Mutter es in der Hand wärmte, jämmerlich an zu piepen. Die Leute guckten ganz verwundert, weil sie nur meine Mutter sehen konnten.
Außen am Gehege rankten auch Pflanzen, und als ich einmal aufgefordert wurde, Blumen als Tischdekoration zu besorgen, erschienen sie mir gerade richtig. Dass es sich dabei, wie man mir später sagte, um Bohnenblüten handelte, tat ihrer Schönheit keinen Abbruch, und letztlich wurden sie dann doch als Dekoration akzeptiert. Als kleiner Junge bin ich mit meinem Vater sogar mit dem Feuerlöschboot gefahren. Es war aber keine Vergnügungsfahrt, sondern meine erste Reise ins Altonaer Krankenhaus. Eine Bootsfahrt mit der Familie, Onkel und Tanten, Cousine und Oma nach Schweinesand war viel aufregender. Wir hatten auf der Hinfahrt ein großes Segel gesetzt. Es hatte die Form eines Wikingersegels. Ich wurde vor den Mast gesetzt und sollte alle Hindernisse „nach achtern" melden. Den Schlepper, der unseren Weg aus Richtung Siestas kreuzte, betrachtete ich mit großem Interesse, bis ich „von achtern" an meine Pflicht als Ausguck erinnert wurde. Auf der Rückreise mussten wir rudern. Am Ness, bei der REME (B&V), kamen wir nicht mehr gegen die Strömung an und mussten zur anderen Seite rüber, wo wir das Boot schieben konnten. Wir haben noch viele Fahrten gemacht, dabei haben wir auch große Steine für den Steingarten und lange Äste für die Bohnen herangeschleppt.

Im Wittmunderweg hatten wir eine Uhr, sie stand auf dem Schrank. Die Uhr hatte den Glockenschlag vom Big Ben. Eines Nachts muss irgendetwas an der Uhr kaputtgegangen sein. Sie spielte ununterbrochen und riss uns aus dem Schlaf. Unser Vater musste die Uhr reparieren, sprich anhalten, während mein Bruder und ich laut lachten. Wir lachten aber nicht über die Uhr, sondern über das eh schon kurze Nachthemd unseres Vaters, das durch das Recken noch höher rutschte und den Mond hell erstrahlen ließ. Mit einem kräftigen Donnerwetter wurden wir wieder ins Bett gejagt. Nach unserer Fahrradzeit begann die Motorisierung, und meine Eltern kauften sich einen VW. Es war der erste VW mit großer Heckscheibe auf Finkenwerder. Er hatte auch eine Garage. Es war ein Holzschuppen neben der alten Gastwirtschaft von Walter Fock, ungefähr dort, wo sich jetzt die neue Post befindet. Nach der Probefahrt herrschte etwas Aufregung. Ich glaube, es ging um ein bisschen Schuppenfarbe, die am Auto haften blieb. Mit dem Wagen haben wir auch große und schöne Reisen gemacht, über die mein Bruder eine Ausarbeitung für die Schule machte. Später, als das Auto unten bei Mandus Ritter im Haus stand, wurde es dort beinahe von der Flut überrascht. Es war sehr stürmisch, und das Wasser drückte genau in die Elbe. Die Sirene haben wir im Sturm nicht gehört, aber als meine Mutter von den Kirchenglocken aufwachte, sagte sie sofort: „Finkwarder lopt vull“. Als erster sprang mein Vater in sein Zeug und brachte das Auto zum Steendiek. Ich folgte, so schnell ich konnte. Als ich bei der Garage ankam, war das Auto schon weg, ich konnte nur noch die Tür schließen und wollte dann zu meinen Großeltern.

