Meinen Kindheit (und ich)
Nr. 28………………………………………………...
B
Hamburg-Finkenwärder,
den 10.April 1941
Die Henriette Berta Katharina Albrecht,
geborenen
Lorenz, evangelisch
Wohnhaft
Hamburg-Finkenwärder, Müggenburg 6
Ehefrau des
Polizeiwachtmeisters Claus Diedrich Johann Wilhelm Albrecht,
evangelisch
wohnhaft Hamburg-Finkenwärder, Müggenburg 6
hat am 10.April 1941 um 5 Uhr (5) Minuten
in
Hamburg-Finkenwärder
einen Knaben geboren. das Kind hat die
Vornamen erhalten:
------------Hans-Dieter---------------
Eingetragen auf mündliche Anzeige des Arbeiters Dietrich
Albrecht, wohnhaft in Hamburg- Finkenwärder
Der
Anzeigende hat sich durch Steuerbescheid ausgewiesen
er
erklärte, dass er von der Geburt aus eigener Wissenschaft
unterrichtet sei
Vorgelesen, genehmigt und ----unterschrieben
Diedrich Auedeich
Die Geburtsanzeige erfolgte auf mündliche Anzeige meines Großvaters und er wird 'die ' gesagt haben. Denn die und den hätte mein Großvater auseinanderhalten können. Also muss der Beamte den Bindestrich ganz in Gedanken eingefügt haben. Schon in der Geburtsurkunde oben fehlte er bereits und wurde auch 28 Jahre nicht vermisst. Bis dann zu unserer Hochzeit die Nachfolger dieser Beamten anscheinend Langeweile hatten und sich mit dem Standesamt in Hanstedt, wo wir geheiratet haben, in Verbindung setzten. Damals habe ich auf Anfragen wie ich geschrieben werde, Hans-Bindestrich gesagt und nun mit über achtzig dreiviertel Jahren bin ich durch die Pandemie eines Besseren belehrt worden. Die Pandemie, die wir ursprünglich den Chinesen zu verdanken haben und die uns durch die Querdenker immer noch erhalten geblieben ist, hat den Anlass gegeben. Durch den Papierkrieg unserer Beamten und ohne mein Zutun bin ich jetzt endlich zu einem eindeutigen Vornamen gekommen.
Nun weiß ich endlich wie ich heiße!
Aufgefallen ist es, als eine uns gut bekannte Angestellte der Apotheke für eine klare Linie gesorgt hat! Sie hat beim Ausstellen der Karte mit dem QR-Code den Unterschied festgestellt und sofort (!) bereinigt, und nicht wie ein Beamter gehandelt! Aber ich bin auch nicht ganz unschuldig gewesen. Ich hatte nämlich nicht auf die Schreibweise meines Vornamens in den ganzen Papieren und Ausweis meiner bisher 3 Impfungen geachtet.
Aber anscheinend fängt alles noch mal von vorne an!
Als Heranwachsender wurde ich von meinen Kumpels und den Deerns immer Dede genannt. Das lag daran, dass ich gesanglich und textlich recht unbegabt war und immer noch bin. Wenn ich in Hochform war, wollte ich natürlich auch mit den anderen mithalten, aber weiter als „de de“ hat es bei mir mit dem Text nicht gereicht. Die Melodie und was ich daraus gemacht habe, möchte ich hier auch nicht weiter beleuchten. Die war noch unterirdischer. Irgendwann hat auch meine Lischi damals davon Wind bekommen und wenn sie in Stimmung ist und mich beim Summen erwischt, kann es vorkommen, dass sie mich noch heute so nennt.
„Hat dir schon mal jemand gesagt, wie schön du singst?“ „Nein!“ „Hätte mich auch gewundert!“
Das nur mal so zwischendurch.
Diese Bilder unten sind vor meinem Erinnerungsvermögen aufgenommen worden. Wie meine Mutter mal äußerte, sind die Bilder mit dem Holzsessel irgendwo im Stadtpark in Hamburg aufgenommen worden. Wer fotografiert hat, hat sie auch nicht mehr sagen können.
Mein Erinnerungsvermögen setzt, mal abgesehen vom U-Bootsbunker mit dem dunklen Wasser und meinem ersten und einzigen Musikinstrument dass ich je gespielt habe, ein Eierschneider meiner Mutter als Gitarrenersatz, eigentlich erst in Bomlitz ein.
Ubootsbunker Fink II
Das Bild unten zeigt die DW nach dem Krieg mit dem kaputten Ubootsbunker rechts unten die beiden dunklen senkrechten Striche. Er geht bis zum Knick vom Rüschkanal. Die Einfahrt zum Bunker ist vom erweiterten Rüschkanal aus. Die ganze militärische Anlage war eingezäunt und auch von der Werft getrennt. Das Tor, durch wir mussten, war zwischen dem Hochbunker und dem Wasser. Der Hochbunker ist der längliche dicke dunkle Bau am Rüschkanal, da wo die drei kleinen Schiffchen liegen. Also kurz vor der Kurve zum Bunker. Dort beim Tor hatte ich mal, als wir dort bei einem Luftalarm warten mussten, meinen Kopf aus lauter langer Weile durch die Gitterstäbe gesteckt. Als dann der Pförtner kam und das Tor aufschließen wollte hatte ich ein Problem. Ich bekam meinen Kopf nicht so schnell wieder heraus. Einige Leute und besonders meine Mutter wurden sehr unruhig, da die Sirenen bereits eine Zeit lang „Laut“ gaben und wir ja noch, besonders ich mit meinen kurzen Beinchen, bis zum Bunker laufen mussten. Von dort habe ich nur das dunkle Wasser und, ich meine zwei Uboote in Erinnerung. Ich habe auch in Erinnerung, dass der Bunker zu dem Zeitpunkt noch keine Beschädigung hatte. Als er getroffen wurde, waren wir bereits in Bomlitz und zurückgekommen sind wir erst nach Kriegsende.
Unten der Eingang vom Norderdeich aus zum Ubootsgelände. Später haben in den Unterkünften Flüchtlinge aus der Ostzone gewohnt. Auf dem Bild darunter hinten an der Wand hinter den Ubooten im Hintergrund ist der Gang, den wir benutzten mussten um in die vorgesehene Kammer zu kommen.
Das Bild unten zeigt den Rüschkanal mit dem zerstörten Ubootsbunker Fink II auf der Landzunge. Oberhalb dieser Landzunge ist die Norderelbe. Am unterem Rand vom Rüschkanal ist eine Reihe aufgelegter KFKutter (Kriegsfischkutter) zu sehen. Die sind nach dem WK II dort an die Leine gelegt worden, um sie dann so umzurüsten, dass sie nur noch für die Fischerei verwendet werden konnten. Sie wurden dann an die Fischer vermietet. Finkenwerder hatte einen großen Bestand von diesen KFK`s in der Flotte.
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So wie der Ubootsbunker auf dem Bild unten aussah, habe ich ihn auch noch kennengelernt, als ich in den Docks als Maschinenschlosser und im Winter auch als Heizer gearbeitet habe. Auf dem Bild sind die Docks nicht zu sehen. Sie sind hinter dem rechten Rand. An dem Bunker hatten sich zu dem Zeitpunkt einige Firmen bereits die Zähne ausgebissen, bis auf die Letzte. Die muss Sonderkondition gehabt haben und sollte ihn wohl um jeden Preis platt machen. Wir konnte sehr gut beobachten, dass die Leute den ganzen Tag über Sprenglöcher gebohrt haben. Wenn wir nach unserer regulären Arbeitszeit unsere Pause für die Überstunden bei gutem Wetter irgendwo an Deck machten, haben die Abbruchleute gleichzeitig zum Ende ihrer Tagesarbeitszeit, die Sprengungen ausgeführt. Dabei konnten wir beobachten, dass einige Brocken bis zu uns an das Dock3, also fast uns um die Ohren, flogen. Das Dock3 war dem Bunker am Nächsten. Den Laufsteg und die Wracks hatte man bereits vorher beseitigt, weil das ja auch als Schrott Geld brachte.
Und so sieht es dort heute aus. Der Bunker wurde wieder freigelegt, als für den Flugzeugbau die Landebahn verlängert wurde und der Zugang zum Rüschkanal dazu verlegt werden musste. Im gleichen Atemzug wurde auch der Nesskanal zugeschüttet , auch wegen der Landebahnverlängerung.
Dort, nach Bomlitz, sind wir hingeschickt worden, weil es den Herrschaften in den Kopf kam, dass es in Finkenwerder, wegen der Nähe zum Petroleumhafen (im Bild weiter oben wird der PHafen gerade bombardiert), und der Nähe zur DW, Blohm und Voss und dem UBootsbunker zu gefährlich werden könnte. Und so quartierte man uns bei Onkel Emil (Familie Freudental) ein. Er war nach Kriegsende von den Engländern als Bürgermeister eingesetzt worden. Aber bis es soweit war, gab es noch einiges zu überstehen. Das fing damit an, dass wir mitten in der Nacht des öfteren einen Bunker aufsuchen mussten. Dort habe ich zusammengekauert müde und frierend gewartet, dass das Grummeln und Rumpeln aufhört. Angst, dass unser Bunker getroffen werden könnte, hatte ich nicht und die Firma Wolf und Co., die Pulver für die Wehrmacht herstellte, hatte ich nicht auf der Rechnung. Ein Treffer dort und …..!
Einmal
tat mir aber mein kleiner Finger weh. Das war, als die Tommys mit
ihren Flugzeugen auch auf einzelne Personen geschossen hatten. Es war
Alarm und ich wollte meiner Mutter voraus um die Ecke zum
Behelfsbunker des Nachbarn laufen, als sie ein Jagdflugzeug hinterm
Haus herannahen hörte. Sie konnte mich gerade noch an meinem
besagten Finger in die Deckung des Hauses reißen. Dann sahen wir,
wie das Flugzeug dicht übers Haus kam und hinter den Bäumen
verschwand. Zum Glück hatte er keinen Schützen nach hinten heraus.
Der hätte uns sehen können.
