U-Boot Bunker Fink II
Die Planung des Uboot-Bunkers Fink II erfolgte 1940 durch die Amtsgruppe VI des OKM (Oberkommando der Marine). Baubeginn für das Projekt, zunächst mit zwei Nassboxen vorgesehen, war Anfang März 1941. Für den Bau von Fink II bildeten die Firmen Beton & Monierbau AG, Wayss & Freytag und die Stadt Hamburg eine Arbeitsgemeinschaft. Die Bauleitung wurde Dipl.-Ing. Fritz Leibrandt übertragen. Beim Bau der ersten beiden Boxen waren 55.000 m³ Bodenbewegung im Trockenbaggerbetrieb, 50.000 m³ Bodenaushub im Naßbaggerbetrieb und das Einbringen von 55.000 m³ Stahlbeton notwendig.
Der U-Boot-Bunker wurde auf 15m langen senkrecht und schräg gerammten Stahlbetonpfählen gegründet. Die Pfähle hatten eine Grundfläche von 34 x 38 cm, konnten eine Maximallast von 90 Tonnen aufnehmen und wurden mit je fünf Pfählen pro Quadratmeter in die Gründungsfläche gerammt. Anschließend wurden die Pfahlreihen von Spundwänden eingeschlossen um darauf eine 5,5 m starke Betonabdeckung aufzubringen, auf die der Aufbau der Innen- , bzw. der Seitenwände (2,5m stark) erfolgte. Die ersten beiden Boxen wurden im Trockenen errichtet, so dass sich die in den Nassbecken befindliche Erde im Trockenbaggerbetrieb ausgehoben werden mußte. Der erste Bauabschnitt wurde bereits am 13. Dezember 1941 an die Deutsche Werft übergeben.
Während beim Bau der drei Meter starken Decke der Boxen 1 und 2 noch Melanträger verwendet wurden (insgesamt wurden in Fink II etwa einhundert Melanträger verbaut), wandte man im zweiten Bauabschnitt ein neues Verfahren an. Für die 40t schweren und 29,65m langen Spannbetonträger wurde im Winter 1941/42 Vorort eine Fertigungsanlage mit Kranen, 52 hydraulischen Pressen und Betonmischern errichtet. Das Patent auf dieses neue Verfahren hatte der französische Ingenieur Freyssinet, es wurde beim Bau von Fink II durch die Firma Wayss & Freytag erstmals in Deutschland eingesetzt. Da mildes Wetter eingesetzt hatte, begann man am 8. April 1942 mit dem Einbringen des Betons für die Träger. Auf die inzwischen fertig gestellten Seitenwände wurden kurze Zeit später die ersten Träger gesetzt, so dass der zweite Bauabschnitt im Oktober 1942 abgeschlossen war.
Um Box 5 in einem dritten Bauabschnitt sauber an die bestehenden vier Boxen angliedern zu können, mußten zunächst 1.500m³ bereits verbauten Betons durch Sprengarbeiten entfernt werden, so dass mit dem Bau im Mai 1943 begonnen werden konnte. Hierbei musste die neue Decke die des bereits fertig gestellten Teils etwas überlappen, um noch einen sicheren Anschluss zu gewährleisten. Die Fertigstellung von Box 5 erfolgte erst im April 1944, der Materialbedarf dafür lag bei 50.000m³ Stahlbeton.
Pro Nassbox sollten im U-Boot-Bunker Fink II drei U-Boote Schutz finden. Um den Booten überhaupt eine Einfahrt in den Bunker zu ermöglichen, wurde der Rüschkanal erheblich erweitert und auf der elbabgewandten Bunkerseite eigens ein großes Wendebecken ausgebaggert. 1944 lag die Gesamtkapazität der U-Boot Bunker Elbe II und Fink II in Hamburg bei einundzwanzig Plätzen. Beide Anlagen wurden ab Herbst 1944 zum Sektionsbau herangezogen, was natürlich gleichzeitig die Anzahl der geschützten Reparaturplätze deutlich minderte.
Der von der 617. Squadron der RAF am 9. April 1945 durchgeführte Luftangriff war aus Sicht der Alliierten erfolgreich. Aus einer Flughöhe von 3.600m warfen 17 Lancaster-Bomber insgesamt zwei Grand Slam (10t-Bombe) und fünfzehn Tallboy (5,4t-Bombe) auf den U-Boot-Bunker ab. Bei dem Angriff wurden sechs Volltreffer und ein Nahtreffer erzielt. Der Nahtreffer schlug in nur etwa 30m Entfernung von der Westwand des Bunkers ein, zwei weitere Bomben fielen in die Elbe. Drei Volltreffer trafen Box 1, Box 2 erhielt einen und Box 5 zwei Volltreffer. Aufgrund der großen Detonationskraft war ein Deckeneintritt von einem Meter völlig ausreichend, um einen Durchschlag zu erzielen - was bei allen sechs Volltreffern der Fall war. Diverse Baracken auf den Boxen 1 und 2 wurden ebenfalls zerstört. Da der Bunker häufig auch als Deckung bei Luftangriffen benutzt wurde, sich also immer auch Menschen im Bauwerk aufhielten, gab es bei diesem schweren Luftangriff fünfzehn Tote, 39 Schwer- und 38 Leichtverletzte zu beklagen.