Als ich auf dem schmalen Deich ging, strömte das Wasser knöchelhoch darüber hinweg. Hochwasser hatten wir ja häufig, aber dies war ein furchterregender Anblick, besonders, als dann auch noch überall das Licht ausging. An der Innenkante hatte der Deich schon Auswaschungen, und die Gehwegplatten waren auch schon unterspült. Ich drehte um, als ich bei Mandus Ritter am Haus war und sagte mir, dass meine Großeltern in der oberen Wohnung sicher aufgehoben waren. Sie zogen es aber vor, zu uns zu kommen und hatten Glück, dass der Deich noch hielt. Ein paar Häuser weiter wurde er weggespült. Mein Vater kam nur kurz nach Hause, um seine Uniform anzuziehen, und verschwand dann für die nächsten zwei Tage. Da wir nichts weiter machen konnten, gingen wir noch etwas umher, bis es mir mit meinen nassen Füßen zu ungemütlich wurde. Wo wir nicht dran gedacht haben war, dass unser Keller auch voll laufen wird. Als wir es merkten, war es schon zu spät, und so kam es, dass wir zwar hoch und trocken saßen, aber weder an die Feuerung noch an die Kartoffeln herankamen. Onkel Otto musste aushelfen. In diesem Keller stand auch eine große Kartoffelkiste. Sie stand so, dass kein Licht hineinfallen konnte. Jedes mal, und ich glaube, ich war der einzige, der Kartoffeln holen musste, war ich heilfroh, wenn ich keine Maus oder ähnliches in die Hand bekam. Trotzdem habe ich immer wieder in die Kartoffelkiste hineingelangt. Ich war auch überzeugt, der Tapferste zu sein.
Schon vor der Flut trugen sich meine Eltern mit dem Gedanken, ein Haus zu bauen. Abgesehen von der Planung begann es mit einer riesigen Fuhre Holz, die Peter Tiemann von der Abwrackwerft nach Weihe gefahren hat. Das ganze Haus wurde exakt gemauert, nur als mein Vater und Walter Richter, der kurzzeitig half, bei den Schornsteinen waren, wuchs ein Schornstein um eine Steinlage höher. Er durfte gegen aller guten Ordnung so bleiben. Mit dem Einzug 1963 waren die Arbeiten noch lange nicht beendet. Es war für alle eine große Anstrengung und Doppelbelastung. Wir haben aber auch viel Spaß gehabt, besonders beim Richtfest. Bald nach dem Hausbau habe ich dann geheiratet, und meine Erinnerungen richteten sich von dem Zeitpunkt an auf meine eigene Familie. Und was es darüber zu berichten gibt, dass können dann meine Nachkommen irgendwann einmal niederschreiben, wenn sie denn wollen.

Nachtragen möchte ich noch, dass ich den Löffel und die Gabel immer noch habe und auch benutze


Meine weiteren Ausarbeitungen für die Hochzeitszeitung.


Festordnung

Um einen geordneten Verlauf des heutigen Festes zu gewährleisten, hat die Behörde für Inneres folgende Richtlinien erlassen:
1. Die Feier beginnt mit dem Anfang.
2. Begrüßungen dürfen herzlich geschehen, aber so, dass schwere Unfälle vermieden werden.
3. Alle Gäste sprechen sowohl Platt- wie auch Hochdeutsch. Es besteht also kein Grund, sich nicht miteinander zu unterhalten oder nicht miteinander zu tanzen.
4. Auch bei größtem Andrang ist das Betreten und Verlassen nur durch die Tür gestattet.
5. Aus Gründen der Sittlichkeit, ist die Garderobe nur zum Teil abzulegen.
6. Wenn die Herren den Rock ablegen, haben die Damen das gleiche Recht.
7. Es besteht Redefreiheit. Wer davon keinen Gebrauch machen will, muss dass in Form eines längeren Vortrags erklären.
8. Bei Meinungsverschiedenheiten haben die Herren den Damen immer Recht zugeben.
9. Wer nach Mitternacht den Saal für längere Zeit verlässt, muss beim Wiederbetreten seine Erlebnisse unaufgefordert bekanntgeben.
10. Es ist untersagt, als Erster nach Hause zu gehen. Jeder muss bis zum Schluss da bleiben.
11. Die Feier ist beendet, wenn außer dem Wirt weniger als eine Person im Saal ist.
12. Mitmachen kann die Feier nur der, der auch erschienen ist.
13. Zerbrochene Gläser oder Teller sind unauffällig unter dem Tisch zu werfen, denn hier herrscht Ordnung.
14. Beim Herumreichen der Getränke und der Speisen ist möglichst nicht die eigene Kleidung zu bekleckern.
15. Die Kronleuchter sind bestenfalls zu vorgerückter Stunde als Schaukel zu benutzen.
16. Fluchtversuch zwecklos. Währen der Damenwahl sind alle Ausgänge und Fenster geschlossen.
17. Wer am nächsten Tag beim Ausfegen gefunden wird, kann sich gleich beim Identifizieren der Fundsachen wie Gebisse, Eheringe, Ehemänner usw., nützlich machen.
18. Sollte am Ende der Feier ein Durcheinander entstehen und hierdurch jemand eine fremde Frau mit nach Hause nehmen, so kann er sie innerhalb der nächsten 4 Wochen dem Ehemann zurückzugeben


