Mein Großonkel Otto Baack
und Bruder von Oma Auedeich
rechts im Bild mit de Pip twüschn de Teen
Das Bild oben zeigt rechts den Onkel meines Vaters, Otto Baack, beim beutn, hier ist Pfeife rauchen gemeint, es kann aber auch Feuer anmachen als auch Netze flicken bedeuten, in der Tür vom Ruderhaus eines Fischdampfers. Auf dem unterem Bild sitzt er ganz rechts vor dem Ruderhaus des Fischdampfers. Gefischt haben sie überwiegend in der Barendsee also oberhalb von Norwegen. In seinen Augen spiegelte sich immer ein Schalk. So auch als ich frisch verheiratet war und auf dem Auedeich, im Haus meiner Großeltern, bei unserem neuen Stubenfenster die Löcher, wo die Keile waren, mit Zement auffüllte. Er war gerade mit seiner zweiten Frau, Erika Friedrichs, bei meinen Großeltern unten zu Besuch. Beim Weggehen sah er mich am Fenster arbeiten und fragte: „Wat moks du den doar bobn?“ Meine harmlose hochdeutsche Antwort:“Ich verschmiere gerade die Löcher, wo die Keilen zum Ausrichten des Fensters gesessen haben.“ Darauf er ganz spontan und ebenso dröge:“ Du schuss man leiber `n anner Lock vullschmeern.....!“ Weiter kam er nicht. Er wurde von Tante Erika, mit wild schwingender Handtasche und gespielter Empörung, den Deich rauf gejagt.
Er war Fischer mit Leib und Seele und fing auch sehr früh damit an. Das Bild darunter zeigt ihn als Steuermann auf einem Fischdampfer, wo er ganz rechts sitzend geg'n de Sünn pliert. Auf dem Foto oben ist deutlich zu sehen, dass er seine Finger noch alle hat. Irgendwann ist ihm einer abhanden gekommen. Wenn wir ihn darauf angesprochen hatten, sagte er immer:“So kan ik de Zigarn beter fastholn.“ Durch eine Verletzung hatte sich der Mittelfinger, so entzündet, dass er ihm abgenommen werden musste. Auf dem Bild ganz unten ist es deutlich zu sehen.
So was ähnliches sagte er auch, als ihm mal ein Zahn vorn im Oberkiefer herausgenommen wurde. Dor kun he den de Pip beter fastholn.
Als Steuermann auf einem Fischdampfer ging er auch in den zweiten Weltkrieg. Er wurde dann in Mürwick von der Marine ausgebildet und fuhr darauf hin als Steuermann in Norwegen auf einem Fischdampfer, der als Minensucher eingesetzt wurde. Dort sind sie auf eine Miene gelaufen. Als sie in der Werft lagen, wurde der alte Kommandant abgelöst. Ich glaube in Erinnerung zu haben, dass das geschah, weil der „Alte“ nicht ganz unschuldig an dem Unfall war. Mein Großonkel wurde sein Nachfolger. Er muss mindestens 2 Jahre als Kommandant gefahren sein, denn er bekam von seiner Besatzung zu Weihnachten oder zum Geburtstag (?) jeweils ein Bild geschenkt. Eines davon habe ich und halte es hoch in Ehren. Wo sein Offiziersdolch geblieben ist, weiß ich nicht, (schade hoch drei). Außerdem habe ich noch die Standuhr und den Schrank mit den Kratzern im Glas, ein Kriegsschaden. Beides hat inzwischen unsere Tochter Anja bekommen.
Otto Baack , sein Vater Klaus Baack, seine Schwester Trine Baack, meine Oma,sind alle am 4. April geboren, und auch meine Cousine Elsbeth Prumbaum. Aber nicht im gleichen Jahr. Verheiratet war er in erster Ehe mit Tante Greta, den Geburtsnamen von ihr weiß ich nicht. Diese Ehe blieb Kinderlos. Nachdem Tante Greta verstorben war, lernte er die Kapitänswitwe Erika Friedrichs noch vor Ablauf des Trauerjahres kennen und hat seine Schwester Trine um Verständnis gebeten, dass er jetzt schon mit ihr zusammen lebte. Ihm wurde Absolution erteilt!
