Vom 01.03.1963 - 06.01.1964 war ich bei der Eisenbahn.


Wie viel Erfahrung bringen sie mit? - 30 Jahre
Wie alt sind sie? - 25 Jahre
Wie geht das denn? - Überstunden auf der DW!


Die nach dem bayerischen König Ludwig I. benannte Ludwigsbahn von Nürnberg nach Fürth wurde mit der englischen Dampflokomotive "Adler" eröffnet. Das war erst 10 Jahre nach dem Start in England und zwar am 7. Dez. 1835. Leider konnte ich damals nicht dabei sein, da es mich noch nicht gab. Die Strecke war zwar nur 6 Kilometer lang, doch der Triumphzug der Eisenbahn ließ sich in Deutschland nicht aufhalten. Anscheinend gab es damals noch nicht so viele Beamte mit ihren unsinnigen Vorschriften. Bereits 5 Jahre später, also 1840, war das Streckennetz auf 500 Kilometer gewachsen und bis 1850 waren es bereits 5700 Kilometer.

Soweit der Anfang der Bahn und irgendwann kam ich dann auch ins Spiel.


Zuerst als Schlosser in Harburg im Dieselschuppen zur Wartung der V100. Mein erster Tag bei der Bundesbahn hat mich etwas irritiert. Ich bin, wie auf der Werft an meinem letzten Tag, auch um 6°° Uhr angefangen. Aber im Gegensatz zur Werft, war ich bereits um 15°° Uhr wieder zu Hause! Zuerst wusste ich gar nichts mit meiner neuen Freizeit anzufangen.


In Harburg war überwiegend, bis auf kleinste Reparaturen, nur Wartung. Dort hatte ich auch nach den Griechischen Lehrlingen, die ersten Berührungen mit richtigen Gastarbeitern. Es waren Italiener, die damals mit uns arbeiteten. Sie waren offen, ehrlich, fleißig und kein bisschen Hinterhältig oder gar Kriminell, wie man es heute von unseren Neubürgern oft in den Zeitungen und Nachrichten erfährt. Wir haben uns auch gerne auf sie eingestellt. Besonders der Vorarbeiter, dessen Italienischsprachkenntnisse natürlich nicht besonders ausgeprägt waren - ehrlich gesagt, gar nicht vorhanden waren. Ich weiß es noch wie heute, er behalf sich folgendermaßen: Kollega, Du putzio Lockio auf Kanale Grande. Alle lachten und wussten, was gemeint war und jeder ging dann seiner Arbeit nach. Heute kann einem das bereits als Diskriminierung ausgelegt werden. Auch sonst war es unter den Kollegen ziemlich locker.

Einer hatte es dabei aber doch schwer. Er war Meisteranwärter und stand somit „zwischen Baum und Borke“. Er wollte zu uns ein gutes Verhältnis pflegen aber auch gleichzeitig eine gute Beurteilung von unseren Vorgesetzten, den beiden Meistern, haben. Es war eine Parallele zu meiner UA-Vorausbildung bei der BW. Kurz vor Feierabend, wenn die Wartungen der Dieselloks fertig waren, haben wir uns in alle Ecken verkrümelt. Viele gab es davon aber nicht! Das kannte ich auch von der Werft her und war für mich daher nicht neu. Ich habe aber immer so getan, als wenn ich immer noch etwas zu pusseln hatte. Bier habe ich aber dort nicht getrunken, weil ich ja mit dem Wagen von und zur Arbeit fahren musste. Ich war also auf das Auto und den Führerschein angewiesen. Aber unser Meisteranwärter trank schon mal ein Bier mit dem einen oder anderen. Dabei wurde er von einem der beiden Meister erwischt und unter Anderem recht deutlich mit den Worten: Denken sie daran, dass Ihre Beurteilung ansteht“, zusammengefaltet.