Ansonsten hatte ich aber ein
unbeschwertes Leben und meine einzige Kriegsverletzung bestand darin,
das ich von einem Nachbarsohn, mit dem ich Äpfel klaute, eine Harke,
mit der wir die Äpfel aus den Bäumen herunter rissen, auf dem Kopf
bekam. Der Arzt, zu dem meine Mutter mich schleppte, meinte, das ist
nicht so schlimm, damit kann ich uralt werden. Meine Erleichterung
darüber war grenzenlos.
Aber es gab noch viel unangenehmeres. Es gab nämlich auch noch Mädchen in der Nachbarschaft und die wollten keine Äpfel klauen. Die hatten ganz was anderes vor und ich kleines hilfloses Kerlchen musste dazu herhalten. Eine von den größeren hat mich sogar einmal geküsst, mit Zunge; igitt war das ekelhaft!
Dann muss auch meinen Vater irgendwann da gewesen sein. Ich habe ihn in Bomlitz aber nicht in Erinnerung. Kurze Zeit später hatte ich einen Bruder, auf den ich, wie sich später herausstellen sollte, gerne verzichtet hätte. Aber das ist ein anderes Thema.
Ich kann mich auch noch an einen Spielzeugpanzer aus Holz erinnern. Aber auch an ein Gespräch zwischen den Erwachsenen. Dabei ging es um einen Soldaten, der desertiert war und sich verstecken musste, um nicht erwischt und an die Wand gestellt zu werden. In Bomlitz, wohin er wohl eine Beziehung hatte, sollte er nicht bleiben. Ich erinnere, das er sich in den Wäldern drumherum verstecken sollte, bis der Krieg zu Enden war. Es ist anzunehmen, dass er von seinen Angehörigen versorgt wurde. Ich frage mich aber immer wieder, warum dieses Thema bei uns so vorrangig war, dass ich es als kleines Kind mitbekommen hatte, obwohl ich ja genug Ablenkung hatte.
Und dann war der Krieg zu Ende. Jetzt hatten wir Kinder, obwohl wir es nicht durften, ein anderes Ziel. Wir haben uns heimlich an die Engländer herangeschlichen, die mit ihren Fahrzeugen ganz in der Nähe im Ort halt machten. Wir Kinder konnten die Tommys nicht überraschen, sie hatten uns viel früher gesehen als wir sie und über unsere Anschleichversuche haben sie nur müde gelächelt. Wir waren erkennbar viel zu jung, um als Werwölfe betrachtet zu werden.
An eines kann ich mich auch noch genau erinnern. Das war, wenn meine Tante Manni, die bei anderen Nachbarn untergekommen war, mich auf den Arm nahm und mich beim Spazieren gehen auf ihre Hüfte setzte. Ein Bein nach vorn, Bauch zu ihr und das andere Bein nach hinten. Es tat mir sehr weh. Sie wusste es nicht besser, weil sie zwei Mädchen hatte, denen es nichts ausmachte, so getragen zu werden. Auch habe ich immer in die Bäume angesehen, wenn die Erwachsenen sagte: Oh sieh mal, die schöne Böhme! Sie meinten den kleinen Fluss. Irgendwann haben die Erwachsenen es gemerkt und mich schlau gemacht.
Das dickste Ding war aber, das wir vom Regen in die Traufe geschickt wurden! Von Finkenwerder sind wir wegen des P-Hafens, wegen der Werft und des Flugzeugbaus weggeschickt worden in das kleine Heidedorf. In Bomlitz gab es aber eine Fabrik, die eigentlich irgendwelche Kunststofffolien herstellte, im Krieg aber auf Sprengstoff umgestellt war. Und genau gegenüber dieser Fabrik haben wir gewohnt. Keine 200 Meter entfernt! Ein Volltreffer und den Ort würde es nicht mehr gegeben haben! Haben die Armleuchter, die in Hamburg die Evakuierung geplant und durchgeführt hatten hatten nicht soweit gedacht oder konnten sie es aus Unvermögen nicht.
Soviel zu Bomlitz.
Als kleines Kind bin ich, wieder zurück in Finkenwerder, einige mal im Krankenhaus gewesen. Davon zweimal wegen meiner Nasennebenhöhlen. Sie waren vereitert. Dabei bekam ich unter Anderem auch ein Kamillenteeaufguß, deren Dämpfe ich im Bett sitzend unter einer dicken Wolldecke einatmen sollte. Dabei stellte mir die blöde Krankenschwester die heiße Kamillewasserschüssel mit so viel Schwung auf meine Oberschenkel, dass ein gut Teil davon mir über meinen Pisser schwappte. Ich habe damals nichts weiter gemacht, als wie ein Mann die Zähne zusammen gebissen. Heute hätte ich mir das Teil genussvoll mit Brandsalbe massieren lassen! Als ich dann entlassen werden sollte, kam eine Krankenschwester und fragte, wer den mein Hausarzt wäre. Meine Antwort war: Peter Wilhelm. Darauf herrschte etwas Verwirrung. Keiner kannte einen Arzt auf Finkenwerder mit diesem Namen. Dass das der Vorname war, hatte ich verschwiegen und den Nachnamen hatte ich sowieso nicht drauf. Bei uns zu Hause wurden alle nur mit dem Vornamen genannt. Peter Wilhelm war Arzt in zweiter Generation. Bei seinem Vater war meine Mutter auch mal „in Stellung“. Sie erzählte, dass er auf der Landscheide einmal ein Pferd mit seinem Motorrad tot gefahren hat, als er zu einem Patienten unterwegs war. Später war ich auch noch bei dem Enkel in Behandlung.
Das erste mal aber als ich ins Krankenhaus musste, wurde ich sogar mit einem Boot nach Altona gefahren und erst von dort mit einem Krankenwagen weiter.
Ich hatte Diphtherie, was sehr ansteckend war. Die erste Diagnose hat mein Onkel erstellt, der gerade im Altonaer Krankenhaus seine Assistenzzeit ableistete. Mein Vater hat mich auf dieser Fahrt in seiner Polizeiuniform begleitet. Wann er nach dem Krieg in Finkenwerder auftauchte, kann ich nicht mehr sagen. Ich kam in Quarantäne, worunter ich sehr gelitten habe, zumal nebenan eine Kinderstation war, deren fröhliches Lachen ich ständig hören konnte.
Als kleines Kind, ich muss aber bereits zur Schule gegangen sein, als ich gefragt wurde, ob ich mit Onkel Gustav hinten auf einem Motorrad mit Wissen meiner Mutter mitfahren wollte. Ich kann nicht mehr genau sagen, wo wir längst gefahren waren, da ich ja den breiten Rücken meines Onkels vor mir hatte. Von der Fahrt war ich deutlich mitgenommen und auch der Fahrtwind hat mich deutlich abgekühlt. Mit anderen Worten, ich war ganz schön geschafft und saß ein wenig apathisch bei den Leuten herum und habe nichts gesagt. Was auch? Die Leute waren wirklich sehr nett und haben alles getan um mich allerdings ohne großen Erfolg, wieder aufzumuntern. Nach späteren Erzählungen und nach Kenntnis unseres Stammbaumes müssen wir bei der Familie meines UhrUhrUhrgroßvaters Struß in Frankop gewesen sein, die Onkel Gustav besuchen wollte. Um ganz ehrlich zu sein, ich war in dem Alter echt überfordert und froh heil wieder zu Hause angekommen zu sein.
Das die Ägypter Spiegel zur Ausleuchtung bei der Herstellung der Pharaonengräber nutzten, war mir zu dem Zeitpunkt nicht bekannt. Auch darüber, dass man mit mehreren Spiegeln um die Ecken leuchten kann, habe ich mir damals keine Gedanken gemacht. Aber das man mit einem Spiegel Räume ausleuchten kann, hat mein Vater mir bereits als kleines Kind gezeigt. Und das kam, weil damals die Sonne hell in unser nach Süden gerichtetes Wohnzimmer im Wittmunderweg schien. Er nahm mir den Spiegel aus der Hand und lenkte die Sonnenstrahlen über die Ostfriesland Straße durch das oberste offenstehende Fenster in den Raum des genau gegenüber liegende Hauses. Die Entfernung war bestimmt über 50 Meter. Man konnte dort dadurch wirklich Einzelheiten im Raum erkennen. Dieser Häuserblock bestand aus mehreren Reihenhäuser in Nordsüdrichtung und diese erste nach Norden zeigende Reihe wurde von einer Familie bewohnt, vor der ich eigentlich immer Angst hatte und wegen deren zahlreichen Kindern ich immer einen Umweg machte. Die Familie hieß Band und daraus habe ich damals den Begriff Banditenbande abgeleitet. Und so verhielten sich meiner Meinung nach auch die Kinder. Die Eltern dagegen kannte ich überhaupt nicht. Aber da war noch eine dunkelhaarige ältere Schwester, die sich von der „Bande" deutlich positiv abhob. Mein Vater beruhigte mich und meinte, dass sie, die Bande, doch nicht so schlimm währen. Dabei meinte er eigentlich nur diese Schwester und erzählte, dass sie mit einem von uns nahen Verwandten aus dem Butjadingerweg sehr eng befreundet war. Dieser nahe Verwandte, ihr fester Freund, ist aber im Krieg auf einem U-boot gefahren und auf See geblieben. Ich habe ihn nicht kennengelernt, da ich zu diesem Zeitpunkt zu klein und außerdem in Bomlitz evakuiert war. Seine Mutter dagegen, ich habe immer Tante Cillie zu ihr gesagt, habe ich noch kennengelernt und wusste von meiner Mutter, dass sie noch ein Schiffsmodel aus dem Besitz ihres Sohnes hatte. Da mich schon immer Schiffe begeistert haben, habe ich sie, wann immer ich sie gesehen habe, nach diesem Modell gefragt aber jedes mal keine positive Antwort bekommen. In meiner damaligen Naivität war ich immer der Meinung, der Sohn lebt nicht mehr, also braucht er es auch nicht mehr. Heute sehe ich es, das Ganze, etwas anders.