Zu Lebzeiten galt er zumindest bei meinen Eltern als Kniggerbüddel. Er hat meinen Eltern mal eine Mettwurst geschenkt, de he von'n Fischdamper mitbröch har, as he dor noch up´n Netböm in Altno wür. Es war eine mit Nitrit haltbar gemachte Mettwurst. Kommentar meiner Eltern: de Wust het he sülbens nich eten much, sonst har he se nich voschinkt!
Ich
habe ihn oft aus dem Fenster vom Netzboden gelehnt gesehen, wenn ich
von der Berufsschule mit einem HDAG-Dampfer
(obwohl Dieselantrieb) nach Hause gefahren bin. He het sine twete Fro
upluert un towinkt, wenn se mol in Hamborch wür un grod as ick, mitn
glikn Damper no Hus wul.
In diesem Betrieb wurden auch Häftlinge beschäftigt. He wull mit düsse Lüüd nix to don hebben. He sä mol, de mokt man blos de Nettnodln mit Absicht twei. Un argen will ik mi nich. (Die Netznadeln sind ja aus Holz.)
Auf diesen Fahrten sind wir eine Zeitlang auf der Höhe der Fischhallen an der ausgebrannte St. Louis vorbeigekommen.
Und so sah sie vorher aus. Aber das war vor dem Krieg.
Das Buchgeschenk heißt NAUTICUS 1942. Ich habe es immer noch.
Auskunft aufgrund meiner Anfrage beim Bundeswehrarchiv in Berlin.
geboren 4.4 1899 |
in Finkenwerder, Marinestammrollennummer O.26770 |
01.10.1917 - 03.03.1919 |
Alte Armee. nicht vermerkt |
01.07.40 |
Sonderführer (Steuermannsmaat) (Ernennung) |
01.01.41 |
Steuermannsmaat d. R. |
01.07.1940 -10.05.1941 |
Sperrkommandant Kiel Dampfer "Kranz" |
11.05.1941 -23.02.1942 |
Sperrkommandant Gotenhafen Dampfer "Kranz" |
01.07 1941 |
Steuermann d. R. |
24.02.1942 - 12.03.1942 |
1. Ausbildgsabt. f. Kriegsschiffneubauten Flensburg |
13.03.1942 - 26.03.1943 |
1. Kompanie Marinestammabteilung Norwegen Oslo |
27.031943 - 31.05.1944 |
Hafenschutzflottille Sandnessjöen |
30.01.44 |
Kriegsverdienstorden 2. Klasse mit Schwertern |
01.06.1944 - 08.05.1945 |
66. Vorpostenflottille Bodö |
08.05.45 |
Kapitulation Kriegsmarine |
25.08.45 |
Bei einer britischen Entlassungsstelle in Nordd. regisstr. |
Irgendwann auf irgend einer Feier, wo es beim Klönen um den Krieg ging, habe ich als kleiner Junge mitbekommen, dass mein Onkel so beiläufig erwähnte: "Ooch, ik bün doar fein von afkomm. In Irsten wür ik jo noch nich dorbi un in Tweitn har ik dat good!" Wie man ja auch in dem Kästchen oben sehen kann.
Bild oben ist ein KFK, also ein Kriegsfischkutter. Von denen gab es nach dem Krieg eine ganze Menge in Finkenwerder. Ob mein Großonkel damit im Krieg vom 24.02.1942 – 12.03.1942, etwas zu tun hatte, siehe Tabelle oben, ist nicht überliefert.
Opa
Albrecht, Tante Erika
Friedrichs, Großonkel Otto Baack, Onkel
Ewald Prumbaum
auf der
Silberhochzeit meiner Eltern
in Weihe. Von Tante
Greta,seiner verstorbenen Frau, habe ich kein Foto.
