Ab 01.11.1966 war ich, von der Eisenbahn kommend, beim
Hamburger Flugzeugbau.
Danach haben sie die Firmennamen schneller geändert, als manch einer seine Unterhosen gewechselt hat!
Und einer, der ganz oberste Bosse, hat mal in einer Runde gesagt:
Das einzig Konstante ist die Variable.
Und so fing es an:
Oben war das Deichvorland. Es waren die Schalln, wo de Nessbur sin Hof har. Up de anner Sit von de Ilv lich Blanknees. Hier entstand der Flugzeugbau B&V, ein Ableger der Schiffswerft.
Oben steht links noch die "Tante Ju" und daneben 3 HFB320, die sich aber nicht als Verkaufsschlager bewährt haben. Es wurden nur 50 Stück davon gebaut. Bis auf eine Handvoll, die in Privatbesitz gingen, hat die BW, wegen der Regierungsgarantie, den Rest übernommen.
BV138 im Mühlenberger Loch.
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In Halle 2 bin ich im Musterbau angefangen. Dort war für mich alles neu und von dem was ich bisher gelernt hatte, konnte ich nichts gebrauchen. Es galt Augen auf und learning by doing. Ich habe zuerst an der Verkleidung für die Triebwerksgondeln für die Fokker F50 gearbeitet.
Der in hellem Arbeitsanzug ganz links stehende, ist unser Meister und damit, wie sich recht bald herausstellte, der aller unwichtigste.
Ich
stehen gerade in der Mitte des Bildes und hebe meinen linken Arm
hoch. Dieses Bauteil wurde bei uns bis zur Serienreife entwickelt und
gebaut und kam anschließend nach Stade, wo es in Serie gebaut wurde.
Bis dahin war ich einem Meister unterstellt, dessen Namen ich bereits
leider vergessen habe, weil die Zeit so kurz war. Anschließend kam
ich zu dem hell gewandeten Meister Vogt, dem größten A-loch auf
Gottes Erden!!! Ich glaube, ich hätte gekündigt, wenn ich dort
nicht dem Vorarbeiter Arno, genannt Jonny, Kolbe zugeteilt worden
wäre. Dort habe ich am Druckspannt für die oben genannte Sektion
F50 gearbeitet. Dabei habe ich mich das erste mal an den Kopf
gefasst. Für alle Bauteile gab es Einzeiteilzeichnungen und
Montagezeichnungen für einzelne Baugruppen. Dabei gab es in diesen
Zeichnungen Schnittansichten, z. B. A-A und B-B usw., die mit Pfeilen
versehen waren, die die Blickrichtung angaben. Nach den Regeln der
Zeichnungskunst wurden diese Darstellungen immer Rechts herum
dargestellt. Und irgendwann stand die wichtige
Übersichtszeichnung AUF DEM KOPF, die, wonach wir die
einzelnen Baugruppen montieren und zusammennieten mussten! Die
Montagevorrichtung dagegen stand im Gegensatz zu der Zeichnung
richtig herum!
Später im Konstruktionsbüro habe ich bei
entsprechender anderer Gelegenheit meine Zeichnungen 'richtig herum'
gezeichnet und wenn Nötig mit einem entsprechenden Vermerk versehen.
Diese Sektion ging, als sie Serienreif war, ebenfalls nach Stade. An diesem Bauteil hatte ich zuletzt 47 % Akkord 'geschrieben'. Nach den Arbeiten am Druckspannt haben wir zu dritt im Kofferraum mit Akkordausgleich gearbeitet. Dann hat sich der Zeitnehmer angesagt. Er hatte die einzelnen Arbeitsschritte zeitlich zu beurteilen. Dazu konnte nur einer in dem engen Raum arbeiten. Es kam eine Zeit heraus, die sehr viel unter der sonst verbrauchten Zeit lag. Das fiel sogar unserem Meister auf und er fragte mich vorwurfsvoll, wie so etwas angehen konnte. Selbst das zu erkennen, war er zu doof. Es ist doch logisch, wenn man auf seine, des Meisters eigene Anordnung zu dritt in so einem engen Loch sich im Wege steht, genauer gesagt liegt, dass das enorm mehr Zeit kostet, als wenn man alleine unter Zeitdruck unter Aufsicht des Zeitnehmers arbeiten muss.
Auf dem Bild oben wird eine komplette Sektion gerade auf einen Laster verladen. Zu sehen sind hier einige mehr oder weniger wichtige Leute. Der Transport mit den Lastwagen war zu der Zeit durchaus üblich, später auch mit Sektionen der A300 nach Toulouse. Dabei erzählte mir mein angeheirateter Cousin Helmut Kummrow, dass die Kutscher wie die Verrückten gefahren sind. Großes Bauteil aber kein Gewicht. Irgendwann hatten die Begleitpersonen es nicht mehr ausgehalten und hat den Fahrern während einer Pause die Begleitpapiere gezeigt, auf denen auch die Versicherungssummen eingetragen waren. Angesichts der Summen wurden die Fahrer blass, sehr blass!
Nachdem auch dieses Bauteil nach Stade gegangen war, haben wir die Bauvorrichtung für das Heckteil der A300 erstellt. Dazu bekamen wir extra einen Außenhautschweißer, den ich schon von der Werft her kannte, zugeteilt. Er hatte eine besondere Ausbildung, ohne die er nicht an der Außenhaut an den Schiffen auf dem Helgen schweißen durfte. Da ich auch Lust dazu hatte, nahm ich ihm des öfteren die Schweißzange mit der Elektrode aus der Hand. Er sah mir dabei zu und merkte, dass ich es genau so gut konnte. Nur mein oben erwähntes A-Loch war anderer Meinung und hat es mir verboten.
In dieser Vorrichtung wurde später das Heckmusterteil gebaut. Es wurden hier so lange Veränderungen von Seiten der Konstrukteure vorgenommen, „bis alles passte“. Einmal sollte ich eine von der Konstruktion vergessene Halterung für die Toilettenabflussleitung provisorisch erstellen. Auf dem Bild unten ist bereits ein Rohr davon zu sehen. Es war nur, damit das Rohr in Position gehalten wurde, bis der Konstrukteur eine Halterung konstruieren konnte. Ich hätte es auch mit Band festbinden können, hatte aber so viel Spaß daran, dass ich eine komplette Halterung nach seinen Vorbildern in der richtigen Größe baute. Er brauchte sie nur noch abzeichnen. Wozu waren wir schließlich Musterbau? Aber das passte dem Arsch von Meister auch nicht. Danach habe ich auch am ersten fliegenden Airbus 300 am Heckteil gearbeitet. Dieser Airbus flog nur zu Versuchszwecken. Zwischendurch habe ich noch nebenbei teilgenommen an einem Meisterkurs.