Wie viele Zwangsarbeiter und für welche Arbeiten beim Bau des U-Boot-Bunkers Fink II ein-gesetzt wurden, ist nicht näher dokumentiert. Nachweisbar ist jedoch, dass sich zu Zeiten des 2. Weltkriegs in der näheren Umgebung von Fink II mehrere Lager befanden:
Arbeitsgemeinschaft Finkenwerder Beton- und Monierbau AG (Separates Kleinlager der Arge Finkenwerder mit sieben dokumentierten sowjetischen Essensteilnehmern - Zeitraum 11/1944)
Deutsche Werft AG (Außenlager des KZ Neuengamme für ca. 600 männliche Häftlinge, überwiegend aus der Sowjetunion, Polen, Belgien, Frankreich und Dänemark. Nach mehreren Bombenangriffen Verlegung der Häftlinge in das Außenlager Bullenhuser Damm bzw. Dessauer Ufer - Zeitraum Oktober 1944 bis Ende März 1945)
Hermann Möller, Wilhelmshaven, Zweigniederlassung Hamburg, Eisenbeton-, Hoch- und Tiefbau, Verwaltung für Handel, Schiffahrt und Gewerbe, Abteilung Strom- und Hafenbau, Philipp Holzmann AG, Bauunternehmungen, Blohm & Voss KG, Schiffbau und Deutsche Werft AG (Das Lager wurde mehrmals erweitert, die Belegung stieg von 268 auf rund 600 ausländische Arbeitskräfte an - Zeitraum 7/1941 bis 4/1945)
Für die Sprengung von Fink II, die am 17. Oktober 1945 durch die Royal Engineers durchgeführt wurde, nutzte man mehr als dreißig Tonnen Sprengstoff, darunter dreihundert deutsche Sprengbomben (SC-50 und SC-250) sowie 89 Sprengladungen von jeweils 180 kg. Durch die Sprengung stürzten die inneren Stützwände und das Dach ein, die Außenwände brachen teilweise nach außen und der Bunker war nicht mehr nutzbar.
Ende der vierziger Jahre begann die Stadt Hamburg in geringem Umfang mit den Abbrucharbeiten, forderte dann jedoch den Bund als Eigentümer des Geländes dazu auf, die Kosten des Abbruchs zu übernehmen. Um die Räumung der Bunkerruinen überhaupt realisieren zu können, verständigten sich Stadt und Bund dahingehend, dass für die Räumung von Fink II die Stadt Hamburg aufkommen sollte, während die Kosten für die Räumung von Elbe II vom Bund übernommen werden sollten.
Im Herbst 1956 wurden von den Firmen Siemens Bauunion, Dyckerhoff & Widmann und der Firma Christiani & Nielsen Kostenvoranschläge für den Rückbau bis 2,00m über NN eingeholt. Hierfür wurden damals maximal 9,9 Millionen DM veranschlagt, für einen vollständigen Rückbau wurden vierzehn Millionen DM zugrunde gelegt. Man ging davon aus, dass man ca. 36 Monate für einen solchen Rückbau benötigen würde. Der Bunker wurde schließlich mit Hilfe von Sprengladungen bis etwa zum Geländeniveau abgetragen. Das gewonnene Material wurde hauptsächlich beim Bau des Wedeler Jachthafens und für den Aufbau eines besseren Hochwasserschutzes nach der verheerenden Flut von 1962 eingesetzt. Auch die Erweiterung des Rüschkanals wurde um 1971 wieder zurückgebaut.
Erst 2002 tat sich hier wieder etwas, als für den Bau des Airbus A-380 eine Verlängerung der Startbahn des benachbarten Airbus-Werks notwendig wurde. Der Elbzugang des Rüschkanals musste hierfür nach Osten verlegt werden und auch die im Boden befindlichen Reste von Fink II waren nun im Weg. Eine Tiefenenttrümmerung erschien aufgrund des zu treibenden Aufwands zu teuer und auch nicht erforderlich, so dass entschieden wurde, die Fläche nur so weit zu räumen, wie es für den Startbahnausbau erforderlich war. Die Bunkerreste blieben somit nicht nur erhalten, sondern wurden sogar zu großen Teilen wieder sichtbar. Die Ostwand des Bunkers bildet heute das Westufer des neuen Rüschkanals. Um einen sensiblen Umgang mit der Kriegshinterlassenschaft zu gewährleisten, gab es 2004 für Fink II einen Interdisziplinären Ideenwettbewerb, an dem Architekten, Landschaftsplaner und Künstler beteiligt waren. Am Ende setzte sich der Entwurf des Hamburger Architekturbüros Kirsch & Bremer durch, bei dem die freigelegten Boxen des Bunkers als industriehistorisches Denk- und Mahnmal erhalten blieben. Seinen Schöpfern ging es nicht darum, die Bunkerreste zu verschönern oder symbolisch zu überladen, sondern sie in ihrer schlichten Form für sich selbst sprechen zu lassen.
Die Bunkerruine ist heute sichtbar, kann aber nicht betreten werden, da sie zum Sicherheitsbereich des Airbus-Werkes gehört.