Einer der Kollegen mochte mich wegen meiner Herkunft von der DW. Er hat dieses Leben auf der Werft nicht kennen gelernt. Für ihn war es etwas Exotisches aber ein bischen verrückt war er trotzdem. Er hatte einen VW-Käfer und man sagte ihm nach, dass er jedes Wochenende sein Auto putzte, auch die Stoßstangen von innen genau so gründlich wie den Rest des Wagens. Er stellte sich mit seinem Auto so an, dass einige, die ihn schon länger kannten, sagten, er würde lieber seine Frau verleihen als sein Auto.


Fußball wurde nach Feierabend auch gespielt. Dabei konnte es vorkommen, dass der Verteidiger schon mal den Torwart mit den Worten:“ Beeil dich, kneif ab, Max (ein Vorarbeiter) kommt mit dem Ball“ wieder ins Tor zurück rufen musste. Er war gerade dabei, sein Bier wegzubringen und war dazu in die Büsche verschwunden.

Einmal hatte ich Pech und habe früh morgens auf dem Weg zur Arbeit ein Reh mit meinem DKW-Junior über gemangelt, frontal. Dabei ging einiges kaputt und ich habe es gerade noch zurück bis nach Hause geschafft. Wir wohnten damals in Weihe. Es gab keine Busverbindung und ein Telefon hatten wir auch nicht. Ich habe drei Tage gebraucht um den Wagen wieder fahrbereit zu bekommen. Unseren Meistern und dem Betriebsleiter habe ich alles so erklärt, wie es war. Anrufen konnte ich auch nicht, weil wir in Weihe noch kein Telefon hatten. Sie haben mir geglaubt und mir kein Geld abgezogen.
Ein anderer, der sich bereits als halber Vorarbeiter fühlte, hatte heimlich in einem Verlag, ich glaube es war bei der Post die immer morgens erscheint, gearbeitet. Er hat dort zu nachtschlafender Zeit die Zeitungen von den laufenden Bändern nehmen und für den Versand aufstapeln müssen. Es hatte sich auch bis zu mir herumgesprochen und so war ich nicht verwundert, dass er auch hin und wieder mal fehlte. Es hatte sich aber nicht nur bis zu mir herumgesprochen und als er mal wieder fehlte, war er weg vom Fenster und zwar so schnell, dass wir ihn nicht wieder zu Gesicht bekamen.

Bei einem gemütlichem Beiammensitzen in der Werkstatt anlässlich eines Geburtstages eines Kollegen, wurden auch schon mal Lieder gesungen. Es waren Lieder, die das ältere Semester angestimmt hatten und uns jüngeren auch noch geläufig waren. Es war ein richtig trautes Beisammen sein, bis ein Kollege so in meinem Alter mit einem mal sehr Lautstark alles mit “Da Da Da“ übertönte. Allee guckten sich blöd an und konnten gar nichts damit anfangen. Das war im Sommer 1963. Die Band gibt es schon lange nicht mehr aber das Lied hört man noch hin und wieder.


Wenn wir mal jemanden ärgern wollten, haben wir ihm in seiner Kiste, in die alle ausgebauten Teile gelegte wurden, einige Teile und Schrauben zusätzlich reingelegt. Wenn er dann alles wieder zusammen gebaut hatte und sah, dass einiges über war, ging das große Grübeln mit teilweiser Demontage und Überprüfung los. Diesen Scherz hatte ich von der DW mitgebracht.

Kurz vor meiner Bundeswehrzeit wurde ich einem Elektriker zugeteilt, um elektrische Wartungen und Kleinreparaturen durchzuführen. Für mich war es mal etwas anderes. Nach meiner Bundeswehrzeit, als ich zurück kam, war dieser Posten besetzt von einem Kollegen „mit Interesse an Elektrik“, wie man mir erklärte.