Die ist auch mal so zwischendurch zeitgleich bei uns gelandet……. Irgendwo stehe ich auch da. Natürlich während meiner Überstunden.
Einmal, ich weiß nicht mehr worum es da ging, fragte mein „Lieblingsmeister“ mich, was ich gerade machte. Ich antwortete: „Der Kollege Horst B, hat gesagt, dass ich ihn entlasten und das machen sollte“. Der Kollege wurde des öfteren vom Vorarbeiter, Jonni, über den Arbeitsablauf instruiert. Das passte ihm absolut nicht und er brüllte mich an, dass immer noch er derjenige sei, der hier Anweisungen gibt, obwohl er mir nie und auch nicht den anderen jemals eine einzige fachliche Anweisung in der ganzen Zeit gegeben hat. Ich glaube er hatte überhaupt keine Ahnung und wenn er nicht so gute Vorarbeiter hätte..... Ich war bei weitem nicht der einzige, den er nicht mochte und im Umkehrschluss: wer mochte ihn schon! Eigentlich keiner! Meister Winecke dagegen, der die Transall in der gleichen Halle zusammengebaut hatte, mit dem ich so gut wie nie etwas zu tun und seit über 25 Jahren auch nicht mehr gesehen hatte, erkannte mich wieder und sprach mich an der Ostsee an! Er hatte mich zufällig dort gesehen, wie ich mein Russenboot aus dem Wasser geholt hatte. Es war aus Aluminium und er glaubte, ich hätte es selbst gebaut, was ich aber verneinen musste. Dieser Meister Winecke war ein anderes Kaliber! Auf dem Bild unten steht er, mein Liebling“ links im hellen Anzug, der nie schmutzig wurde und der ohne seine Vorarbeiter hilflose Hohlkopf, mit immer tadellos sitzender Frisur. Gleich daneben der Außenhautschweißer, den ich ja bereits von der Werft und auch privat kannte. Vor der Hecktüte sitzt ein „3/8“ Vorarbeiter und rechts davon stehe ich, der mit dem gesenktem Kopf beim Einmessen eines Festpunktes. Damals hatte ich noch Haare!
Ich habe wegen der Schulung zum staatlich geprüften Techniker meine Kündigung eingeleitet, aber nicht bei meinem A-Loch. Das alles habe ich nur mit unserem Vorarbeiter „Jonny“, Arno Kolbe, ausgehandelt. Er hatte Meistervollmachten und hat mich verstanden. Sonst hat keiner von meiner Absicht erfahren, auch meine Kollegen nicht. Nach der staatlich geprüften Technikerausbildung habe ich mich wieder beim Flugzeugbau in Finkenwerder beworben und habe als
Detailkonstrukteur dort angefangen. Nach der Einarbeitung habe ich die Lichtbänder der Inneneinrichtung für den A300 konstruiert. Aus welchem Anlass das Bild aufgenommen wurde, kann ich nicht mehr sagen. Auf jeden Fall erkenne ich mich ganz genau wieder. Ich stehe in der Mitte alleine mit Jackett an. Der blonde, der rechts von mir zu sehen ist, war ein direkter Mitarbeiter in unserer Gruppe. Leider habe ich seinen Namen vergessen. Die anderen sind zu Besuch gewesen. Der Dunkelhaarigen davon, ganz rechts auf dem Bild, hatte mal ein kleines Problem und musste die Firma für eine eine gewisse Zeit vorübergehend verlassen. Da er einen Privatpilotenschein hatte und auch in der Fluggruppe sich stark engagiert hatte, ist er dann in einer anderen Abteilung wieder angefangen. Später, als ich bei den Handbüchern war und dort einen Arbeitskollegen, auch mit Pilotenschein kannte, mit dem Elisabeth und zwei unserer damaligen Bekannten von Finkenwerder nach Buchholz geflogen sind, weil sie unser Haus aus der Luft photographieren sollten, hatte er gerade dienst auf dem Tower. Da ich das wusste und nicht mitgeflogen bin, habe ich ihn für die Zeit auf dem Tower besucht. Das war ganz schön anstrengend, da der Tower nicht gerade klein ist und keinen Fahrstuhl hat.
Der in der Mitte bin ich.
Wenn alle Stricke reißen, dann waren sie nicht dick genug berechnet!
Das Design der Innenansicht, hat der zweitälteste Sohn von Heidi Kabel, den ich später noch persönlich kennen lernte, vorgegeben. Nach einem Jahr als Detailkonstrukteur habe ich meine Kündigung eingereicht um an einer Ausbildung zum
Technischen Betriebswirt teil zu nehmen.
Nach meiner Ausbildung zum technischen Betriebswirt bin ich erst mal ein halbes Jahr zu Hause geblieben. In dieser Zeit habe ich das gekürzte Unterhaltsgeld bekommen, welches immer noch höher war als das Arbeitslosengeld, um am Haus wichtige Arbeiten zu machen. Weil das Arbeitsamt das gekürzte Unterhaltsgeld nur für ein halbes Jahr zahlt, habe ich mich dann wieder beim Flugzeugbau gemeldet. Dort habe ich dann in der Handbuchabteilung als Korrektor angefangen. Mir wurden vom Flugzeugbau alle meine bisherigen erarbeiteten Jahre für die Betriebsrente angerechnet. Mehr konnte ich nicht erwarten. Getan hat man das, weil ich meine Arbeitskraft nach den Schulungen immer nur dem HFB zur Verfügung gestellt hatte.
Kurz nach Beginn meiner Tätigkeit als Korrektor fiel mir ein Mitarbeiter auf, der anscheinend kommen und gehen konnte, wann er wollte. Immer wenn er vorzeitig ging, schaute er bei uns ins Bürozimmer, damals im Bunkeraufbau, herein und hielt einen Smalltalk mit meinem „Mitinsassen“, der mich auch bei der Arbeit anleiten sollte. Dabei erzählter er immer etwas von einem Herrn von Kühnheim, damals oberster Chef von BMW, und von einem 3er BMW, den er bei besagtem Herren persönlich abholen wollte. Er hatte dann immer eine Fahne und wir hatten dabei viel Spaß. Es war zu der Zeit, als es ein 24-Stundenvisum für die DDR gab und er uns auch noch erzählte, dass das für ihn keine Bedeutung habe, weil er auch nach „Drüben“ persönliche gute Kontakte habe. Und wenn er mal nach 24°° Uhr wieder in den Westen wollte, weil er sich verspätet hatte, wurde ihm auch schon mal eine Seitentür geöffnet, sagte er. Wir, mein Kollege und ich, haben über solche Äußerungen nur gelacht, und er am lautesten mit. Das ging eine ganze Weile so, bis es abrupt abbrach. An einem Montag war dann in einer „bebilderten“ Zeitung zu lesen, dass ein Ingenieur aus dem Flugzeugbau auf einem Bahnsteig bei der Einreise in die DDR verhaftet worden war. Es gab sogar ein Bild von ihm, auf dem er deutlich zu erkennen war. Verhaftet wurde er an einem Wochenende. Er muss bereits länger beobachtet worden sein. Gleichzeitig wurde auch sein Büro durchsucht. Dazu wurde auch unser Hauptabteilungsleiter J. A. W. hinzu zitiert. Der musste in Gegenwart der Beamten richtig rote Ohren bekommen haben, als das Chaos im Zimmer sichtbar wurde. Was seine eigentliche Aufgabe war, konnte anscheinend nur sein direkter Vorgesetzter, der stellvertretende HAL, nicht aber er, der HAL sagen. Ich habe es in der ganzen Zeit auch nicht herausgefunden, was seine Aufgabe war. Und das, was der HAL und die Kripo gefunden haben, waren eigentlich nur riesige Kartons, gefüllt mit leeren Kornflaschen. Das Auto, welches er wohl vom Entgelt seiner „Spionagetätigkeit“ bezahlen wollte, hat er nicht bekommen, dafür hat er sein ganzes bisheriges Leben von A - Z zerstört. Sein DDR-Auftrag war, betriebsinterne Telefonbücher nach drüben zu bringen! Wie man ihm auf die Spur gekommen ist, weiß ich auch nicht. Wir habe ihn nie wieder gesehen.