Bei Tisch bitte beachten

Hemmen Sie nicht den Ablauf des Essens. Nur blitzschnelles Zugreifen sichert Ihnen die besten Stücke.

Falsch! Die Kartoffel gehört auf die Gabel.

Sie sollten die Bratengabel unauffällig zurücklegen.

Beide Hände gehören auf den Tisch

Diese Geste bedeutet: Nein Danke

Als Mann von Welt dürfen Sie sich den Gürtel öffnen, wenn Sie sich schon vor der Rede den Magen überfüllt haben.

Dem Schüchternen hilft ein Tropfen Alkohol schnell zum erwünschten Kontakt mit den Zuhörern.

Scherzhafte Einlagen lassen Sie als Stimmungskanone erkennen.

Auf dem Tanzparkett

Bei der Partnerwahl steht Sympathie erst an zweiter Stelle. Auch wenn der links gezeigte Herr Ihnen gerne in die Augen sieht, er hat nicht so viel davon, wie Sie denken.

Der linke Herr macht einen Annäherungsversuch. Bei dem rechten Paar können wir davon ausgehen, dass sie sich bereits duzen.

Bei diesem Paar ist anzunehmen, dass der Herr keine kalten Ohren mehr hat und die Frau führen muss, weil er jeden Kontakt zu Außenwelt verloren hat.

Temperamentvolle Soloeinlagen lockern den Abend auf und machen Sie bald zum Mittelpunkt auf der Tanzfläche. Es ist anzuraten, Ihre Tanzpartnerin vorher von Ihrer Absicht zu informieren.


Dütt un Datt

Wat hett se seggt?
Scholl ick 4 Bier drinken un Klock 12 no Hus gon?
Oder schull ich 12 Bier drinken un Klock 4 no Hus gon?
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Nur weil die Frauen die meiste Zeit an der Theke stehen und anrüchige Lieder singen,
müssen wir Männer so oft alleine am Tisch sitzen.
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Von Fischer un siene Froo
Mantje, Mantje Timpe Tay Buttje, Buttje in de See
miene Froo de Ilse Bill,
will nich so as ick wohl will.
Na, wat will se denn?
Se will jümmers so freu no Hus gon.
Go man wedder up dien Platz, hüt bliv se solang as du seggst.
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Sie; "Mein Horoskop sagt fürs nächste Jahr Erfüllung in Liebe und Partnerschaft".
Er: "Kenne ich den Kerl?"

Er: Mir hat die Wahrsagerin heute gesagt,
dass ich alt werde.
Sie: Siehst du, die hat, es auch schon gemerkt!
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Sag mal, ist deine Frau durch die Schlammpackung schöner geworden?
Anfangs ja, aber dann fing das Zeug an abzubröckeln.
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„Hör mal, du hast jetzt aber genug getrunken!"
"Woher willst du den das wissen"?
"Das sieht man doch, dein Gesicht ist schon ganz verschwommen."
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Er bei einem Telefonat: "Immer wenn ich eine schöne Frau sehe, werde ich rot“.
Erika Berger: "Sie müssen heiraten - die Ehe lässt einen Mann erbleichen."
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Die Frauen teilen unsere Leiden, Verdoppeln unsere Freuden
und verdreifachen unsere Ausgaben
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"Seit fünf Jahren ist Ihr Mann verschwunden, und erst jetzt geben Sie
eine Vermisstenanzeige auf?" "Tja, wir haben nächste Woche
Hochzeitstag, und da hätte ich ihn gerne dabei“.