Ich glaube, ich ging noch lange nicht zur Schule, als Oma Auedeich sich an der Ausstattung meiner Bekleidung beteiligte. Genauer gesagt, an meiner Unterwäsche. Normalerweise hätte ich ja nichts dagegen, aber was Oma da heranschleppte war mir nicht geheuer, ja regelrecht zuwider. Beim Anziehen war ich ja noch ahnungslos. Aber als ich das erste Mal für kleine Jungs musste, ging das Gefummel los. Mir wurde schlagartig bewusst, was es heißt, wenn Unterhemd und Unterhose untrennbar verbunden war. Als Ersatz gab es einen größeren Schlitz genau da, wo es mir am unangenehmsten war. Mit anderen Worten, es war ein „Freischeisser ". Man musste den Schlitz so weit auseinander ziehen, wie es ging und hoffen, dass er auch offen blieb! Das war mir nicht geheuer und ich traute dem Ganzen in keiner Weise. Der einzige Vorteil war, dass das Unterhemd beim Herumtoben nicht aus der Unterhose rutschen konnte und der Rücken dadurch warm bleiben sollte. Was sie aber übersehen hatte war, das uns beim Toben selten kalt war. Mein Protest fand bei meiner Mutter Gehör. Sie hatte Verständnis aber einige Mühe, es meiner Großmutter beizubringen. Ich brauchte das Teil nie wieder tragen. Den nächsten Einteiler bekam ich trotzdem von ihr, meiner Großmutter. Das war aber Jahre später und war mein erster einteiliger Arbeitsanzug zum Beginn meiner Lehre auf der Deutschen Werft.
Als die Zufahrt noch von der Elbe aus war, gab es dort einen Jachthafen neben dem Lotsenhöft mit einem beachtlichem Vereinshaus. Wenn mich nicht alles täuscht, hatten sich die Engländer darin bereit gemacht. Da das ganze Gelände richtig abgesperrt war sind wir nicht mit unseren Fahrrädern dort drinnen gewesen. Um dahin zu kommen, mussten wir um das Köhlfleet herumfahren und dabei die Eisenbahnbrücke benutzen, um dann wieder in entgegengesetzter Richtung auf der anderen Seite vom Köhlfleet zur Elbe zu fahren. Der Weg war eine Sackgasse und endete vor einem Tor aus Wahlkieferknochen, die unten befestigt und im hohen Bogen oben über dem Tor zusammengefasst waren. Als Kinder kam man sich richtig klein dagegen vor. Nun sind wir gerne Rad gefahren und der Umweg über die Brücke machte uns auch nichts aus. Es gab aber noch eine Abkürzung, nämlich eine Fährverbindung. Nicht die Hadag, sondern Jan Niemann, der vom Hadag-Ponton abfuhr. Der hatte zu Stoßzeiten seine „Gäste" mit seiner Barkasse rüber gebracht und selbstverständlich auch wieder zurück, wenn sie denn wollten oder Feierabend hatten. Die meisten von ihnen kamen mit ihren Fahrrädern an und haben im Yachthafen oder im Petroleumhafen gearbeitet. Wenn der „Andrang“ morgens und abends vorüber war, hat er bei Bedarf auf sein Ruderboot zurück gegriffen. Ein relativ großer stabiler Kahn. Dabei mussten die Fahrräder in beiden Fällen von den Leuten selbst auf das Boot oder Barkasse getragen werden. Das war oftmals sehr kippelig und das Verstauen manchmal etwas schwierig, wenn mehrere Fahrräder gleichzeitig befördert werden wollten. Es hat aber immer geklappt. Heute würden die Beamten seitenlange Vorschriften erlassen. Die Beförderung war, wenn ich mich recht erinnere, nicht allzu teuer. Wir Kinder haben aber unser Taschengeld lieber für andere Sachen ausgegeben, wenn wir überhaupt mal Geld hatten. So kurz nach dem Krieg ging es uns noch lange nicht so gut, wie den verwöhnten heutigen Gören und unseren „Staatsgästen“.
Lotsenhöft mit Containerriesen auslaufend.
Irgendwann, eigentlich gleich nach dem Krieg, hatten wir eine Dachwohnung im Jeverländerweg. Es war die reinste Tropfsteinhöhle. Meine Eltern, inzwischen war mein Vater nach dem Kriegsende auch wieder aufgetaucht, hatten 13 (!) Eimer, Töpfe, Tassen und andere Behälter aufgestellt, um das Regenwasser aufzufangen. Isoliert war die Wohnung auch sehr schlecht. Ich habe sehr gefroren. Wenn es ins Bett ging, musste ich mich in einer Wolldecke einwickeln. Unter der normalen Bettdecke konnte ich es nicht aushalten. Und Hunger hatte ich auch. Oft habe ich im Bett gelegen und meine Mutter gefragt, ob sie eine Scheibe Brot hat. Das wurde verneint. Darauf habe ich gefragt, ob sie den eine Scheibe Steckrüben hat. Das wurde auch verneint. Dann habe ich mich auf die Seite gelegt und versucht zu schlafen. Meine Mutter erzählte später, dass ich zu dieser zeit so geschwächt war, dass ich irgend wann das Laufen wieder lernen musste. In diesen Jahren kam mein Vater oft vom Dienst und erzählte uns, dass wieder einige Leute im Schlaf erfroren oder an Entkräftung über Nacht verstorben waren und wir, mein Bruder und ich, froh sein sollten, dass er immer noch etwas zum Brennen und das nötigste zum Essen besorgen konnte. Es gab einige Wohnungen, die aber ausbrannten, weil diese Leute Behälter mit Kerosin oder ähnlichen brennbaren Flüssigkeiten, die sie irgendwoher illegal besorgt hatten, in einen normalen Ofen stellten.
Bereits im Vorschulalter habe ich gut funktionierende Spatzenfallen aus vier Mauersteinen gebaut. Sie funktionierten sehr gut. Neben den Mauersteinen brauchte es noch ein kleines Stöckchen und etwas Körnerfutter zum Anlocken. Das Futter und das Stöckchen sowie die Steine zu dem Zeitpunkt zu beschaffen, war kein Problem. Das Futter hatte ich von unseren Hühnern geklaut. Die Steine von den Trümmergrundstücken, von denen es ja immer noch genug gab und für das Stöckchen hatte ich ja schon lange ein Kartoffelschälmesser von meiner Mutter als Dauerleihgabe. Und die Zielgruppe, die Spatzen waren nicht nur neugierige kleine Frechdachse, sie hatten auch immer Hunger. Die Falle sah wie folgt aus: Zwei Steine wurden auf ihre Schmalseite parallel im Abstand einer Steinbreite hingelegt. An deren Stirnseite kam der dritte Stein, so dass ein U entstand. Der vierte Stein kam zwischen den beiden längsseits liegenden Steinen. Dabei lag sein eines Ende auf der Erde und das andere Ende lag auf den Stein, der die beiden parallel liegenden Steine verband. Nun wurde dieses Ende etwas angehoben und mit einen Stöckchen von etwa 10 Zentimeter Länge abgestützt. Zuletzt kam das Futter hinein. Wenn jetzt der hungrige Spatz ans Futter wollte, musste er am Stöckchen vorbei. In etwa 80 % der Fälle hat er das Stöckchen dabei weggestoßen und wurde vom herunterfallendem Stein eingeschlossen. Natürlich haben wir es genau beobachtet und wenn wir das Gefühl hatten, das er satt war, haben wir ihn wieder freigelassen. Manchmal haben wir auch den Stein mit der Hand angehoben und den Spatz gegriffen und ihn uns genau angesehen, bevor wir ihn wieder freigelassen haben.
Irgendwann habe ich bei meinem Stöbern in den Tiefen der Schubladen meiner Eltern zwei runde dicke alte Glasrahmen mit von unten angeklebten Bildern gefunden. Ich war neugierig und habe gefragt, was die Bilder darstellen. Das eine Bild zeigt ein großes weißes etwas schmuckloses Haus an der Aue. Es kann aber auch am Köhlfleet sein.
Davor liegt ein Kutter, der noch kein Ruderhaus hat, weil es so einen Luxus damals noch nicht gab. Auch von meines Großvaters Kutter gab es so ein Foto ohne Ruderhaus. Es ist leider in andere Hände geraten. Aber das Haus hat eine besondere Aufgabe zu erfüllen! Es ist, beziehungsweise war ein Eishaus. Damals gab es ja noch nicht die entsprechenden Kühlaggregate, wie heute. Mann hat im Winter Eisschollen so zerkleinert, dass sie in dem Haus gelagert werden konnten. Da das Haus entsprechend isoliert war, konnte das Eis auch den Sommer dort drinnen überstehen und den Kuttern zum Kühlen der Fische das ganze Jahr über mitgegeben werden.
Das zweite "Glasbild" zeigt das Denkmal von Hermann dem Cherusker im Teutoburger Wald. Da das Bild für sich sprach, hatte ich dazu keine weiteren Fragen. Aber wie es der Zufall will, ergab sich etliche Jahre später nachfolgende Begebenheit: Auf einer unseren Kurzurlaubsfahrten hat es uns in den Teutoburger Wald verschlagen. Und weil wir nun schon mal da waren, sind wir nach einem schönen Mittagessen zu dem nicht weit vom Lokal entfernten Hermann dem Cherusker gegangen. Natürlich nicht zu ihm selbst sondern zu seinem stattlichen Denkmal. Mit einem mal habe ich geglaubt, ich habe mich verguckt. Die Gesichter der uns in kleinen Gruppen entgegenkommenden Leute kamen mir irgendwie vertraut und bekannt vor, bis mit einem mal mein Großonkel Otto mit seiner zweiten Frau Erika vor uns stand. So ein Zufall! Das war eine Überraschung für uns alle! Die hatten eine Bustagesfahrt dorthin gemacht. In Finkenwerder hat man sich kaum gesehen und dort rennt man sich "fast über den Haufen". Übrigens, das Denkmal und die Landschaft drum herum waren wirklich beeindruckend und sehenswert.