Jahre später, noch im HDW-Hochhaus, hatten wir nochmal Besuch vom MAD. Das stellte sich diesmal aber als total harmlos heraus. Gegenüber im Gorch-Fock Park war ein Modellmotorflugzeug außer Kontrolle geraten und direkt über den Steedikkanal durch eins unserer Toilettenfenster geflogen. Natürlich musste auch das überprüft werden, denn wir waren damals auch ein Teil des größten Rüstungskonzerns Europas.
Nach meiner Ausbildung zum Technischen Betriebswirt bin ich, wie oben bereits beschrieben, bei der Handbuchabteilung angefangen. Unsere Büros befanden sich immer noch im Bunkeraufbau, also direkt auf einem soliden Bunker aus dem 2.WK. Angefangen hatte ich dort ja als Korrektor. Als aber eine Stelle als Planer neu geschaffen wurde, habe ich sie sofort angenommen. Ich fand es interessanter und vor allen Dingen war ich von da an ein Einzelkämpfer, der weitgehend selbständig arbeiten konnte und nur zwei direkte Vorgesetzte hatte. Das war zu einer Zeit, als überall Personal eingestellt wurde und wir aus dem Bunkeraufbau weichen mussten. Es bot sich das Deutsche Werft-Hochhaus an. Es stand lange Zeit weitgehend leer und gehörte inzwischen dem Münchner Hotelier Lewinger. Wir haben die Etagen 7 bis ganz nach oben bis zur 13. Etage bezogen. Bei der ersten Besichtigung durch unsere Herren war ich auch dabei. Teilweise sah es ganz schön desolaten aus. Die Fenster waren undicht und das Regenwasser kam auch in einigen Räumen aus den Steckdosen heraus, die unter den undichten Fenstern angebracht waren. Die Beleuchtung war teilweise nicht in Ordnung und die Kontakte der Telefonanlage waren korrodiert. Im zukünftigen Raum unseres HAL sagte der Chef der Bauanleitung über den Zustand der Auslegeware: „Hier hat wohl eine Kuh genächtigt". Ich kann jetzt nicht genau sagen, wer den Raumplan gemacht hat, aber ich durfte ihn mit den Umzugsleuten umsetzen und koordinieren. Das gleiche galt auch für die anderen Handwerker, wie Tischler, Glaser, Elektriker, Maler und besonders für die Telefonie, da jeder Mitarbeiter seine Telefonnummer wegen seiner langwährenden und notwendigen Verbindungen behalten musste. Außerdem durften die Handwerker sich nicht in die Quere kommen. Dann musste ich dafür sorgen, wenn die einzelnen Gruppen eingezogen waren, dass auch sofort die Telefone funktionierten. Wenn nicht, habe ich sofort nach den Telefonmenschen suchen müssen. Besonders erleichtert war ich, dass die Fahrstühle durchgehalten hatten. Es war stressig und mein Blutdruck entsprechend hoch. Beamte wären damit sofort pensioniert worden, wie ich selbst in meiner Familie mitbekommen habe! Aber auch das ging vorüber und die „Nachwehen" wurden immer weniger. Der Umzug war aber nur eine von meinen Aufgaben. Personalplanung, Budgetüberwachung, Investitionen habe ich so gut es ging verschoben oder zwischendurch erledigt. Nachdem wir uns gerade eingelebt hatten, mussten wir, wegen der Personalaufstockung in anderen Abteilungen das Hochhaus wieder verlassen, da unser HAL es nicht geschafft hat, sich gegen seine Kollege, die ja den Platzbedarf hatten, durchzusetzen. Es war die Rede davon, dass wir das Hochhaus, das am Anfang der Reeperbahn stand und inzwischen abgerissene ist, beziehen sollten. Das traf absolut nicht auf die Gegenliebe unseres HAL. Er meinte, dass das Umfeld und besonders die dazugehörenden Damen nicht die richtige Nachbarschaft für uns waren. Dabei fällt mir ein, dass er auch nie irgendwelche anzüglichen Witze in den ganzen Jahren gemacht hat und ich habe täglich an seiner Seite gestanden. Die andere Option war das Carl Später-Haus in Billbrook. Das fand bei unserem Boss Anklang. Bei einer Vorabbesichtigung stellten wir fest, dass die Räumlichkeiten ausreichten aber alle anderen Arbeiten, wie beim Hochhaus noch bevorstand. Unser HAL war auf dem Rückweg gut gelaunt, ja fast euphorisch und fragte unseren stellvertretenden Abteilungsleiter, wie es ihm gefiel. Da der aber hochgradig heißer war und kein Wort heraus bekam, fragte er mich. Daraufhin habe ich ganz spontan und ohne zu überlegen gesagt, dass ich es nicht gut finde und wir außer dem verlängerten Arbeitsweg, nun auch wieder die gleiche Arbeit wie beim Hochhaus vor uns haben, während sich unsere Nachfolger ins gemachte Bett legen können. Das gefiel ihm gar nicht. Den ganzen Rückweg über hat er nichts mehr gesagt. Dem Stellvertretenden Abteilungsleiter hatte ich sicher aus der Seele gesprochen aber der konnte wegen seiner Heiserkeit sowieso nichts sagen. Den einzigen Vorteil, den man uns zugestanden hat, war dass die Fahrt vom Werk nach Billbrook und zurück während der Arbeitszeit stattfand.