Eheliches Glück
Während des ganzen Abendessens hatten die beiden kein Wort gewechselt. Aber als er das Geschirr weggeräumt hatte und sie in den bequemen Sesseln unter der Lampe saßen, verlor sein Gesicht etwas von seiner Härte. Weißt du", unterbrach er das Schweigen, "ich habe über unseren Streit nachgedacht". "Und", sagte sie, ohne den Blick vom Fernseher zu wenden. "Nun, ich habe mich zu deiner Meinung durchgerungen", sagte er ganz bescheiden und kleinlaut. "Das wird dir aber gar nichts nützen", sagte sie giftig. "Ich habe es mir inzwischen anders überlegt.

Nich alle Dooch is Sünnenschien, een Regenschwuer mütt ook mol sien. Nich alle Dooch dat Glück die lacht, mol kommt dat anders as du dachst. Bloos Sünnenschien is nich good föert Land, un junges Glück bringt di ut Rand un Band. Mol Sünnschien, mol'n Regendach, un mienwegen ook mol'n Dünnerslach. Dat geiht mol goot, dat geiht mol slecht, so is't föert Land un Lüd groot recht!

Zu vorgerückter Stunde

Männer
So unnütz wie Unkraut, wie Fliegen und Mücken,
so lästig wie Kopfweh und Ziehen im Rücken,
so störend wie Bauchweh und stets ein Tyrann,
das ist, dieser Halbmensch, sein Name ist Mann.

Er steht nur im Weg rum, zu nichts zu gebrauchen,
ist immer am Meckern und ständig am Fauchen.
Er ist auf der Erde, ich sag's ohne Hohn,
vom Herrgott die größte Fehlkonstruktion.

Ein Mann wär doch ohne uns Frauen verloren,
er wäre ja ohne uns nicht einmal geboren!
Erst durch unsere Hilfe wird mit viel Bedacht,
so halbwegs ein Mensch aus diesem Wesen gemacht.

Ein Mann hält sich oft für unwiderstehlich
und glaubt, schon ein Lächeln von ihm macht uns selig.
Stolziert durch die Gegend wie'n Hahn auf dem Mist
und merkt dabei gar nicht, wie schusselig er ist.

Fühl ich mich unwohl und kann kaum gehen,
weder sitzen, noch liegen oder stehen,
dann sagt er: "Komm mach nicht so'n Wind
doch sitzt ihm ein Pups quer, dann weint er wie‘n Kind!

Mit dem Mund sind sie stark, da können sie prahlen,
doch wehe, der Zahnarzt-, bereitet mal Qualen
dann sind sie doch alle - verzeiht den Vergleich –
wie ein Korb voller Fallobst, so faul und so weich.

Ein Mann ist ganz brauchbar, solang er noch ledig,
da ist er oft schlank und sein Körper athletisch,
da ist er voll Liebe und voller Elan
kaum ist er verheiratet, wird nichts mehr getan.

Mit Gold und Brillanten tat er dich beglücken,
das kriegt heut die Freundin, hinter dem Rücken.
Und Du kriegst heut' nur noch, wenn er daran denkt,
zum Geburtstag 'nen Schnellkochtopf geschenkt.

Als Jüngling wollte er dauernd kosen und küssen,
als Ehemann will er davon nichts mehr wissen.
Verlangst Du Dein Recht, dann wird er gemein:
Er gibt dir’s Gebiss und sagt:" Küss Dich allein."

Und pfeifen sie auch manchmal aus dem allerletzten Loch –
darin sind wir uns einig -- wir lieben sie doch!

Die sanfte Bewegung!

(Nach der Melodie "Am Golf von Biskaya.…")


Das Herz voller Sehnsucht die Henni einst stand,
nach langem Suchen den Johann sie fand.
Nachdem er dann stürmisch ihre Lippen geküsst,
hat sie immer wieder ihn fröhlich begrüßt:


"Johann, mach noch einmal die sanfte Bewegung,
Johann, ach das bringt mich ja so in Erregung.
Ich fühle mich selig von der Erde entrückt,
nachdem du mich zärtlich an Dein Herze gedrückt."