Kurz danach habe ich mich für die Laufbahn zum Wagenmeister beworben. Zur Aufnahmeprüfung wurden uns die Prüfungsthemen mitgeteilt, so das wir uns vorbereiten konnten. Das habe ich verpennt (!) und trotzdem die Prüfung mit Bravour und in 3/4 der Zeit bestanden. Besonders mein Aufsatz, der das Motto "Ein Tag in meinem Leben" hatte. Ich habe das Motto zum Anlass genommen, über den Bau meines Motorbootes zu schreiben und meinen eisernen Willen bekundet, es zu einem guten Erfolg kommen zu lassen. Der Erfolg war aber, dass ich heiratete und keine Zeit mehr zum Bootbau hatte. Der Rumpf wurde dann irgendwann von meinem Vater in Weihe vergraben. Als erstes musste ich dann nach Hamburg, wo die Personenwagen gewartet wurden. Dort mussten wir um 6°° Uhr anfangen. Mit meiner Zugverbindung war ich aber erst 10 Minuten nach Sechs dort und ich musste, um rechtzeitig zu sein, schon um 4°° Uhr aufstehen. Das war mir die Sache nicht Wert und so habe ich mich beim Flugzeugbau beworben.

Erinnern kann ich mich noch an einen Kollegen, der einen Fasan vorne an einem Steuerwagen gefunden hatte, der gerade zur Wartung herein kam. Der besagte Vogel sah so frisch und einladend aus, als wenn er soeben vom Steuerwagen erlegt worden war. Der Kollege nahm ihn und machte eine Geruchsprobe. Ich habe noch nie jemanden gesehen, dessen Gesicht in so kurzer Zeit alle Farben dieser Welt angenommen hatte. Dem war der Appetit auf Fasanenbraten ein für alle Mal vergangen.

Verblüfft war ich auch einmal neben meinem Meister stehen geblieben, als ich sah, wie einige Mitarbeiter einen Wasserstrahl auf den Stromabnehmer eines Triebwagen richteten. Jeder weiß, das da 15000 Volt anliegen. Mein Meister sah mein entgeistertes Gesicht und sagte: Das sind Mitarbeiter der Versuchsabteilung und der Wasserstrahl ist kein gewöhnlicher Wasserstrahl; es ist eher ein Luftstrahl, der aufgrund seines Düsenaufbaus Wasserpartikel so mitreißt, dass noch ausreichend isolierende Luft zwischen den Wasserpartikel bleibt.

Interessant war auch ein „Ausflug“ in den Sachsenwald. Dort stand eine Dampflok, die von der INDUSI eine Zwangsbremsung bekommen hatte (zusätzlich gibt es noch die SIFA). Wir sollten die Aufzeichnung aus der 'Blackbox' entnehmen und bei uns in der Werkstatt auswerten. Der Lokführer hatte gepennt und nun drohte ihm Ungemach.


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Beim Bewerbungsgespräch:
Personalchef: "Erzählen Sie mir mal etwas über sich!"
Bewerber: "Besser nicht, ich brauche den Job wirklich!"


Fragt ein Fahrgast den Schaffner: "Wie lange hält der Zug "?
Der antwortet: "Bei guter Pflege mindestens 25 Jahre"!

Eine junge Dame fragt an einer Haltestelle einen älteren Herrn, wann denn die nächste Bahn kommt.
Tja, sag der, lange kann es nicht mehr dauern, die Schienen liegen bereits.

Ich kenne einen Bahnwitz, aber ich weiß nicht, ob der ankommt!


Früher hieß es Fahrplan und heute :Unverbindliche Abfahrtsempfehlung mit Gleisvorschlag!


In der Bahn fragt jemand seinen Nachbarn, ob der gerade einen fliegen gelassen hat. Antwortet der:“Natürlich, oder glauben Sie, ich rieche immer so“!


Was sind die vier größten Schwierigkeiten bei der Bundesbahn? Antwort : Frühling, Sommer, Herbst und Winter!


Neulich zwei Mädels in der Bahn: Ich bin so sauer auf ihn, obwohl er ja eigentlich nichts gemacht hat! Kann ich verstehen, sagt die Andere, er hätte ja auch mal was machen können! ---------------Ja genau!!