Irgendwann, wieder im HDW-Hochhaus, hatte man in grauer Vorzeit "drüben", im Hauptwerk, entschieden, dass unsere Handbuchschreiberdamen auf IBM-Gräten schreiben sollten. Also „per Order de Mufti!“, wie man sagte, wenn es aus diesen Kreisen kam. Das ging auch eine geraume Zeit so, bis irgendein „Rebell“ drüben meinte, man sollte eine Untersuchung anstellen, so nach dem Motto: Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was besseres findet. Die einzige Variante die er anbot, war die Fa. Nixdorf. Ob nun der „Rebell“ von Nixdorf mit einem Backschischangebot angesprochen wurde oder er von allein auf diese Firma kam, ist mir nicht bekannt. Er muss aber in unserer Firma soviel zu sagen gehabt haben, dass er eine detaillierte Untersuchung starten konnte. Dazu zog er unsere Handbuchabteilung mit ins Boot. Wir hatte den größten Schreibstubenpool im ganzen Werk. Da sie meinem Chef unterstand und ich ja auch für Sonderaufgaben zuständig war, durfte ich das was die beiden besprachen, statistisch auswerten und transparent machen. Es war ein Vergleich, der in meinen Augen etwas „sehr doll“ hinkte, weil nur zwei Firmen dabei verglichen wurden. Ich war überzeugt, dass es noch mehr hätten sein sollten, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Irgendwann musste mein Chef ganz dringen in Urlaub. Er hat mich noch instruiert, wie es auch ohne ihn weitergehen sollte. Dazu gehörte auch, dass ich die anderen Abteilungsleiter mit einbezog und deren Meinung mit in die Entscheidungsfindung einarbeitete. Unmittelbar danach kam der große Hammer, der alles „Kurz und Klein“ schlug. Ein „noch höherer" von drüben hatte dem Ganzen ein Ende bereitet. Ob der noch höhere ein Backschischangebot von IBM bekommen hat, habe ich natürlich nicht erfahren. Aber das der nicht ganz so hohe Initiator der ganzen Untersuchung Neck over Head entlassen wurde, drang zu mir durch. Ob auch mein Chef befürchtete in die Schusslinie zu kommen und deshalb ganz schnell in Urlaub ging, habe ich besser nicht hinterfragt. Fakt ist aber, dass Nixdorf in allen von mir ausgearbeiteten Punkten eindeutiger Favorit der Untersuchung war! Ein Schelm, der böses denkt.
Auf dem Bild oben sind unser HAL, ein AL und außer den Sekretärinnen nur Gruppenleiter zu sehen. Ich stehe links neben der „grünen“ Sekretärin unseres Hauptabteilungsleiters und er rechts von ihr, der mit dem breiten Scheitel.
Da ich sonst immer Pullover, T-Shirts und Hausschuhe getragen habe (auch Hawaiihemden waren darunter) , habe ich nicht gemerkt, dass mir mein gutes Zeug etwas zu klein geworden war und unsere Sekretärin Fr. S. (leider nicht auf dem Bild) mir hinterher sagte: An Ihrer Stelle hätte ich lieber das Jackett aufgelassen, worauf ich antworten musste: „Das ging nicht, ich hatte bereits die Hose auf“. Zu dem Zeitpunkt hatte ich etwas mehr an Übergewicht als „der Arzt erlaubt“. In der Zeit kann ich mir auch durch die vielen Mars und Bounty zum Nachtisch, meine Insulinproduktion versaut haben.
Eine der drei Damen, die gleich rechts vom HAL, trug während der Arbeit ausnahmslos lange Hosen und nur zu diesem Anlass ein Kleid. Der Spruch „Frau ... hat keine Hose an“, ging wie ein Lauffeuer durch das ganze Hochhaus. In diesen Kreisen galten solche Äußerungen schon fast als Entgleisung.
Aber auch so etwas gab es. Der zweite Mitarbeiter von links mit der offenen Jacke, hatte kurz nach dieser Aufnahme Geburtstag. Seine direkten Mitarbeiter sind mit dem Geschenk extra früher gekommen und haben seinen Schreibtisch präpariert. Die Überraschung war gelungen. Er hat, wie er mir selbst sagte, das Schweinchen zu Hause aufgezogen und ihm dann die Steckdose abgeschnitten, als es groß war. Aus meiner Sicht als Sicherheitsverantwortlicher sprach nichts dagegen und den Geruch haben seine Kollegen, die das Geschenk gemacht hatten, gerne ertragen. Das hatte sich herum gesprochen. Der Artikel erschien auch prompt in der internen Werkszeitung, aus der ich auch die Bilder habe.
Zu meinen Aufgaben gehörte ja auch verschiedene Statistiken aus dem Zahlenmaterial der Abteilungsleiter anzufertigen, denn ein Bild sagt ja bekanntlich mehr als tausend Worte! Der HAL gehörte nicht zu denen, von dem ich Zahlenmaterial dafür bekam, weil er sich ja Hauptberuflich mit einer seiner beiden Sekretärinnen nur mit seiner Ahnenforschung beschäftigte. Aber wenn ich in den Runden die Statistiken nach den Angaben der einzelnen AL´s vorlegte, war des öfteren der Satz, „der glaubt ja seinen eigenen Türken“, von seinen eigenen Kollegen zu hören. Alle grinsten daraufhin. Woher der Begriff Türken und getürkt herstammen, kann ich nicht sagen. Es war einfach so und niemand hatte dabei irgendwelche bösartigen Gedanken gehabt! Ja, selbst der Ausspruch:“Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“, wurde oft scherzhaft gebraucht.
Neben meiner Tätigkeit als Planer und für Sonderaufgaben zuständig, hat man mich noch zum Sicherheitsbeauftragten ernannt. Sicherheitsbeauftragter wurde man, wenn man seine Arbeit gut machte und noch den Kopf frei hatte, auf seine Kollegen aufzupassen, damit sie keinen Unfall erleiden müssen. Jeder Vorgesetzte war verpflichtet einmal im Jahr eine Sicherheitsbelehrung durchzuführen und seine Untergebenen auf den neuesten Stand zu bringen. Aus dem Grund fragte mich einstmals mein HauptAbteilungsLeiter, dem ich als Inhaber meiner Stabsstelle ja direkt unterstellt war, ob ich zufällig einen verschmorten Stecker oder so etwas ähnliches zu Anschauungszwecken hätte. Das erinnerte mich an meine Belehrung während meiner Zeit als Detailkonstrukteur. Dort hieß es, man solle nicht auf dem Boden spucken, damit niemand ausrutscht oder man soll dem Kollegen nicht das Kontergewicht vom Zeichenbrett auf dem Kopf hauen. Mit einem mal ging mir ein Licht auf: Die Vorgesetzten hatten keine Ahnung von Arbeitssicherheit im Büro. Arbeitssicherheit in der Werkstatt – na klar, aber über Gefahren, die im Büro lauern, hatten sie nichts. Von da an habe ich alles zusammengetragen, was ich bekommen konnte. Angefangen von Unterlagen von Schulungen der Genossenschaft zu denen ich regelmäßig geladen wurde, bis zu Lesungen von Doktoren und Professoren, an denen ich ebenfalls bei uns im Werk teilnehmen durfte. Daraus habe ich eine Broschüre erarbeitet, die zwar auf das von uns angemietete DW-Hochhaus, in das wir nach dem Ausflug ins Carl-Späterhaus zurückkehrten, zugeschnitten war, aber auch bei anderen Hauptabteilungen im Werk Beachtung fand. Von dem Zeitpunkt an, habe ich anstelle unserer Vorgesetzten die Belehrungen machen müssen. Als ich dann auch noch über Investitionen sprechen sollte, wurde ich von unserem Hauptabteilungsleiter nebenbei noch offiziell als Trainee geführt.