Nach einigen Wochen, da war es soweit,
zum Stande der Ehe waren beide bereit,
und kam man dann abends bei ihnen vorbei,
dann hörte man singen ganz leise die zwei:

"Johann, . . . "


Das Leben geht weiter, es geht seinen Lauf,
die Liebe wurd größer, sie hörte nie auf.
Und war von der Arbeit der Johann auch müd',
hört Henni er singen von weitem das Lied:


"Johann,…..

Und heute sind beide ein "Goldenes Paar"
und denken zurück an vergangene Jahr,
und rüstig und rege, noch längst nicht betagt,
die Henni den Johann ganz leise nun fragt:


"Johann, denkst Du noch an die sanfte Bewegung?
Johann, ach die brachte mich so in Erregung.
Ich wäre ganz selig von der Erde entrückt,
wenn Du mich wie früher an Dein Herze mal drückst."


So ändern sich die Zeiten oder „Die Pfütze"

Vor der Hochzeit: "Komm, mein süßes Mäuschen, ich will Dich über die Pfütze tragen.

Als junges Paar: Komm, Liebling, ich helfe Dir."

Etwas später: "Schatz, Schatz, pass auf, es kommt eine Pfütze."

Noch später: "Du wirst gleich in die Pfütze treten."

Danach: "Froo, müss du denn allwedder in de Schiet rinpedden ?!"


So, wie meine Frau sich abplagt, müsste man ihr ja eigentlich helfen. Aber wen kann ich mal darum bitten!


Zu Allerletzt
Liebes Brautpaar, liebe Gäste,
die Zeitung nähert sich nun dem Reste
wir fordern daher alle auf
für einen frohen Festverlauf
den Festausschuss zu unterstützen,
mit Frohsinn, Heiterkeit und Witzen.
Dem Goldpaar wünschen wir zum Schluss
mit einem ganz besonderem Tusch,
mit Tasten, Pauke und mit Tute,
von Herzen alles, alles Gute !

Nachtrag
Dem Musikant und dem Personal,
die hier mit uns in diesem Saal,
sagen wir ein Dankeschön,
denn ohne Euch würd' gar nichts geh'n.
Endlich sind wir nun beim letzten Blatt,
die Redaktion ist völlig matt.
Nach dem Denken, das versteht sich,
hat man sehr viel Ruhe und zu trinken nötig.

Habt heute keine Sorgen. ich komme ja erst morgen.

Für alle ,die sich auf dem Heimweg verlaufen haben.


Das letzte Blatt, Ihr werdet es versteh'n,
ist für Euren Beitrag vorgeseh'n.
Es sollt' nicht bleiben für immer leer,
so schreibt doch bitte ein paar Zeilen her.
Es soll werden zu unser aller Hochgenuss,
Euer Beitrag zu diesem Hochzeitsgruß.
Und zu Eurer aller Ehr',
tragt es dann dem Brautpaar her!
H D

(Diese Aufforderung hat bei einigen Gästen für Hektik gesorgt)

Ende meines Beitrags zur Hochzeitszeitung



Das obere Foto ist vor dem Haus in Weihe. Das untere ist in Finkenwerder hinterm Haus von meiner Großmutter, Müggenburg 6, aufgenommen worden. Ich wurde beim Bauen verschwiegen.



Der Beitrag meines Bruders.