Diese Mütze hat meine Mutter aus Vorkriegsware hergestellt und ist mindestens von vor 1936. Ebenso das geflickte Loch und auch der Bommel, der mal etwas voluminöser war. Auch sie hat alle Wirren der Zeit überstanden. Ich trage sie immer noch, wenn auch nur im Garten und beim Schneeschieben - sehr zum Leidwesen meiner Regierung, da ich genug „modernere" Pudelmützen von ihr bekommen habe. Inzwischen habe ich deutlich mehr moderne Mützen als Köpfe. Die benutze ich heute aber nur zum „Ausgehen", wenn meine Gattin mich bei Kälte besonders hübsch für den Garten machen will. Übrigens, ich suche auf diesem Wege eine vegane Person oder Familie, die mir jetzt im Herbst im Garten die Sträucher und den Rasen abzufressen!
Unsere „Erziehungssünden“ die wir als Kinder „überlebt“ haben: Unterwegs ohne Aufsicht. Leben mit Zigarettenrauch. Radfahren ohne Helm. Draußen ohne Sonnenschutz. Ohne Gurt im Auto. Süßigkeiten bei jeder Gelegenheit. Leben ohne Hygienespray. Spielzeug ohne TÜV-Siegel. Alleine zu Hause. Schleuder und Pfeil und Bogen draußen sowie drinnen und ein Küchenmesser aus Mamas Schublade hatten wir auch als Dauerleihgabe! Und wenn einer etwas falsch gemacht hat, dann hat er nicht versagt, sondern er hat lediglich eine von vielen Möglichkeiten gefunden, wie es nicht richtig gemacht wird.
Als Kind hatte ich schon recht frühzeitig einen VW-Käfer, natürlich als kleines Blechauto mit einem Antrieb zum Aufziehen, also Federwerk. Wir wohnten damals im Jeverländerweg unter dem Dach, in der Tropfsteinhöhle. Auf der Straße, direkt vor unserer Haustür, habe ich das Auto von einem Fußweg zum anderen quer über die Straße fahren lassen. Dabei bin ich immer direkt hinterher gelaufen. Bis beim zweiten mal, da musste ich abbremsen, weil ein alter Mann auf einem Fahrrad ankam. Der Radfahrer hat auch reagiert, aber nicht so, wie ich gehofft hatte. Er machte einen großen Schlenker - direkt über mein kleines Auto. Ich war damals und heute immer noch sicher, dass er es nicht wirklich verhindern wollte. Er hätte meiner Meinung nach lieber auf die Schnauze fallen sollen als mein Auto kaputt zu machen. Die Hinterachse mit dem Antrieb war so verbogen, dass ich keinen Reparaturerfolg sah. Mein Vater übrigens auch nicht. Er machte erst gar keinen Versuch,was mich sehr enttäuschte. Der einzige Erfolg, den ich hatte, war,dass ich kein Arschvoll bekam! Der Radfahrer hat übrigens Fahrerflucht begangen, was meine Eltern auch nicht sonderlich zu Interessieren schien, denn mein Vater, als Polizist, hat keine Fahndung eingeleitet.
Kurz nach den Aufziehauto haben mir meine Eltern auch eine richtige Dampfmaschine geschenkt. Da wir Kinder, also meine Kumpels und ich lieber draußen in der freien Natur gespielt haben, hatte ich recht wenig Interesse mit dem Ding unter Aufsicht im Haus zu spielen. Aufsicht musste sein, da ja mit Feuer geheizt wurde. Recht bald hatte ich das Interesse daran verloren und war wieder draußen und mit „wichtigeren“ Dingen beschäftigt. Da an der Brücke, die über die Aue nach „Klein Moskau“ ging, ein Schrotthöker war, habe ich ihn gefragt, ob er mir die Dampfmaschine abkaufen würde. Er hat es getan und ich bekam einige wenige DM-Stücke in die Hand gedrückt, also bei weitem nicht den wirklichen Wert! Meine Mutter war entsetzt und mein Vater sehr ärgerlich. Und heute ärgere ich mich auch immer noch über mich. Aber auch meinen Vater kann ich nicht ganz freisprechen. Da ich ja noch ein Kind war und noch meilenweit von einer Geschäftstüchtigkeit entfernt war, hätte er es ohne weiteres rückgängig machen können. Schade!
Später bekam ich noch eine Märklin-Eisenbahn. Auch zum Aufziehen. Ich habe sie, in seligem Andenken an mein kleines Blechauto, gehegt und gepflegt und mit ihr gespielt, bis meine Interessen sich wieder andern Dingen zuwandten. Das ganze kam in einen Uraltkoffer, wahrscheinlich aus Kaiserzeiten, und verschwand in Weihe in einer Dachabseite und geriet beinahe in Vergessenheit, bis meine Cousins, Gussi und Peter Lorenz aus Wiesbaden, zu Besuch kamen und lange Weile hatten. Meine Mutter hat ihnen dann die Modellbahn zum Spielen gegeben, mit dem Erfolg, das sie das Aufziehfederwerk kaputtgemacht haben. Sie haben nichts gesagt und damit war das ganze für sie aus der Welt. Für sie war das nur ein "Na und", so verwöhnt waren sie. Ich habe es erst viel später bemerkt, als es schon zu spät war, etwas zu sagen. Ich habe sie, die Lok, immer separat gelagert und wollte sie bei passender Gelegenheit reparieren. Dann kam aber irgendwann das Haus in der Ferdinandstrasse dazwischen und irgendwann war sie dann auch noch „wech“. Über die kaputte und dann verlorene Modelleisenbahnlock ärgere ich mich heute noch, besonders dabei über Peter, dem ich die Schuld daran gebe. Der Rest liegt nun bei mir in der Ferdinandstrasse in besagtem Koffer auf dem Dachboden. In einem der Wagons mit Schiebedach, habe ich ein Stück Seife versteckt. Die Seife ist die Nachbildung einer kleinen Ente oder Küken; ich habe vergessen, was es ist. Es war mir zu schade, mich damit zu waschen und so schlummert sie ebenfalls immer noch auf dem Boden. Geschenkt bekommen habe ich das Stück Seife von Tante Antje bevor sie mit Onkel Gustav nach Amerika ging. Von dort hat sie mir auch noch einen echten Silberdollar, einen Eindollar- sowie einen Fünfdollarschein der besonderen Art geschickt. Die Scheine sollen eine besondere Unterschrift haben. Ich werde sie bei Gelegenheit einmal genauer unter die Lupe nehmen.
Uhren waren für uns Kinder damals unnötiger Ballast. Wir haben uns nach dem Sonnenstand gerichtet. Oftmals war es auch bereits die Mondsichel, wenn wir vom Köhlfleet oder von der Süderelbe vom Schlittschuhlaufen kamen. Wir haben erst damit aufgehört wenn wir unsere Füße vor Kälte nicht mehr gespürt haben. Damals hatten wir Schlittschuhe, die wir Hackenreißer genannt haben. Vorne wurde die Sohle von den Seiten eingeklemmt und zusätzlich mit einem Riemen gehalten. Hinten wurde, ebenfalls von den Seiten, richtige Dornen in die Absätze hineingedrückt. Wenn wir uns nun mit voller Wucht über die Spitzen abgedrückt hatten, war die Zugkraft an den Hacken zu groß und sie rissen dort auseinander, wo die Dornen zwischen die einzelnen Lederschichten zusammengeklebt und genagelt waren.
Irgendwann hatten meine Eltern auch ein Radio und gerade in der kalten Jahreszeit, als wir noch in unserer Tropfsteinhöhle im Jeverländerweg unterm Dach hausten, haben die am Rhein schon fröhlich Alaaf und Helau gegrölt. Und zu der Zeit war es auch, dass meine Mutter sagte, der Junge kriegt ja eine Gänsehaut. Ich war schockiert! Und das gerade kurz vor Weihnachten. Wie wird es aussehen, wenn ich mit Federn unterm Tannenbaum sitze. Ich habe mir ernsthafte Sorgen gemacht und habe heimlich unter der Bettdecke den Wachstumsverlauf der Federn beobachten wollen. Ich war ehrlich am Verzweifeln.
Aber diese schlimme Zeit ging auch vorüber und meinen Eltern wollten etwas mehr Luxus in ihrer Wohnung haben. Da neben dem Schlafzimmer meiner Eltern der Trockenboden war und unsere Wohnung sowieso renoviert wurde, hat mein Vater, er war gelernter Maurer, kurzerhand die Wand vom Schlafzimmer abgerissen und um einen Meter zum Boden hin versetzt. Den anderen Mietern hat es nicht gestört, da der Boden zum Wäschetrocknern immer noch groß genug war. Beim Mauern hat er sich dann aber doch beeilen müssen, denn sonst hätten meine Eltern sozusagen auf dem Trockenboden geschlafen. Kurze Zeit später hat die Wohnungsbaugesellschaft, um Wohnraum zu schaffen, alle Böden in ihren Wohnblocks überprüft. So auch unseren Boden, mit dem Ergebnis, hier kommt auch eine Wohnung hin. Als aber die Architekten ins Detail gehen wollten, kamen sie ins Grübeln. Sie konnten die Zeichnung drehen und wenden, wie sie wollten - irgend etwas stimmte hier nicht! Da aber die Wand perfekt gemauert war, haben sie es eben so hinnehmen müssen und geglaubt, der Fehler ist bereits beim Bau des Hauses entstanden! Keiner der anderen Mitbewohner hat je etwas verraten! Und so wurde die neue Wohnung eben einen Meter kleiner.
Links oben: An diese Schiffsattrappe oben, kann ich mich noch gut erinnern. Sie gehörte zur Seemannsschule im Bild darunter. Wenn man genau hinsieht, kann man noch einige Schüler im Geäst herumturnen sehen. Nach der Seemannsschule war das Ortsamt und jetzt die Polizei in dem Gebäude untergebracht. Direkt davor im Wasser lag noch die "Großherzogin Elisabeth". Die war zuerst weg und danach auch die Attrappe. Schade, es würde sich als "Entree" für alle, die mit der HADAG nach Finkenwerder kommen, gut machen. Heute ist es die Linie 62.