Ich war auch Ansprechpartner für viele Fremdfirmen und Behörden. Dabei habe ich auch Kontakt zu dem Hochhausbesitzer Lewinger, einem Münchner Hotelbesitzer, gehabt, sowie zu dem Münchner Künstler Waki Zöllner, der sein Atoll auf dem Grundstück bauen ließ. Er hatte sein Übergangsbüro bei uns im HDW-Hochhaus. Bauen lassen hat er die einzelnen Segmente in der letzten noch verbliebenen Schiffbauhalle 10, kurz vor ihrem Abriss. Montiert wurde das Atoll dann gleich neben unserem Hochhaus. Er sagte mir, bei meinen mehrfachen Besuchen bei ihm, dass er das Atoll eigentlich nach Israel bringen wollte, dummerweise dort aber gerade Krieg sei und er nun mit der Ostsee vorlieb nehmen muss. Leider habe ich den Aufenthaltsort des Atolls aus den Augen verloren,
als das Atoll Finkenwerder verließ. Viel später habe ich erfahren, dass es wirklich in der Ostsee war. Auf dem Bild hat es bereits den erhöhten Teil verloren, in dem das Lokal und die Sanitäreinrichtungen gewesen sind.
Auch habe ich so H. M., den zweitältesten Sohn von „unserer“ Heidi Kabel kennen gelernt. Wir haben uns oft und lange in seinem Büro unterhalten. Er hat sich immer Zeit für mich genommen; ich hatte sie, in meiner Eigenschaft als Verbindungsmann, ja so wie so. Bei einem meiner Besuche bei Heiko Mahler haben wir uns auch über die Fernsehaufführung „Mutter Mewes“ unterhalten. Das Stück, ein Drama, handelt von einer Finkenwerder Fischerfamilie. Die Art, wie Heidi Kabel die Mutter Mewes dargestellt hat, hat mich über weite Strecken stark an den Charakter meiner Oma Auedeich erinnert. Ich hatte richtig eine Gänsehaut.Von der Art her hätte sie es durchaus sein können und hätte unsere Heidi bestens ersetzen können.
Als wir einmal ein etwas höheres als mittleres Hochwasser bekommen sollten, also nichts ungewöhnliches, habe ich doch einmal mit der amtlichen Stelle in der Hochwasserschutzabteilung Hamburgs telefoniert. Dabei habe ich erfahren, dass der „Hochwasserberg" in ca. einer guten halben Stunde den Pegel St. Pauli erreichen wird. Das heißt, der Berg war zu genau diesem Zeitpunkt noch nicht mal auf unserer Höhe. Trotzdem stand das Wasser schon fast um unser Hochhaus herum, immerhin Schuhsohlen hoch. Und dann kam, was kommen musste. Ein im Hamburger Volksmund Udel genannter Polizist, meinte das für uns die Gefahr zu groß werden würde und ließ das Hochhaus räumen. Da meine Vorgesetzten, also weder HAL noch AL mich gefragt hatten, habe ich nichts zu diesem im Grunde genommenen Unsinn gesagt, sondern habe zugesehen, wie unsere Leute vorzeitig Feierabend machten. Auch viele von den Vorgesetzten! Da aber inzwischen doch eine gewisse Zeit vergangen war, stand das Hochwasser nun genau bei uns vor der Tür und zwar so hoch, dass die Leute bis zu den Knöcheln im Wasser standen, bis sie an ihre Autos waren. Ab dem Zeitpunkt sank der Wasserspiegel bei uns, während die Wasserwelle sich nun St. Pauli näherte. Die Kollegen hatten zwar früher Feierabend aber dafür auch nasse Füße. Mir war das egal und wenn der Udel nicht gewesen wäre, hätte keiner etwas vom Wasser gemerkt. Vielleicht brauchte der Beamte den Auftritt und hoffte noch zusätzlich auf eine Beförderung. Was hätte er wohl unternommen, wenn er ..62 dabei gewesen wäre.
Aber sie konnten auch anders. Es gab nämlich eine Zeit, da wurden fast täglich immer zwei Polizisten mit einem Hubschrauber von Hamburg nach Finkenwerder zum Gorch Fock Park gebracht und die „gebrauchten“ Polizisten dabei gleichzeitig auch wieder abgeholt. Ich beobachtete wie einmal beim Starten eine Familie mit einem Jungen beim Spaziergang war, und dieser neugierig wurde , als er die Startgeräusche hörte aber noch nichts sehen konnte. Er flitzte um die Ecke und sah den abhebenden Hubschrauber. Der Pilot sah ihn aber auch und ging nicht in die Höhe, sondern absichtlich ein paar Meter in Augenhöhe ganz langsam auf ihn zu. Der Pilot hatte ganz offensichtlich einen Scherz mit ihm machen wollen, aber der Junge hat sich so verjagt, dass er mit „Hände an der Hosennaht zu einer Salzsäule“ erstarrte und erst wieder reagierte, als der Hubschrauber rückwärts fliegend bereits über der Elbe war.
Bild unten: Von links der Jubilar und GL, ich - halte mal wieder meine Hose zu - und bin aus Bequemlichkeitsgründen in Sommerlatschen erschienen. Normalerweise hätte ich aber Hausschuhe angehabt, woran alle anderen sich gewöhnt hatten und sich nicht daran störten. Auch habe ich meinen Sicherheitsausweis nie sichtbar getragen, ja nicht mal bei mir gehabt. Man kannte mich eben. Dann kommt ein AL, HAL, GL, GL, AL, GL und mein Freund, wie wir uns gegenseitig genannt haben. Der dritte von rechts, der im gelben Pulli, hatte, bevor er bei uns anfing, sogar eine eigene Frachtfluglinie. Wie er mir sagte, war es sehr stressig. Das Faxgerät hatte er neben seinem Bett stehen und allein für seine Piloten musste er jeden Monat über 30.000,- DM für Gehälter aufbringen. Von den Amerikanern, erzählte er mir, hatte er einmal einen Auftrag. Er sollte Entwicklungsgüter nach Afrika fliegen lassen. Es waren Kisten, gefüllt mit leeren Tintenfässchen für Schreibpulte. Als wenn die nichts Anderes nötiger hätten. Die haben seine Piloten auch ordnungsgemäß vor einer Halle abgekippt, sind danach, wie er sagte, zu der Tankstelle gerollt und haben den Bimbos auch noch eine Tankladung Sprit abgenommen. Er hatte auch Verträge mit der Unterschrift von Honecker, der damals noch auf der anderen Seite im Handelsministerium saß. Leider hat er sie weggeworfen, wie er mir sagte. Heute könnten diese Papiere begehrte Souvenirs sein.