Vor fünfzig Jahren war Hochzeit auf Finkenwerder. Und was für eine! Welch eine Freude, als der Pastor wieder aus dem Haus war. Den ließ Papa nämlich zur "Nottrauung" wegen "schwerer Erkrankung" der Braut kommen. Für das anschließende Hochzeitsfoto erholte sich die Braut schlagartig, nur der für das Szenarium verantwortliche Bräutigam war sichtlich geschafft. Dazu muss man wissen, dass der Pastor so wie der Arzt in Finkenwerder geachtete Persönlichkeiten waren. Deren Dienste nahm man jedoch nur in Anspruch, wenn dies unvermeidlich war. Dazu gehörte die Trauung in der K i r c h e. Aber bereite 1762 schrieb der Pastor Evers an seinen Vorgesetzten: Der Dünkel und Eigensinn, der schon vor sehr alten Zeiten her die Insulaner überhaupt zum Spruchwort gemacht, ist auch ihnen eigen, und ich stimme dem Urtheil meiner Vorweser bei, dass diese Insel kein Aufenthalt für einen Prediger sein könnte, wenn die Bewohner derselben nicht durch so öftere Unglücksfälle bisweilen kirre gemacht würden. Papa, Du warst mit Leib und Seele Polizist auf Finkenwerder. Eine Geschichte aus Deinem Berufsleben kann hierbei nicht unerwähnt bleiben, und zwar die Geschichte, wie Du Onkel Ewald und Onkel Gustav das Leben geschenkt hast: In den vierziger Jahren war noch die Fußstreife üblich. Eines Nachts hörtest Du am Müggenloch ein Sägen. War es Holzdiebstahl oder gar Schlimmeres? Trotz oder gerade wegen Deiner
verbesserungsbedürftigen Besoldung zogst Du die Pistole und ranntest los. "Hände hoch!"" Mensch, Jan, sei vernünftig, hier ist Ewald und hinterm Stamm liegt Gustav!" Und nun musstest Du, wie so oft bei der Polizei, blitzschnell überlegen: Onkel Ewald war für jede Unterhaltung gut. Er ein paar Stunden in der Arrestzelle und die Nacht wäre gelaufen. Aber was war mit dem Bettelstudenten, einem Mitläufer, weil die Säge zwei Griffe hatte? Außerdem war der rhetorisch gut drauf. Das hätte den Einsatzbericht verderben können. Erst verschwand die Pistole, danach deren Träger. Es durfte weiter gesägt werden.
Einige Erinnerungen (Jan-Eckehard)
Von der Radfahrt nach Bomlitz, wohl etwa 1948, habe ich noch zwei Bruchstücke in Erinnerung. Das erste Bruchstück habe ich noch vor Augen, weil ich wegen einer entgegenkommenden Panzerkolonne bereits als Dreijähriger mein Leben als beendet ansah. Der Ausruf "Die Briten kommen" war damals für unsere Familie ein Schreckensruf und für Papa ist er heute noch einer. Das zweite Bruchstück betrifft Onkel Emil aus Bomlitz, der aus meiner Sicht ein Massenmörder war. Er bekämpfte die Ameisen unter seinen Treppenstufen mit kochendem Wasser. Heute hätte er dafür einen Umweltpreis bekommen können.
Im Wittmunder Weg wohnte Lene Sehm neben uns. Lene war die Namenspatronin meines Spielzeugpferdes, was sie mit Fassung ertrug.
Durch den Polizeischichtdienst müssten wir Kinder uns auch tagsüber leise verhalten und wurden oftmals vor die Tür gesetzt. So saß ich eines Tages im Treppenhaus und war beleidigt. Da kam Lene und fragte nach meinem Problem und es entwickelte sich folgendes Gespräch: "Warum sitzt du denn im Treppenhaus?" "Meine Mutter lässt mich nicht rein!" "Die hat aber eine Brust" "Ja“, und ich deutete dies mit den Händen an, “ die hat solche Tittis!".
Unsere Nerzfarm warf kein Geld ab aber allerhand Arbeit. Dazu gehörte der Fischkauf auf dem Altonaer Fischmarkt. Ich begleitete hin und wieder Mama auf dem Weg mit der Fähre dorthin.

Aus Kostengründen war der Fisch stets 3. Wahl, also schon etwas anrüchig. Auf dem Rückweg mussten wir deshalb auf der Fähre immer draußen sitzen. Die Ertragslage war mau.
Im Rückblick ist es erstaunlich, welchen wirtschaftlichen Aufschwung Ende der fünfziger Jahre eine vierköpfige Familie mit nur einem Durchschnittsverdiener nehmen konnte. 1957 kauften wir unser erstes Auto. 1958 machten wir nach Italien unsere erste Auslandsreise. 1959 wurde das Grundstück in Weihe gekauft und 1960 mit dem Hausbau begonnen.
Die Italienreise war Inhalt meiner Jahresarbeit, die neben den Schularbeiten zu erstellen war. Einen Tag habe ich hierbei unterschlagen, und zwar den Tag der Erkenntnisse: Wir hatten unser Zelt auf einem großen Campingplatz am Lido di Jeselo vor Venedig aufgeschlagen. Eines Tages, Mama und Hans-Dieter waren gerade im Wasser, Papa und ich hielten Stallwache am Zelt, kam ein Obsthändler vorbei. Wir erstanden eine ganze Palette Pfirsiche, ca. 30 Stück. Derartige Früchte hatten für uns damals noch einen besonderen Stellenwert. Wir machten uns über die Pfirsiche her, ohne auf den Rest der Familie zu warten.