Die „Großherzogin Elisabeth“ am Anleger Finkenwerder, Bild oben rechts. Damals war die Einfahrt zum Jachthafen noch von der Elbe aus. Heute ist sie vom Köhlfleet gleich hinter dem Segler. Bisher war das, was mein Onkel Otto sagte, für mich unumstößlich, nämlich das die „Großherzogin Elisabeth“ an den Finkenwerder Landungsbrücken, die „Großherzogin Elisabeth“ war. Aber nun habe ich inzwischen ein anderes Bild einer „Großherzogin Elisabeth“ gesehen und da kam ich etwas ins wanken, denn diese „Großherzogin Elisabeth“ war auf dem Bild ein Gaffelschoner und nicht wie die „Großherzogin Elisabeth“ an den Finkenwerder Landungsbrücken, von der Onkel Otto sagte, es sei die „Großherzogin Elisabeth“. Das war nämlich, wie oben zu sehen, eine Dreimastbark, die an den Finkenwerder Landungsbrücken lag und kein Gaffelschoner. Na ja, soweit so (gar nicht) gut. Nun habe ich eine Email an den Vorsitzenden des Finkenwerderheimatverein geschrieben, ob er etwas dazu sagen kann. Ich habe ihn auf Plattdeutsch angeschrieben und hoffe, er antwortet. Und ob er überhaupt antwortet. Ich bin da wie ein Flitzbogen, nämlich wirklich gespannt! Übrigens, vor der Dreimastbark auf dem rechten Bild, liegt ein Kutter mit seiner typischen Gaffeltakelung.
Moin. Ik heb een Bild von een Dreimaster. Dat Schip lich up dat Bild an den Anlegger, wo nu de Hadag-dampers anlegt. Dat is een Dreimastbark. Min Groodungl het mi mol votillt, dat dat Schip den Nom "Großherzogin Elisabeth" har. Nu hep ik ober een Bild seen, wo de Elisabeth as een Gaffelshuner to seen is. Kön jü mi widerhelbn? Veele Greute Hans Dieter Albrecht
Er hat nicht geantwortet! (Düsse Plünnkopp.)
Nun habe ich nachfolgenden Text zu dem Bild oben rechts in einem Buch von Adolf Albershardt gefunden. Das kann also nur bedeuten, dass es zwei Segler mit gleichem Name zu unterschiedlichen Zeiten gegeben hat.
Also, Onkel Otto hatte doch recht!
Mein Haarschnitt. Von Anfang an bin ich von meinen Eltern zum Friseur geschickt worden. Mein erster Friseur hieß Müller und hatte seinen Laden irgendwo am Steendiek, ungefähr da wo jetzt die Post und die Eisdiele ist, bis er nach Hamburg zog und mich einfach so im Stich ließ. Dann war ich bei einem Friseur am Auedeich irgendwo in der Nähe von der alten Aueschule und der hieß mit Namen Fick. Nach dem ersten Besuch luscherte er und sein Gehilfe mir hinter der Gardine hinterher und zwar so unauffällig, das es nicht zu übersehen war. Lange bin ich dort nicht hingegangen. Bei wem ich dann war, kann ich nicht mehr sagen. Ich war aber immer mit meiner Frisur zufrieden, obwohl ich nie irgendeinen Wunsch an die Friseure geäußert hatte. Wenn ich gefragt wurde, wie mir meine Haarschnitt gefällt, habe immer „gut“ zu den Putzbütteln gesagt. Nur meinem Vater hatte etwas Auszusetzen. Er muss das aber schon länger auf der Zunge gehabt haben. Er sagte einmal wörtlich, ich laufe mit meinen Haarschnitt rum, wie ein Verbrecher. Dabei monierte er die Haare an meinen Schläfen. Seiner Meinung nach hätten sie bis fast zum Scheitel sauber abrasiert sein müssen. Im Geiste sah ich mich schon wie die Nazigrößen rumlaufen, und das, obwohl die Zeit gerade erst vorbei war und ich eigentlich von ihm, von meinem Vater, von dieser Zeit in dieser Beziehung nichts positives gehört und behalten habe. Aus heutiger Sicht, kann man sagen, sollte ich wohl nach seiner Meinung, mit der Frisur wie vom Boss von Nordkorea rumlaufen.
Ein anderes Missfallen war, dass, wenn ich nicht gerade lachte, meine Mundwinkel nach unten zeigten. Es war damals so und ist es auch noch heute. Sollte ich denn herumlaufen, wie der US-Präsident Blondie, wenn der mal wieder sein Gesicht zu einer überheblichen Fratze verzieht! Ich habe das weder damals noch heute nicht verstanden. Und ändern hätte ich es sowieso nicht können!
Im Wittmunderweg, in der Wohnung über dem Milchladen von Mandus Ritter, haben meine Eltern sich erstmals einen Teppich angeschafft. Woher der kam, habe ich entweder nicht erfahrenen oder nicht verstanden, weil nicht zugehört. Es gab aber einiges Gerede darüber, welches ich aber auch nicht verstanden und auch deshalb vergessen habe. Ich weiß nur noch, dass wir als Kinder ordentlich auf dem Teppich herumtoben und dabei jeden Quadratzentimeter absuchen sollten. Dabei sollten wir besonders auf Nester irgendwelcher "Flugechsen" achten. Wir haben auch einige gefunden, wo auch Eier bzw. bereits Würmer waren. Die haben meine Eltern sofort entfernt, denn Motten in der Wohnung galt schon damals und auch heute nicht als erstrebenswerte Mitbewohner und mussten sofort gekämpft werden.
Vor diesem Mauerbau im Jeverländerweg, hat meine Mutter mich des öfteren zu meinen Großeltern zum Auedeich gebracht. Dort konnte ich dann in der Sandkiste meines Großvaters hinterm Haus spielen. Da aber gleich bei der Sandkiste der Graben war, stand ich unter ständiger Beobachtung. Bis auf einmal, da war ich verschwunden. Ich bin ohne mich abzumelden, einfach alleine nach Hause gegangen. Da mir das keiner zugetraut hatte, gab es helle Aufregung. Es wurde eine große Suchaktion gestartet. Den Graben rauf und runter und auch auf der anderen Seite auch Außendeichs, wo die Aue war, wurde gesucht, bis einer auf die Idee kam, der Junge könnte ja auch nach Hause gelaufen sein. Und so war es dann ja auch. Große Erleichterung! Später, als wir schon alleine am Wasser spielen durften, haben wir, meine Kumpels und ich, uns aus diesem „Rattengraben“ die Äpfel heraus gefischt, die von Hinnik Wittorws Bäumen heruntergefallen waren, an unseren Hosenbeinen trocken gewischt und trotz Verbot mit vorzüglichem Appetit verspeist. Es hat uns nicht geschadet.
Mit der Hadag sind wir Schulkinder nach Burg am Kaiser-Wwilhelm-Kanal gefahren. Dort sollte der Kompass der Fähre justiert werden. Uns Schulkindern wurde natürlich ein Sonderpreis gewährt, so dass wir alle mitkommen konnten. Als ich das Zuhause erzählte, machten meine Eltern mir den Vorschlag, in der Schleuse auszusteigen um unsere Verwandten zu besuchen. Das waren mein Großonkel Artur und seine Familie mütterlicherseits. Ich konnte mich noch ganz gut an die Familie erinnern, die wir mal besucht hatten. Besonders an die eine Tochter. Sie war Zahnärztin und schielte meinem Vater auffällig auf dem Mund, wenn er sprach. Das hatte auch seinen Grund, denn meinem Vater wuchs einer seiner Schneidezähne heraus und der war bereits wesentlich länger als der andere. Ich glaube, sie hätte am liebsten zur Zange gegriffen! Der unkontrollierte Wildwuchs war die Folge einer Schlägerei, an die mein Vater zwangsläufig teilnahm als er noch im Streifendienst bei der Polizei war. Zu meinem Besuch ist es dann doch nicht gekommen, weil unsere Lehrer meinen Alleingang ablehnten.
Die Eisenbahnbrücke oben links über die Aue bei Ebbe und rechts bei Flut. Im Hintergrund die Pappelallee. Darunter die Pappelallee mit Betonstrasse in und durch die Altenwerder Weiden.
Das linke obere Bild zeigt die Eisenbahnbrücke über die Aue bei Ebbe. Für Autos war sie damals nicht vorgesehen - nur für die Eisenbahn und Fußgänger und Bollerwagen mit toten Schweinen auf dem Weg zum Schrebergarten. Rechts ist Flut in der Aue. Aufgenommen von der Brücke. Im Hintergrund ist die Baumreihe zu sehen, die längst der Straße stehen. Es waren Pappeln und deshalb haben wir diese Straße auch Pappelallee genannt. Bei Hochwasser stand diese Straße regelmäßig unter Wasser und Finkenwerder war, bis auf die Brücke dann abgeschnitten. Die Pappelallee war die Verbindung nach Altenwerder und der Insel ging es dann genauso bei Hochwasser, wie Finkenwerder.
Links von der Eisenbahnbrücke, also mehr im Rücken des Fotografen waren unser Badestrand. Und im Winter war zwischen dem Badestrand und der Aueinsel auch unsere Schlitschuhfläche. Auf dem aufgespülten Gelände der Dradenau konnte man herrlich herumtoben und Cowboy und Indianer spielen. Dazu haben wir uns die Pistolen selbst aus Astgabeln geschnitzt und nicht wie heute naturgetreue Abbildungen aus Plastik benutzt. Wir haben uns auch zwischen den Weidenbüschen verstecken und Liebespaare recht erfolgreich belauschen konnten wir auch. Später waren wir die ‚Opfer‘. Im Winter haben wir dort beim Schlittschuh laufen immer wieder festgestellt, dass das Eis fast immer nur ca. zwanzig Zentimeter höchstens dick war. Wir haben es uns damit erklärt, dass der Rest der Elbe, bis auf diese zwanzig Zentimeter, nur aus Chemie, die ja nicht frieren kann, besteht, und in der DDR in die Elbe eingeleitet wird. Heute wissen wir, dass wir damals der Wahrheit sehr nahe gekommen waren, zumindest mit der Einleitung und nicht nur von der DDR! Dadurch, dass der Fisch immer ungenießbarer geworden ist, hat nicht nur mein Urgroßvater sondern auch Hein Wüpper, der letzte Fischer auf der Süderelbe, seine Fanggründe verloren.