Das Bild oben zeigt mich bei irgend einer Feier links von einer unserer Sekretärinnen sitzen und rechts von ihr sitzt einer unserer Abteilungsleiter. Jahre später stellte sich heraus, dass er gleichzeitig ein Schulkollege meines Schwagers war, die sich immer noch treffen und von dem ich auch dieses Bild bekommen habe.
Ein andermal kam mein direkter Vorgesetzter Winter zu mir und erzählte, dass er irgendwie in der Klemme sitzt. Er hatte die Bewerbung eines Piloten, der keinen Job bei den Airlines mehr fand, weil der eine Bruchlandung auf einer Autobahn mit etlichen Toten, in Schleswig Holstein irgendwo bei Pinneberg, gemacht hatte. Der Pilot hatte keine Schuld daran. Es lag an einigen Leuten vom Bodenpersonal der Fluglinie, die beim Auftanken des Wassers auch Kanister mit Kerosin dabei hatten. Die Kanister waren nicht beschriftet und so nahm das Unglück seinen Lauf. Das erinnert mich an meine Oma Lorenz, die auch einmal eine scharfe Reinigungsflüssigkeit in einer Brauseflasche „zwischengelagert“ hatte und aus Versehen einen guten Schluck davon genommen hatte. Es war für sie zwar sehr Schmerzhaft aber es ging noch gut aus, während bei der Notlandung 20 Personen ums Leben kamen. Bei der Notlandung auf der Autobahn war dabei mindestens eine Brücke im Wege, an der das Flugzeug zerbrach. Das Wasser wurde seinerzeit beim Starten zusätzlich in die Triebwerke gespritzt, um sie von innen zu kühlen. Durch das versehentliche auffüllen von Kerosin, wurden sie aber so aufgeheizt, dass sie von innen schmolzen und ihren Geist aufgaben. Mein Boss, der AL, wollte ihn auch nicht haben, weil er „außer Pilot" nichts weiter gelernt hatte, was er bei uns einbringen konnte. Aber wie sollte er es dem HAL sagen. Der war nämlich auch „nur“ Pilot bei der BW gewesen.
Auf einem Flohmarkt habe ich ein Bild ersteigert auf dem das Lotsenhöft zu sehen ist. Erst zu Hause beim näheren hinsehen habe ich unten in der Ecke den Erzeuger desselben entdeckt. Selbstverständlich habe ich es unserem Hauptabteilungsleiter gezeigt. Also dem mit dem breiten Scheitel auf dem Bild weiter oben. Da das Bild nicht so teuer war, wäre ich bereit gewesen, ihm das zu überlassen, wenn er es denn wollte. Er wollte aber gar nicht. Was er mir aber nicht sagte war, dass er wohl als „Hauptberuflicher“ Ahnenforscher genug von diesen Dingen zu Hause hatte. Er hat mir aber noch lang und breit erläutert, wer dieser Georg ist, was er gemacht hat und in welchem Verwandtschaftsverhältnis er zu ihm steht. Leider habe ich es inzwischen vergessen.
Links geht es elbaufwärts nach Hamburg und rechts vom Lotsenhöft geht es in das Köhlfleet nach Finkenwerder, meine alte Heimat, da wo der Ewer gerade hinsegelt.
Hier sitze ich an meinem Arbeitsplatz im 8. Stock des ehemaligen DW-Verwaltungsgebäudes in der geteilten aber immer noch 28 m² großen Hälfte des ehemaligem Büros vom Werftchef Dr. W. Scholz, mit Blick auf den H-Hafen. In der anderen Hälfte saß unser HAL mit Blick auf die Elbe und Teufelsbrück. Das Bild zeigt mich kurz nach meiner Genesung von der Gallenoperation, die von links oben bis rechts unten geht. Übrigens, ich habe, nach meinem 8tägigen Aufenthalt auf der Intensiv immer gesagt, ich bin die Galle, wenn ein Arzt auch nur in meine Nähe gekommen ist. Ich wollte damit ausschließen, dass mir nach der Operation womöglich ein Bein oder irgendwas anderes fehlte. Auch wenn wir Patienten uns über unsere Probleme unterhalten haben, habe ich so detaillierte Skizzen gemacht, dass einmal ein Arzt, der unverhofft ins Zimmer kam, sofort erkannte, was mein Problem war, als er meine Skizze sah. Mit diesem Arzt habe ich mich auch über den Ablauf meiner unmittelbar bevorstehenden Operation unterhalten. Genauer gesagt, ich habe eigentlich nur ganz bedrüppelt zugehört, wie er mir den Ablauf ausführlich geschildert hat. Dabei kam er auch auf die Narkose zu sprechen, die ja zur Operation notwendig ist. Dabei erwähnte er auch in einem Nebensatz, dass während der Operation auch etwas „schief“ gehen kann, aber dass wäre dann nicht mehr meine Sache. Über diesen Satz wurde ich erst später stutzig und habe dann erst begriffen, was er eigentlich damit meinte.
Und so,mit der Beweglichkeit einer Wanderdüne, in dem Segelboot, haben mich die anderen gesehen. Kein Wunder bei der Übereinstimmung der Frisur und in der Körperhaltung in meinem wohl gefederte Bürostuhl und davon hatte ich, wie man sehen kann, zwei.