Onkel Otto Baack, Opa Diedn Albrecht und Oma Trine Albrecht, geb. Baack (Oma und Opa Auedeich).
Das Bild an der Wand über Onkel Otto, ist eins von beiden, die er von seiner Besatzung als Geschenk bekam. Ich habe das andere Bild, wo dieses abgeblieben ist, kann ich nicht sagen. Wi man up dat Bild boben sein kan, hebt se sik ollich god voston. Dat wür jümmers lustig un se harn sik ok bannich veel to verteln. De Grog und de Zigarn würn jümmers dorbi, ok in Sommer!! Mit den Grog is dat man noch god gon, ober mit dat smeukn heb se noher jümer Last hat. Onkl Otto het to letzt öber 'n Liter Woter in de Lung hat und min Opa kunn nix mir dolkrign un is 'bin gedektn Disch' vohungert. Up dat Bild sit se in de goode Stuv. Doar hebt se man blots an hooge Fierdoch setn. Bevor man in diese gute Stube gelangte, musste man erst durch die 'normale' Stube gehen. Dort hatte Onkel Otto ein Sofa stehen, von dem er in Richtung Süden auf den Norderdeich sehen konnte und wo er auch immer viel Licht zum Lesen hatte. Dat is min Platz an de Sünn (53°32'05,16'' N 9°51'36,36'' O), wür mitn grienen in de Ogn, sin snack.
Das breite graue Band am oberen Rand, im Bild unten, ist der neue Deich nach 1962 und sein Haus habe ich weiß eingekreist. Onkel Otto ist übrigens der einzige, der aus unserer Familie noch auf dem Kirchhof (etwas links unterhalb der Mitte auf dem unteren Bild dick eingerahmt) beerdigt wurde. Rechts oben in der Ecke ist der alte Friedhof zu sehen. Dort liegen die Holsten und Külpers, deren Grabsteine schon längst abgeräumt wurden, weil der Friedhof wegen des hohen Grundwasserspiegels aufgegeben wird. Der neue Friedhof liegt ein kleines Stück weiter nach rechts. Dort sind Oma und Opa Auedeich beerdigt. Die Gräber sind aber auch bereits eingeebnet.
Sein letzter Ankerplatz auf 53°31'36,6''N 9°51'56,38''O
Onkel Otto und Tante Erika haben sich, wie bereits erwähnt, ja schon kennen gelernt, als das Trauerjahr noch nicht vorbei war. Dafür haben sie sich mit ihrer Hochzeit umso mehr Zeit gelassen. Soweit ich mitbekommen habe, haben sie erst etwa zwei Jahre bevor Onkel Otto starb, geheiratet. Das kann zu dem Zeitpunkt gewesen sein, als er unheilbar krank wurde. Bis dahin war mein Vater der Alleinerbe. Ich weiß nicht, ob mein Vater überhaupt was unternommen hat und wenn, was? Als ich von einem Umzug von meinem Arbeitskollegen, dem Sohn des Kartoffelprofessors, aus Lüneburg kam, habe ich bei meinen Eltern in Weihe einen Zwischenstopp gemachte. Die hatten gerade Besuch, den ich nicht kannte. Unangenehm war mir nur, dass ich beim Umzug mir meine Hosennaht genau im Schritt von vorne bis hinten aufgerissen hatte und zu dem Besuch auch eine Tochter im Interessanten Alter gehörte. Aus dem Augenwinkel habe ich gesehen, dass sie ebenso genau wie unauffällig nicht nur einen Blick riskierte. Da ich nicht weiter Stören wollte, habe ich mich alsbald (zum Leidwesen der Tochter ?) verabschiedet. Später habe ich erfahren, dass es die Familie von Tante Erikas Tochter war und das es um das Haus von Onkel Otto ging. Letztendlich hat mein Vater 20% vom Wert bekommen. Wie viel das war, hat mir keiner gesagt. Auch mit diesem Geld ist später mein Bruder heimlich „übern Deich“ gegangen.