Von dort aus sind wir auch durch den vom Krieg zerstörten Zaun auf das Zollgelände der Raffinerien gelangt und haben dort zwischen den Eisenbahntankwagen gespielt. Einer von uns hatte herausgefunden, dass wenn man an einem Gestänge der Wagen zog, Pressluft aus der Bremsanlage unter lautem Zischen entwich. Angst hatten wir nicht und weggerollt sind die Wagen auch nicht. Auch wurden wir nicht gesehen und erwischt, also haben wir munter weiter gemacht, bis wir Hunger bekamen und auf die andere Seite zu den Schrebergärten wechselten.
In dem Boot oben in der Aue, das könnten auch wir auch sein. Wir, Onkel Ewald, Onkel Gustav und ich. Auf diesem Ende waren wir aber selten. Als wir auf gleicher Höhe wie das Boot waren, hat einer der beiden Onkels den Vorschlag gemacht, gleich hinter dem Schilfgürtel rechts in eine kleine Abzweigung zu fahren. Diese Abzweigung führt zum Siel am Tuun. Dort war eine große Eiche, von der sie einen großen knorrigen Ast, größer als ich, abbrachen, ein Tüddelband lose anmachten und mir als Bogen gaben. Dazu bekam ich noch einige Schilfstängel als Pfeile. Bei meinen Erfahrungen habe ich sofort erkannt, dass das nicht funktionieren konnte und eine Verarschung war. Zu Widersprechen habe ich nicht gewagt, weil ich die gute Laune der beiden Onkels nicht trüben wollte, und es mit nach Hause genommen, obwohl ich dort genug funktionierende Bögen samt Pfeile hatte.
Beim
Herumtoben beim Siel am Tuun, haben wir gesehen, wie einige ältere
Jungs mit einem Kescher dabei wahren, diesen vor die Sielöffnung in
die Strömung zu halten. Denen gingen so viele Stichlinge oder wie
wir sagten, Stickls in den Kescher, dass sie ihn kaum noch aus dem
Wasser bekamen. Die Stickls hatten keine Möglichkeit zu entkommen.
Sie wurden von der Strömung direkt ins ins Netz getrieben. Glück
hatten nur die, die am Rand schwammen. Nach Auskunft der Jungs, haben
sie die Fischchen an die Schweine verfüttert.
Wir hatten es
etwas Mühsamer. Erstens hatten wir keinen so großen Kescher und
zweitens , wo sollten wir mit diesen Mengen hin. Wir währen auch für
einen so großen Kescher viel zu klein. Mit den Fischen drin, hätte
er uns ins Wasser gezogen und womöglich auch noch in die Sielröhre
hinein. Wir haben geangelt. Dazu haben wir einen entsprechenden Stock
genommen, ein Tüddelband dran befestigt und da wir noch keine
Angelhaken hatten, haben wir zurechtgebogene Heftklammern verwendet.
Der Erfolg war mäßig, genauer gesagt, sehr mäßig. Aber trotzdem,
wir haben welche gefangen. Die kamen mit nach Hause, wo wir die
Abwaschschüssel konfiszierten und die Stichlingen hineinsetzten. Am
nächsten Tag lebte keiner von denen mehr. Woran das lag, war mir
schleierhaft. Entweder konnten sie das Leitungswasser nicht ab, oder
sie sind schlichtweg verhungert, weil wir daran nicht gedacht haben,
sie zu füttern. Meine Mutter auch nicht. Die hat wohl eher daran
gedacht, dass sie ihre Schüssel so schnell wie möglich wiederbekam.
Beim Angeln bei der Kaimauer in der Aue, haben wir mit unserer
Ausrüstung keine Fische aber die von uns nicht gerade beliebten
Wollhandkrabben relativ oft aus dem Wasser gezogen. Sie müssen
demnach sehr gefräßig gewesen sein und sollen im Ballastwasser der
Schiffe aus China gekommen sein. Unsere Köder waren Regenwürmer
(Olmüggen). Wenn wir keine Lust mehr hatten, zu angeln, dann haben
wir die Würmer in unseren Hosentaschen deponiert um beim nächsten
mal gleich welche zur Hand zu haben. Das klappte nicht immer,
meistens hat meine Mutter sie gefunden, wenn ich im Bett lag und sie
das Zeug zusammenlegte.
Mit der Eisenbahn, die über diese Brücke zur Deutschen Werft fuhr, haben wir auch gespielt. Da sie mehrere Straßen kreuzen musste, fuhr sie sehr langsam und machte mit ihrer Dampfpfeife entsprechenden Lärm. Wenn wir das hörten, haben wir unsere Taschen nach Pfennigen durchsucht. Dann sind wir schnell zu den Schienen gelaufen und haben den Pfennig auf die Schienen gelegt und plattfahren lassen. Dabei war die Lok manchmal kaum noch 10 Meter weg und meistens auch deutlich weniger. Das Schimpfen und Toben der Lockführer haben wir "überhört". Das Schimpfen und Belehren unserer Eltern schon weniger. Das hielt aber auch nicht lange an. Wenn irgendjemand wieder einen Pfennig hatte, ging es wieder von vorne los. Obwohl wir kleine Kinder waren, hatten wir sehr großen Respekt vor der Bahn aber keine Angst. Wir hatten auch keine Bedenken, dass sie auf unserem Pfennig ausrutschen und umkippen konnte. Wir haben auch immer den nötigen Abstand eingehalten, so um die 3 Meter. Manchmal auch weniger, weil wir sehen wollten, wo der platte Pfennig hinfiel, wenn die Bahn ihr Werk vollbracht hatte. Oftmals mussten wir wirklich lange suchen. Manchmal zwickte und prickelte es auf unserer Haut, und manchmal tat es auch richtig weh! Das waren glühende Kohlestückchen, die aus dem Schornstein der Dampflok kamen.
Rechts von der Brücke, also dahinter, war unser Ziel, wenn wir beim Spielen hunger bekamen und wir Kohl in den Schrebergärten klauen wollten. Die Pappeln im Hintergrund, säumten die Betonstraße, wie wir sie als Kinder genannt haben, durch die Altenwerder-Weiden nach Altenwerder. Sie war die einzige Verbindung für Autos und Pferdefuhrwerke von und nach Finkenwerder. Aber auch nur bei Ebbe. Bei Flut ging gar nichts mehr. Die Betonstraße war nicht ganz eben. Es gab tiefe Stellen und kleine "Inseln" und wenn das Wasser noch nicht ganz so hoch war, sind wir hinter den Lastwagen her in dessen Spur gelaufen, die von deren Reifen verursacht wurde um auf die nächste "Insel" zu kommen. Das ging meistens, eigentlich immer, schief, da wir lange nicht so schnell laufen konnten, wie das Wasser die Spur wieder füllte. Wir standen dann regelmäßig und manchmal bis zu den Waden im Wasser. Dort in den Weiden standen auch noch einige gesprengte Flakstellungen aus Beton. Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir einmal einige Marder, die dort ihr Zuhause hatten, unfreiwillig verscheucht hatten. Auch haben wir dort in den Weiden Vermessungspunkte aus Beton gesehen. In Erinnerung habe ich, das dort der Gröfaz seinerzeit für Hamburg das Tor zur Welt über die Elbe errichten wollte.
Zu der Zeit habe ich auch bereits Verbindungen zu den Kuttern gehabt. Auf dem Kutter von August Funk haben ich mitgeholfen, die Ankerkette aus der Vorpik zu holen und an Deck in lange Buchten zu legen, Rost zu klopfen und mit Heizöl einzupinseln. Dabei haben wir auch den Totenkopf herausgeholt und mit allem Respekt mit einer Bürste abgeschrubbt und einfachheitshalber auch im gleichen Arbeitsgang seine beiden Schneidezähne geputzt. Einen Unterkiefer hatte er schon nicht mehr. Bei all dieser Arbeiterei hatte ich aber übersehen, dass ich gerade eine neue Jacke bekommen hatte. Die sah aus und das Donnerwetter folgte auf dem Fuße. Aber anschließend erklärte mir meine Mutter, dass ihr Vater auch einen Kopf im Kettenkasten hatte. Es gab wohl kaum einen Kutter in der Flotte, der keinen hatte, also irgendwann mal eine Leiche im Netz hatte.
Vörn poor Dooch wür dat wedder so wied, ick har Geburtsdag. Dorbi is mi dat wedder infalln, wat min Opa Audick freuer jümmers to mi seggen dä. He freuch mi jedes Johr up nee: Na wo old büss‘ den düt Joar worn? Un ick hep em jümmers up nee seggen müsst, wovel Johrn ick nu all achter mi har. Dorup sä he den jümmers upt nee: So old ward keen Swin. Un me bleif nix anners öber, as plichschullich to lachn, sons wür he nich tofreen. Un ik wür bang, dat he mi son beitn scheef von de Sit ankikn kunn. Dat wul ick em ton Gefalln jo ok nich un hep jedes Joar up nee in den surn Abbel betn un wi dull jucheid.
Nicht
unmittelbar nach dem Krieg, aber doch noch in der Zeit, wo ein
Schrebergarten noch zu einem Gutteil zur Eigenversorgung beitrug,
hatten wir Kinder die Schrebergärten auch zu unserem Vorteil
entdeckt. Ein Messer hatte jeder von uns seit jeher bereits in der
Tasche. Mein Vater hat immer gesagt, dass ein Junge immer ein Messer
und ein Tüddelband dabei haben muss. Damit sind wir über die Zäune
geklettert und haben uns die größten Rot- und Weißkohlköpfe und
Kohlrabi abgeschnitten, abgeschält und gleich vor Ort und Stelle
aufgegessen. Natürlich fiel das so allmählich auf und als ich
einmal mit meinem Opa Auedeich von seinem Schrebergarten kam, sprach
uns ein Bekannter von ihm an, kam gleich auf das Thema Kohlklau zu
sprechen und zeigte auf mich, wobei er sagte: Das sind alles Kinder
so in seinem Alter. Ich tat gelangweilt unbeteiligt und musste meine
unschuldigste Miene aufsetzen, um mich nicht zu verraten. Auffallen
musste eigentlich, dass niemals unser und der Garten von meinem
Großvater geplündert wurde.