Als mal wieder im Herbst die Heizung im Hochhaus in Betrieb genommen wurde, habe ich auch auf die Luftfeuchtigkeit in meinem Büroraum geachtet. Nicht nur mein erster sondern auch alle nachfolgenden Eindrücke sagten mir, dass die Raumluft viel zu trocken war. An die große Glocke habe ich es nicht gehängt, denn dann hätte ich mir nur das Gequarke der Kollegen anhören müssen und dazu hatte ich wegen dieser Angelegenheit keine Lust. Irgendwann sind sie von alleine drauf gekommen, entweder das Fenster aufzumachen oder sich Heizungswasserverdunstungsbehälter, oder wie die Dinger heißen, anzuschaffen. Dazu war ich selbst aber zu geizig. Ich habe meiner göttlichen Hälfte eine Wasserzerstäuberversprühflasche heimlich entwendet und frühmorgens in meinem Raum den Sprühstrahl bei entsprechender Beleuchtung hoch in die Luft gesprüht. Dabei konnte ich beobachten, dass der feine Nebel bereits nach einem halben Fallmeter sich aufgelöst hatte während die größeren Bestandteile einen bis zwei Meter brauchten. Auf dem Boden gelangte dabei kein einziger Tropfen. Das hatte ich sofort geprüft. Gemacht habe ich es so lange, bis ich das Gefühl hatte, die richtige Luftfeuchtigkeit zu haben. Übrigens, nur das Anheizen des Hochhauses kostete laut Hausmeister um die 1700 DM. Ob das Gas damals auch schon aus Russland kam, kann ich nicht sagen.
Anlässlich einer Betriebsratswahl wurden die Kandidaten in einem Infoblatt abgebildet, das dann im Betrieb verteilt wurde. Dazu wurde den Kandidaten eingeredet, dass sie einen entschlossenen Gesichtsausdruck auf dem Bild haben sollten. Über zwei, die ich persönlich kannte, habe ich wirklich gelacht. Der eine, den ich von der Arbeitssicherheit kannte, hat einen Gesichtsausdruck gehabt, als wenn er Sodbrennen hatte und dabei gleichzeitig sauer aufstoßen musste und nun gezwungen war, seine Schmerzen im Hals krampfhaft zu verbergen. Der andere machte ein derart entschlossenes Gesicht, als wenn er zu jeder Gewalttat bereit und durch nichts davon abzubringen war. Er hatte einen wirklich gewalttätigen Gesichtsausdruck auf dem Foto, was er in Wirklichkeit gar nicht war. Die anderen kannte ich nicht und deren Gesichtsmimik war auch nicht so ausgeprägt als das sie mir im Gedächtnis geblieben sind.
Aber auch unser HAL, der J A W, hatte seine Marotten. Er war Ahnenforscher mit Leib und Seele. Dazu hatte er sich extra eine zweite Sekretärin, natürlich zu Lasten unserer Firma, angeschafft. Sie war nur für ihn und seiner Ahnenforschung zuständig. Das war, seit dem wir nach Billbrook ausgelagert wurden und ging bis zu seinem Ausscheiden. Es waren bestimmt 15 Jahre, wenn nicht noch länger. Zu der Zeit hat er auch die Anzahl seiner Abteilungsleiter bei gleichbleibender Beschäftigungssituation, erhöht. Dadurch hatte er noch mehr Zeit für seine private Tätigkeit und entfernte sich immer weiter von seinem Kerngeschäft. Irgendwann merkte er, dass sich selbige immer mehr verselbständigten und ihm erkennen ließen, dass er im Grunde genommen nicht mehr gebraucht wurde. Das zeigte sich auch immer wieder, wenn er zu einem Meeting musste und dort Vereinbarungen zustimmte, die nur zu unserem Nachteil führten. Jedes mal, wenn er wieder so einen Bock geschossen hatte, musste sein Stellvertreter zu den Teilnehmern fliegen und alles wieder gerade biegen.
Einmal, auf einer der wöchentlichen Gruppenleiterrunden, sagte mein direkter Vorgesetzter der Al Wi, dem ich organisatorisch zugeteilt war, zu uns, dass wir ab sofort eine kleinere Schrift verwenden müssen. Da wir aber unsere Handbücher mit 400 DM pro Seiten bezahlt bekamen, hätte das eine Einbuße dargestellt, da ja nun einiges mehr auf die Seite passte. Unser Al hat meinen ungläubigen Blick und meine Bemerkung kommentarlos zur Kenntnis genommen. Was letztendlich dabei heraus kam und ob das auch von irgendjemand wieder rückgängig gemacht werden konnte, kann ich nicht sagen, da ich mit diesen Verhandlungssachen nicht zu tun hatte. Es ist auch möglich, dass keiner gewagt hatte, es dem HAL zu sagen.
Irgendwann mal habe ich gedacht, ich brauche zum Abschleppen mit meinem damaligen Wagen zwei Taue. Ich weiß nur nicht mehr für welches Auto. Aber ich hatte damals gute Beziehungen zu unseren Barkassenbesatzungen, auch zu dem Vormann. Gerade als ich ihn anrief, öffnete sich die Tür und herein kam unser HA Leiter Wolters. Da ich das Telefonat mit dem Vormann auf Plattdeutsch geführt habe, war unser HAL ganz angetan und hörte aufmerksam zu. Irgendwie hatte er als seine Hauptbeschäftigung auf der Arbeit für das Thema Ahnenforschung ein Faible und besonders wenn einer auch noch Plattdeutsch sprach. Er bekam auch sofort mit, dass ich etwas privates gemacht haben wollte, und meine auf Plattdeutsch geführte Bitte hatte ihn völlig mitgerissen, als ich sagte:“Bernie, ik bruk twee Stropps, un de mödt an jededt Ind ein Och ansplaist hebben un son meter lang wesen. Jo see he. Ick mok di dat bit morgn ferdich und leg se die upn Disch von mine Lüüe in er Kabuff. Dor kannst se rutholn. Ach jo, un wo dick schöt se warn? Wat hess du den dor, frog ik. Ick heb 32 un 16. Ne, sä ik, kene 32. 16 is genoch, soveel hät dat nich to holn. Erst als ich fertig war,kam mein Boss mit seinem Wunsch heraus.
Zu seiner Zweitlieblingstätigkeit gehörte die theoretische Menschen- und Personalführung. Natürlich nur auf dem Papier (!) und das sehr ausführlich. Es war ein umfangreiches Werk. Er selbst hat sich so gut wie gar nicht daran gehalten. So hatte er mehrfach andere vor anderen kritisiert, obwohl es nach seinem Pamphlet nicht sein durfte und außerdem er selbst oft der eigentlich Schuldige war. Bei mir hat er es, z. B., einfach nicht fertig bekommen, mich zu informieren bzw. zu unterrichten, wenn es „von oben“ etwas Neues für mich zu bedenken gab, was dann manchmal sehr unangenehm für mich war. Das war einer der Gründe, die mich veranlassten nach seinem Ausscheiden einen seiner Ahnenforschung-Ordner verschwinden zu lassen. Nach seinem Ausscheiden kam er nämlich noch oft in die Firma und hat für sich privat arbeiten lassen. Dass das ein Originalordner war, für den er keinen Ersatz hatte, habe ich später auch noch erfahren, was mich aber nicht weiter tangierte.