Und so kam uns die erste Erkenntnis: Bert Brecht hatte recht. Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral. Danach folgte recht bald die zweite Erkenntnis: Auch wir hatten recht, nämlich mit der Vermutung, die Pfirsiche seien noch nicht ganz reif. Die dritte Erkenntnis war bitter: Auch bekannte Wege können endlos erscheinen, wenn man es eilig hat. Auf dem Rückweg zum verlassenen Zelt kam uns die vierte Erkenntnis: Man soll sich auf niemanden verlassen, manchmal nicht einmal auf sich selbst. Die fünfte Erkenntnis ist, manchmal geht es auch zusammen nicht immer gut. Am Neß in Finkenwerder wa Ende seines Beitraqgesr unser Badeplatz, der sinnvoll nur mit dem Rad zu erreichen war. Das Baden war neben der bereits schlechten Wasserqualität auch wegen der starken Strömung nicht ungefährlich. Eines Tages brachte die Polizei mein Rad nach Haus. Das hast Du, Mama, vom Wohnzimmerfenster aus gesehen. In diesen Minuten war für Dich das Furchtbare geschehen, wovor Du uns stets ermahnt hattest. Ich hatte mir aber "nur" das Bein beim Fußballspielen gebrochen und war auf dem Weg ins Krankenhaus.
Vor unserem Umzug in die Heide mussten wir noch die Sturmflut 1962 in Finkenwerder erleben. Wir auf der "Fläche B" lagen hoch genug, es lief nur der Keller voll. Die Großeltern waren jedoch hart betroffen.Da in Finkenwerder - soweit ich es in Erinnerung habe - keiner ums Leben kam, kann ich mir sicher erlauben, über ein Kuriosum zu berichten, das nur das Leben schreiben kann: Um Mitternacht lief bereits das Wasser über den Auedeich die Abfahrt zum Köterdamm in Strömen hinunter. Man sah hier einen letzten Autofahrer sich vergeblich bemühen, gegen das Wasser den Deich hinaufzufahren. Statt schleunigst zu Fuß den rettenden Deich zu erreichen, wendete der Fahrer und fuhr im Kamikaze-Stil quer durch Finkenwerder, auf der Suche nach einer noch befahrbaren Deichauffahrt, die tatsächlich noch am Norderdeich gefunden wurde. Papa, Du hättest ruhig den Wagen rückwärts in die Fluten rollen lassen können. Die Stadt tauschte anschließend alt gegen neu. Nicht jeder erreichte den Deich. Helmuts Vater kam jedoch noch heil davon.
Bei diesen Erinnerungen möchte ich noch eine Merkwürdigkeit erwähnen: In unserer gesamten Verwandtschaft wurde plattdeutsch gesprochen. Hans-Dieter und ich antworteten stets auf hochdeutsch. Im Rückblick gesehen ist dies sehr bedauerlich. Zur kleinen Wiedergutmachung möchte ich jetzt noch einen Dialog auf platt erzählen, wie er sich im alten Finkenwerder durchaus zugetragen haben könnte: De Buer un de Knecht seten am Kökendisch un luert up dat Middacheten. De Buer set jümmer in een weegen Löhnstohl un de Knecht up de hadde Bank. Dor freug de Buer den Knecht: "Na Knecht, siß ok god?" "Och Buer," sä de Knecht," bit Eten will ik giern hatt sitten, wenn ik man bi de Arbeit weeg liggen kann."

Ende seines Beitrages


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