Unser Garten lag an der äußersten
Ecke, zum Bauer Quast hin. Der Hof war zu dem Zeitpunkt bereits arg
abgewirtschaftet und mein Vater sagte einmal, dass die größte
Maschine das veraltete Telefon sei. Von dort hatte mein Vater einmal
mit den Wagen von meinem Großvater Kuhmist geholt. Er musste die
Wagenladung bezahlen, hat aber so lange den Mist auf dem Wagen
festgetreten, dass er zuletzt die dreifache Menge zum Preis von einem
hatte. Einen eigenen Komposthaufen hatten wir auch. Da haben wir u.
A. all unsere Fischabfälle rein geworfen und das war nicht wenig.
Als wir einige Tage später wieder dort waren und den Komposthaufen
abdeckten, entwich ihm ein gewaltiger Schwarm grünschillernder
Fliegen. Wirklich so gewaltig, dass wir die Köpfe einzogen (!) Die
Schrebergärten lagen, wenn man über die Eisenbahnbrücke kam, die
über die Aue ging, auf der rechten Seite der Schienen, also Aue
aufwärts. Direkt an der Aue auf den Wiesen wuchsen besondere Tulpen
(Schachtelblumen?), die unter Naturschutz standen. Wir wussten es und
haben sie trotzdem für unsere Mütter gepflückt. Wenn wir auf dem
Heimweg von der Polizei erwischt wurden, gab es ein Donnerwetter aber
das tat ja nicht weh!
Heute steht dort das Aluminiumwerk - nix mehr mit Naturschutz!
Im Winter standen die Schrebergärten teilweise unter Wasser. Das haben wir Schlittschuhläuferanfänger zum Üben genutzt. Es war ungefährlich, da das Wasser nicht tief war. Es ging höchstens bis zu den Knien. Gemein war nur, dass in diesen Gärten auch Sträucher standen, in deren Bereichen das Eis sehr dünn war, manchmal auch gar nicht da war und ich als Anfänger auf so einem Loch zu rutschte ohne zu wissen, wie ich ausweichen oder bremsen konnte. Und schon stand ich wieder im Wasser. Später sind wir um die Aueinsel herum gelaufen. Vom Badestrand an der Dradenau, da wo jetzt das Rußwerk ist, bis zum Stack, wo die großen Eisschollen waren. Die haben wir auch genutzt.
Einmal
haben wir den Polizisten auf der Wache, da wo jetzt die Speeldeel
drin ist, zeigen wollen, dass wir auch Gutes tun können. Und das kam
so: Wir waren mal wieder bei der REME (B&V) auf dem Flugplatz in
den Panzerspuren und sahen wie eine ausgewachsene Ente vor uns weg
flatterte. Natürlich sind wir hinterher und haben sie auch
tatsächlich erwischt! Dabei haben wir ganz schnell festgestellt,
dass sie nicht mehr so ganz "up to Date"war. Spontan
beschlossen wir, dass wir helfen mussten. Weil ich durch meinen Vater
ein besonderes Verhältnis zur Polizei hatte, habe ich die Ente
kurzerhand auf meinen Gepäckträger eingeklemmt und auf der Wache
abgegeben. Die Polizisten waren sehr überrascht und noch mehr
überfordert. Zu dem Zeitpunkt war die Ente deutlich friedlicher
geworden und hat sich alles bereitwillig gefallen lassen, weil sie,
wie wir glaubten, unseren guten Willen erkannt hat. Wir Kinder sind
dann, ob unserer guten Tat, mit stolzgeschwellter Brust abgezogen, in
der Gewissheit, dass nun ein Tierarzt herbeizitiert wird. Am nächsten
Tag habe ich meinen Vater gefragt, was denn nun aus der Ente geworden
ist und ob sie sich soweit wieder erholt hat. Wie er sagte, waren die
Beamten sehr unentschlossen, wussten nichts damit anzufangen und
haben solange herum gekaspert, bis die Ente endgültig das Zeitliche
gesegnet hatte. Sie landete im Krematorium, sprich im Heizofen auf
der Wache. Na ja, wir haben es wenigstens versucht.
Obwohl die
Polizei ja eigentlich meine positive Einstellung aufgrund des vorher
geschilderten erkennen sollte, und auch, das sie wussten, dass mein
Vater ja ein Kollege, später als Schichtführer auch ihr
Vorgesetzter war, bin ich nicht von ihren Nachstellungen verschont
geblieben. Vielleicht ja auch gerade weil mein Vater ein Kollege war.
Ich weiß es nicht. Einmal habe ich mich deshalb bei meinem Vater
darüber beschwert, was nichts genützt hat. Einer der Polizisten hat
mich mehrfach verfolgt. Ich war schneller und verschwand über die
Hinterhöfe in unsern Keller im Wittmunderweg. Ich glaubte mich in
Sicherheit und habe nicht bedacht, dass er mich erkannte und genau
wusste, wo ich wohne. Er schnappte mich, als ich aus dem Keller kam
und an der vorderen Haustür noch mal neugierig heraus sah.
Einmal
bekam ich sogar zum Entsetzen meiner Lehrer, eine Schulanzeige wegen
einer Lappalie, wie wir heute dazu sagen würden. Aber auch damals
hatte ich einige male einen inneren Reichsparteitag, wie meine Eltern
in vergleichbaren Fällen zu sagen pflegten. Im Dämmerlicht
überholte mich ein Peterwagen am Deich Müggenburg auf dem Heimweg
von meiner Großmutter nach Hause. Ich wusste, dass mein Rücklicht
nicht geht aber nicht, dass mich die Polizei überholen würde. Der
Peterwagen hielt auch prompt vor mir an. Ich machte daraufhin eine
scharfe Kehre und rette mich die Straße Kehrwieder/Brack hinunter.
So schnell konnte die Polizei mit ihrem Wagen nicht wenden und sie
sind in die Emderstrasse genau gegenüber dem Weg, wo ich
heraufkommen würde, gefahren. Aber bereits beim Herabfahren vom
Müggenburg, habe ich bemerkt, dass mein Rücklicht wieder brannte.
Durch das Gerüttel hat sich etwas derart geändert, dass das
Rücklicht mit einem mal heller als die Lampe vorne brannte. Mit
stolz erhobenem Haupt bin ich an den Polizisten vorbei nach Hause
gefahren. Wäre das Rücklicht nicht angegangen, dann wäre ich in
den Weg nach links am Graben entlang bis zur anderen Ende vom
Wittmunderweg gefahren, vielleicht auch sicherheitshalber weiter bis
zur Aueschule
Ein anderes mal bin ich am Uhlenhofweg einen
kleinen Stegel verbotenerweise herunter gefahren und wollte zum
Norderdeich herauf. Dort wartete aber bereits ein Polizist auf seinem
Dienstfahrrad. Er ha mich bei der Abfahrt genau beobachten können.
Ihm konnte ich nicht ausweichen. Ich glaube, das war der Hauptgrund
für die Schulanzeige. Das waren alles „Verbrechen", für die
man heute einen Friedensnobelpreis bekommen würde, wenn man bedenkt,
was die Jugend von Heute alles macht! Übrigens, das nebeneinander
Fahren wurde auch strengstens geahndet und das, obwohl es damals kaum
Autos gab, die uns überholten.
Gelacht
habe ich aber heimlich nochmal, als am helllichten Nachmittag einer
vom Kutter in einer Kneipe "n` büschen laut" wurde. Es
wurde der Peterwagen gerufen und die beiden Polizisten versuchten den
Delinquenten auf die Rücksitzbank vom Peterwagen zu schieben. Er
sperrte sich mit Händen und Füßen, bis er mit einem mal unter
Mithilfe der Beamten durch den Wagen schoss, die gegenüberliegende
Tür öffnete und auf der anderen Seite verschwand. Die beiden
Polizisten kamen nicht hinterher, da sie sich gegenseitig behinderten
und zuletzt festgeklemmt auf der Rückbank lagen. Inzwischen gab es
auch eine Mengen Zuschauer. Die beiden sind dann sehr kleinlaut
eingestiegen und haben das Feld unter dem Gelächter uns Zuschauer
geräumt.
Später als Autofahrer hatte ich auch positive
Bekanntschaft mit einigen Polizisten. So kam ich einmal mit meinem VW
den Köterdamm herauf zum Tuun, wo mich prompt ein Polizist mit den
Worten: "Wissen Sie dass Ihr einer Scheinwerfer nicht .....Ach,
Du bist das. Wie geht es Dir?", anhielt. Der Scheinwerfer war
wirklich kurz vorher ausgefallen und daher kein Thema mehr. Wir haben
uns dann noch nett aber nur kurz unterhalten, weil ich mit meinem
Wagen dort ein Verkehrshindernis darstellte.
Ein anderes
Hindernis war ich immer, wenn ich meinen Vater auf der Wache besucht
habe. Ich stellte mein Auto jedes mal direkt vor der Wache ab. Dort
gab es für die zwei Peterwagen zwei Parkplätze, von denen ich dann
einen blockierte. Die entsprechenden Beamten haben zwar gemosert,
aber so richtig zu meckern, haben sie nicht gewagt. Sie mussten sich
dann einen anderen Parkplatz suchen. Das ging so lange, bis mein
Vater mir mal was gesagt hatte.
Mit
einem andern jüngeren Polizisten aus der Schicht meines Vater habe
ich mich besonders gut verstanden und als ich meinen DKW neu hatte,
trafen wir uns zufällig am Norderdeich. Er stieg ein, nahm seine
Dienstmütze ab und sagte:"So, nun zeig mal, was in ihm steckt".
Gesagt, getan und den Norderdeich bis zum Nessdeich rauf
beschleunigt.
Ein anderes mal haben wir uns, als er Dienst
hatte, wieder getroffen, Er im 17M der Polizei und ich im 220ger
Mercedes meines Onkels. Ein Blick, ein Gedanke und wir machten eine
Wettfahrt. Er über die Ostfrieslandstrasse und ich über den Deich
bis zur Tankstelle am Tuun. Dort erwartete er mich bereits mit einem
breiten Grinsen. Der Weg über die Ostfrieslandstrasse war einfacher
und auch etwas kürzer, während ich mich über den engen Deich
quälen musste. Außerdem war der Wagen noch so neu, dass die Gänge
schwer "reingingen". Ich habe die "Niederlage mit
Fassung" ertragen.