Wir hatten einen AL, der ein schwerwiegendes Alkoholproblem hatte und für sehr lange Zeit ausfiel. Als er zurückkam, wurde er von unserem HAL nach Frankreich abgestellt, um dort unsere Handbuch-Interessen zu vertreten. Ausgerechnet nach Frankreich, wo mittags bereits die Weinflasche auf dem Tisch steht. Es kam, was kommen musste. Er wurde wieder schwer rückfällig und wurde wieder zur Kur geschickt. Nach seiner zweiten Genesung wurde er zu mir ins Zimmer gesteckt. Die Begründung lautete, er soll nicht alleine irgendwo Sitzen, wo er wieder rückfällig werden könne. Auch hat man mir ausdrücklich gesagt, dass ich unauffällig auf ihn aufpassen solle. Nach seiner zweiten Kur hatte er es aber begriffen, dass es eine dritte nicht geben wird und so zeigte er mir eines Tages eine Tüte mit irgendeinem Gebäck, das mit irgendeinem Alkohol angerichtet war. Es war ein Geschenk von unserem HAL!!! Dabei erklärte er mir, dass ihn diese Menge Alkohol nichts ausmachen würde. Er hätte es nicht einmal gemerkt. Wo es drauf ankommt, ist aber, dass er in dem Fall bewusst Alkohol zu sich genommen hätte und nach dem Motto – einmal ist keinmal, hätte es zu einem dritten Mal kommen können. Ich fühlte mich verpflichtet, es in einem passenden Moment unserer Sekretärin zu sagen, wenn er, der Hauptabteilungsleiter schon so unverantwortlich handelt, sie dann doch eine „Vorprüfung“ machen sollte, bevor sie so ein Geschenk vom HAL überreicht. Sie guckte ganz bedeppert, als ich es ihr sagte.
Dann war da noch so eine, wie ich meine, Fehlentscheidung. Ein französischer Abteilungsleiter, der bis dahin unsere technischen Zeichner unter sich hatte. Er wurde auf eigenen Wunsch (!) nach Frankreich versetzt und sollte dort unsere Interessen vertreten. Meine spontane und ebenso verdutzte Äußerung in der Gruppenleiterrunde lautete: „Wie kann man von einem Franzosen in Frankreich erwarten, dass er unsere deutschen Interessen an einem Deutsch-Französischem Projekt vertritt“. Ich habe auch daraufhin keine Antwort erhalten und verstehe es immer noch nicht.
Als Bianca eine Praktikantenstelle brauchte, hat mein Vater mich bearbeitet, ich solle doch zu unserer Verwandten Heidrun Holst gehen, die ja eine hochrangige Sekretärin zu der Zeit war, und sie bitten, sich für uns zu verwenden. Ich habe nichts dazu gesagt. Er kannte einfach nicht unsere Hauptabteilung und meine Möglichkeiten. Ich brauchte nur zu dem Abteilungsleiter von den Zeichnern gehen und meinen Wunsch äussern. Innerhalb von Minuten war alles perfekt. Danach bin ich mit ihr ins Werk gefahren, damit die notwendigen Formalitäten in der Personalabteilung erledigt werden konnten. Natürlich habe ich sie auch an ihrem Arbeitsplatz besucht. Sie hat überschaubare Arbeiten an den Zeichnungen ausgeführt, musste sich aber bei der Ausführung doch konzentrieren. Auf meine Frage hin, ob es ihr gefiele, sagte sie nur kurz und knapp:“ Nein“. Mein erster Gedanke war, was sage ich, wenn ich danach gefragt werde, wie es ihr gefällt.
Zu meinem 25 jähriges Jubiläum gab es noch eine goldene Uhr, für die ich dann auch noch eine geldwerte Lohnsteuer in Höhe von 600,- DM abgezogen bekam. Außerdem gab es noch eine Prämie und einen Gutschein über div. Getränke und Knabberzeug. Da ich keine Lust auf Feierlichkeiten hatte, habe ich alles, bis auf eine Flasche MBB-Hauswein, den Kollegen gegeben. Dass ich keine Lust auf eine Party hatte, habe ich auch dem Betriebsrat gesagt, der mich extra darauf ansprach. Dann kam auch noch unser stellvertretender HAL. Dem habe ich auch einen Korb mit den Worten: „Mein Kopf sagt ja aber mein Bauch sagt nein“, gegeben. Das hat er verstanden und akzeptiert, denn so argumentierte er auch oft. Bei dieser Gelegenheit wurde ich auch gefragt, wie denn mein 10jähriges Jubiläum war. Ich war ganz erstaunt und musste feststellen, das meine Firma das wahrscheinlich verpennt und ich keine Ahnung davon hatte. Kurz vor meinem Ausscheiden, habe wegen meiner Diabetes Typ2 in einem halben Jahr freiwillig 25 Kg abgenommen und bin dann mit 55 3/4 Jahren 1996 in den Vorruhestand gegangen und mit der Segelei angefangen.
Wenn unser Betrieb in 1000 Jahren ausgegraben wird, müssen die Leute glauben, wir waren ein äußerst erfolgreicher papierverarbeitender Betrieb mit ungewöhnlich großem Flugzeugpark. Leider musste ich bei der Rente Abschläge hinnehmen. Mit der großzügigen Frühverrentung konnte es ja so auch nicht weitergehen und Nöbbi Blühm hat dann auch abrupt einen Riegel vorgeschoben, indem er anordnete, dass alle Frührentner, die ab dem Februar des Jahres 41 geboren waren, nicht mehr unter dieser Regelung fielen.... und ich bin im April geboren, also 2 Monate zu spät. Das war zwar ärgerlich, hat mich aber nur peripher tangiert, weil unser Haus vom Renteneintritt an Schuldenfrei war. ... und wenn man bedenkt, wie hoch die Mieten in unserer direkten Nachbarschaft in der Innenstadt sind ....
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Unten sind die neuen Hallen zu sehen, die Airbus ins Mühlenbergerloch gebaut hat. Das war aber lange nach meiner Zeit. Es muss Ebbe auf dem Bild sein, weil sich der Grund abzeichnet. Auf einer dieser kleinen Sandbänke haben wir, Oma Lorenz, Elle und ich als kleines Kind, wie ich an anderer Stelle bereits geschrieben habe, gestanden, als die Flut einsetzte, während Onkel Gustav und Onkel Ewald mit dem Kahn noch auf Schweinesand waren. Oben in der Mitte ist Sietas und die dunkle Linie, die von Sietas fast waagerecht zum rechten Rand geht, ist die Este, die rechts außerhalb des Bildes in die Elbe mündet.
Und so sieht es von Hamburg gesehen aus. Rechts vom Flugzeugbau ist die Estemündung und die Inseln Schweinesand und Krautsand. Die JVA Hannöversand verschmilzt oberhalb der Hallen mit der Niedersächsischen Küste. Die beiden Schornsteine in der Mitte gehören zum Kraftwerk Wedel, während sich die Elbe weiter nach rechts oben in Richtung Nordsee schlängelt.