Dass die Polizisten auch nur Menschen
sind, zeigte sich an einer anderen Begebenheit. Gerade verheiratet,
habe ich noch in Weihe an meinem Boot gearbeitet und mir dabei beim
Schweißen die Augen verblitzt. Wieder zu Hause in Finkenwerder,
konnte ich wegen der Schmerzen nicht einschlafen. Meine gerade
Angetraute hatte Mitleid mit mir und ging Nachts so gegen 12°° Uhr
zu Fuß los und wollte erst zu einem Notarzt und dann weiter zu einer
Apotheke. Gleich am Tuun stand zufällig mal wieder ein Peterwagen
und die beiden Beamten hatten nichts wichtigeres zu tun, als meine
Frau anzuflachsen. Das gefiel ihr gar nicht und sie sagte nur:"Ich
glaube nicht, dass das meinem Schwiegervater gefallen wird". Die
Antwort:" Na, wer ist denn Dein Schwiegervater". Als sie
die Antwort darauf hörten und die möglichen Folgen realisierten,
wurden sie recht friedlich, kleinlaut und sehr Hilfsbereit. Sie
nahmen sie mit, suchten einen Notarzt auf, fuhren danach mit ihr zu
einer Apotheke und anschließend unter einigen gemurmelten
Entschuldigungen nach Hause, zum Auehauptdeich zurück.
Einmal,
als ich schon körperlich dazu in der Lage war, hat mein Großvater
mich mit seiner Schubkarre, vollgeladen mit Bauschutt, über den
Deich geschickt um den Bauschutt Außendeichs in einen Bombentrichter
zu kippen. Was wir nicht wussten war, dass dort ein Jungbulle auf der
Weiden graste. Der Bulle hat mich genau beobachtet, als ich das
Schütt auf und zumachte und auch als ich mit der Karre auf den
Bombentrichter zuging und den Bauschutt rein kippte. Wir haben uns
beide nicht aus den Augen gelassen. Durch mein beherztes Auftreten
muss ich ihn verunsichert haben. Er blieb in einem Abstand von ca. 20
m stehen und ist auch nicht zwischen mir und der Pforte gegangen.
Dann wäre ich nicht wieder raus gekommen. Innerlich hatte ich mich
aber bereits auf ein Bad im Bombentrichter eingestellt.
Die
Schubkarre war übrigens sehr unökonomisch. Das Rad war ganz vorne
und die Ladung genau in der Mitte, so dass man die Hälfte der Last
heben musste. Nach diesem Prinzip hat mein Großvater mir auch eine
Kinderschubkarre, Maßstab ca. 1:4, gebaut. Ich habe sie immer noch.
Vom vorderen Schott ist oben auf der einen Seite etwas abgebrochen.
Wann das passierte, kann ich nicht mehr sagen. Auch das Rad ist etwas
unrund, was ihrer Schönheit aber keinen Abbruch tut. Ursprünglich
war sie im Marinegrau, wie fast alles Bewegliche auf dem Auedeich,
gestrichen. Ihre jetzige Farbe ist ein Rest von unserer Treppe von
der Ferdinandstrasse. Die Karre ist, wie eigentlich alles aus Holz,
nicht geschraubt, sondern genagelt. Schrauben und Bohrmaschinen samt
Bohrer gab es damals für "unsereins" noch nicht und wenn
man sich tüffelig anstellte, dann splitterten die dünnen Bretter.
Sie waren dann nicht mehr zu gebrauchen. Es gibt aber einen Trick,
den ich bereits recht früh kennen von meinem Großvater lernte. Mann
muss den Nagel verkehrt herum auf die Stelle setzen, wo der Nagel
eingeschlagen werden soll und die Spitze des Nagels platt hauen.
Dadurch werden die oberen Fasern des Holzes schon "weichgeklopft"
und der Nagel, mit der platten aber scharfkantigen nicht mehr
vorhandene Spitze, schneidet sie dann, wenn man Glück hat, durch
ohne das das Holz splittert.
Ökonomischer wäre eine
Schottschekarre. Benannt nach einem Hamburger Gefängnisaufseher, der
seinen „Schützlingen“ die Arbeit etwas erleichtern wollte. Diese
Karren hatten die Last fast genau über dem Rad.
Der amtsdeutsche Begriff für diese Schubkarre ist: „Ein handbetriebener einachsiger Dreiseitenkipper“.
Auf der anderen Seite vom Köhlfleet, neben der Yachtwerft, ich glaube es war Porath, standen einige Pappeln im Weg. Die wollte mein Großvater sich als Feuerholz holen. Ich war natürlich nach Schulschluss dabei. Ebenso wie beiden Obstbäumen, die wir anderswo abräumten. Die Pappeln hatte unten am Stamm einige Äste, die beim Sägen mit der großen Zweimannsäge im Weg waren. Ich nahm die wohl geschärfte Axt und haute kraftvoll zu. Es machte einmal ganz kurz und trocken Knacks und der Stiel war gleich hinter der Axt abgebrochen. Opa sagte nichts sondern ging schnurstracks zur Werft und reparierte sie dort.
Als
ich so etwa 13 war, haben meine Großeltern sich eine Klärgrube
zugelegt. Bis dahin hatten sie hinterm Haus ein Plumpsklo. Mein Vater
hatte gerade eine verzerrte Schulter und bekam seinen linken Arm
nicht hoch und mein Großvater war zu alt. Also musste ich schaufeln.
Dazu haben wir zuerst einen Ring an Ort und Stelle gelegt und ich
habe den schweren Kleiboden innerhalb des Ringes ausgehoben. Wenn der
erste Ring abgesackt war, kam der Zweite und dann der Dritte und dann
das gleich nochmal mit der Zweiten Kammer. Die vollen Karren konnte
mein Vater am hängenden Arm bewegen und auskippen. Umständlich war
aber, den Kleiboden von dem Spaten zu bekommen, er haftete so fest,
dass mein Vater jedes mal den Spaten abkratzen musste. Auf diese Art
haben wir alle Ringe in den Boden bekommen. Meine Großmutter war
dabei sehr besorgt um mich und hat mich anschließend fürstlich
belohnt! Immerhin 50 DM, für mich als Schüler, einen Haufen Geld!
Für die Toilette wurde eine Ecke von der Sommerküche im
Keller abgeteilt. Das Abwasser floss in den ‚Rattengraben‘. Der
Graben war in einem Ringsystem so eingebunden, dass bei Ebbe und
Flut, durch Schleusen geregelt, ein Kreislauf entstanden und das
Wasser dadurch immer ausgetauscht wurde. Im Winter war es dort auf
der Toilette fast ebenso kalt, wie draußen. Ich weiß nicht mehr,
wie sie es gemacht haben, damit nichts einfriert. Die Wasseruhr im
Keller jedenfalls wurde durch eine Kabellampe vor dem Frost
geschützt.
Bevor wir dann vom Jeverländerweg in den Wittmunderweg gezogen sind, eine Straße weiter, habe ich beinahe unser Dachwohnung noch in Brand gesteckt. Das kam so. Irgendeiner meine Kumpels hat gesagt, dass eine Wunderkerze auch ohne Luft brennen kann. Ich habe eine angesteckt und in eine Dose getan, die ich dann mit meinen kleinen Händen zugehalten habe. Diese Dose stand auf einem Regal in der Toilette, so, dass ich nicht hinein sehen konnte. Ich wusste auch nicht das da Leinöl drin war. Auf jeden Fall wurden meine Hände zuerst warm und dann fürchterlich heiß, bis ich die Dose in einer Reflexreaktion herunterriss und meine Mutter um Hilfe rief. Sie konnte das Feuer löschen.
Da mein Vater damals schon, als ich noch ein kleiner Junge war, bei der Polizei war, und die Polizisten damals noch, im Gegensatz zu heute, sehr viel zu Fuß laufen mussten, hat er sehr viel Fußpflege betrieben und sich dabei auch die Hornhaut nach jedem Fußbad abgeschabt. Aus den Augenwinkeln habe ich damals genau gesehen, dass er meiner Mutter ein Zeichen gab und dabei ganz beiläufig sagte, dass wenn er sich jetzt schneidet, er an einer Infektion sterben könne. Obwohl ich noch lange nicht zur Schule ging, habe ich genau gespürt, dass er jetzt von mir hören wollte, lieber Papa, lass das nach, schneide dich nicht. Ich habe Angst um dich. Dabei sah er mich so etwas von unauffällig an, dass ich auch das nicht übersehen konnte. Und was habe ich gemacht. Ich habe nicht mit der Wimper gezuckt und so getan, als wenn ich nichts gehört habe. Die nächsten Tage hat er sich zwar etwas reserviert verhalten aber geschadet hat es mir nicht. Verprügelt wurde ich, so wie später bei jeder Gelegenheit, nicht und einen Liebesentzug gab es auch nicht, da er mich sowieso nie in den Arm genommen hatte. Ich glaube, das hat er als unmännlich angesehen.
Ein anderes mal saß ich bei meiner Mutter vorne auf dem Kindersitz ihres Fahrrades und zwar barfuß, weil es Sommer war.
Dabei bin ich mit meinem rechten Zeh gegen die Speichen gekommen und weil das so schön kitzelte, habe ich es immer wieder gemacht, bis ich ihn, den Großen, etwas zu weit zwischen die Speichen bekam. Es war eine harte Kopfüberlandung und meine Mutter hatte große Sorge, nicht auf mich zu fallen. Dann hat meine Mutter mich auf den einen Arm und das Fahrrad in die andere Hand genommen und uns nach Hause geschleppt. Dort gab es erst mal ein gerührtes Zuckerei als Entschädigung für mich. Als es dann an die Ursachenforschung ging, habe ich durchblicken lassen, dass mein Zeh im Spiel war. Daraufhin kühlte die Fürsorge und das Mitgefühl für mich deutlich ab. Meine Mutter hatte sich nämlich auch ganz schön weh getan und Angst gehabt, auf mich rauf zu fallen.
Fortsetzung Meine Kindheit02